Schnell kurvt Fabian Köstlin mit seiner Apfelauflesemaschine um die Obstbäume auf den Streuobstwiesen im Kirbachtal. Bis zu sieben Tonnen Äpfel hat er damit im vergangenen Jahr in der Stunde aufgesammelt. Doch in diesem Jahr hat der qualifizierte Obstbaumpfleger aus Ochsenbach weniger zu tun. „Die Apfelernte beträgt 2019 nur rund 30 Prozent des Ertrags eines durchschnittlichen Jahres. Die Hitzeperioden, die fehlende Feuchtigkeit und der kühle Mai mit einer geringen Befruchtungsleistung der Insekten haben den Bäumen zugesetzt“, betont der Fachwart beim Obst- und Gartenbauverein Kleinsachsenheim. Zudem zeigten die Apfelbäume eine gewisse Alternanz, denn auf sehr gute Erntejahre wie 2018 folgen magere wie 2019.
Viele Äpfel fallen jetzt schon von den Bäumen und faulen relativ schnell. „Kühles, feuchtes Wetter wäre für die Reifeleistung und Haltbarkeit des Obstes jetzt sehr wichtig“, schildert Köstlin. Vor allem die Sorten „Brettacher“ mit großen, eher säuerlichen Äpfeln, „Öhringer Blutstreifling“ oder „Zabergäu Renette“ sind auf den Streuobstwiesen rund um Sachsenheim anzutreffen. Viele dieser Äpfel sind inzwischen auch bio-zertifiziert, denn einer im April dieses Jahres gestarteten Initiative haben sich über 50 Stücklesbesitzer angeschlossen. In Zusammenarbeit mit dem Unterriexinger Fruchtsafthersteller Kumpf und der Obstannahmestelle Stierle in Spielberg können Streuobstwiesenbesitzer ihre bio-zertifizierten Äpfel zu höheren Preisen verkaufen. „Im Juli und August haben wir gemeinsam mit den Inspektoren der zuständigen Bio-Zertifizierungsstelle die Wiesen genau unter die Lupe genommen, denn die ökokonforme Bewirtschaftung kann auch rückwirkend anerkannt werden“, erzählt Köstlin. Die Marktpreise, die der Unterriexinger Fruchtsafthersteller derzeit für den Doppelzentner bio-zertifizierter Äpfel zahlt, liegen bei 17 Euro. Der Preis für herkömmliche Äpfel bewegt sich derzeit aufgrund der geringen Erntemenge bei immerhin acht Euro je Doppelzentner.
„Allgemein steigt schon das Bewusstsein für die Pflege der Streuobstwiesen. Wir haben bereits Anträge für eine Bio-Zertifizierung im kommenden Jahr und freuen uns über viele weitere Interessenten“, macht der Ochsenbacher deutlich, dem der Erhalt der heimischen Kulturlandschaft so am Herzen liegt. Aber immer noch seien drei Viertel der Streuobstwiesen im Kirbachtal in keinem guten Pflegezustand. Köstlin freut sich über kleine Erfolge und hat sich mit anderen dafür stark gemacht, dass in diesem Jahr die Fördergelder im Rahmen des „Sachsenheimer Streuobstprojekts“ durch Verschiebungen erhöht wurden. Bezuschusst werden dabei die Neuanpflanzung von Hochstamm-Obstbäumen alter Sorten sowie der Pflegeschnitt der Bestandsbäume.
„Nach der Ernte, die je nach Witterung bis Anfang November andauern kann, ist die Zeit für Neuanpflanzungen gekommen. Anschließend können ältere, in Mitleidenschaft gezogene Bäume mit dem passenden Schnitt vitalisiert werden, bevor die jüngeren Pflanzen an der Reihe sind“, erläutert der Fachmann. Der Schwerpunkt der Pflanzaktionen soll in diesem Jahr auf Groß- und Kleinsachsenheim liegen, wobei auch Wiesen im Kirbachtal Berücksichtigung finden.
Aber es gibt noch ein weiteres Projekt in Sachsenheim, um das Interesse vor allem an der Apfelernte in der Bevölkerung zu erhöhen. Im Rahmen der Bürgerinitiative „Sachsenheimer Saft“ können am 7. und bei Bedarf auch am 8. Oktober in einer mobilen Saftpresse Äpfel, Birnen und Quitten ab einer Menge von rund 50 Kilogramm zu Saft verarbeitet und in sogenannte „Bags“ abgefüllt werden. 100 Kilogramm Äpfel ergeben dabei rund 60 bis 75 Liter Saft. Mit Unterstützung der Stadt führen die Mitglieder des OGV Kleinsachsenheim diese Aktion an beiden Tagen in Kleinsachsenheim auf dem Parkplatz zwischen der Mehrzweck- und der Sporthalle durch. Anmeldungen nimmt Siegfried Jauß bis spätestens Sonntag, 29. September, unter der Telefonnummer (07147) 79 16 oder per E-Mail: [email protected] entgegen.
„Ich freue mich, wenn es uns mit diesen Aktionen gelingt, wieder mehr Menschen zur Pflege ihrer Streuobstwiesen zu bewegen, denn dies hat für mich auch mit Heimatgefühl und dem Bewusstsein für die heimische Landschaft zu tun“, unterstreicht Köstlin, der im kommenden Jahr 2020 wieder auf größere Ernteerfolge bei Äpfeln und Co hofft.

Info Am 11. Oktober findet in der Brennerei Jürgen Szeibert in Ochsenbach ab 18.30 Uhr ein Aktionsabend mit Pomologievortrag, einer vielfältigen heimischen Sortenausstellung sowie einer schwäbischen Cidre-Verkostung statt.