Die Kirbachschule ist eine von zwei verbleibenden Werkrealschulen im Kreis Ludwigsburg (siehe Infokasten) Aber nicht nur weil die Schulart selten geworden ist, erfahre sie regen Zuspruch, betont Leiter Rainer Graef. Vor allem das Konzept der Schule und die daraus resultierenden guten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt seien die Gründe. „Unsere Schüler haben sehr gute Ausbildungschance“, betont er.
„Wir hängen die Berufsorientierung ab Klasse fünf schon hoch. Über Bildungspartnerschaften haben wir Kontakt mit Firmen“, erklärt Rainer Graef das Konzept. Und weiter: Überfachliche Kompetenzen werden bei uns sehr hochgehängt.“ Dazu gehört auch das Verhalten bei Praktika oder Bewerbungsgesprächen, „dass die Schüler lernen, wie sie sich in bestimmten Situationen zu benehmen haben.“. So könnten Heranwachsende, die in Lernfächern eventuell Defizite haben, über praktische Interessen punkten. Schwerpunkte werden oft in Absprache mit Bildungspaten gesetzt.
„Wenn sich die Schüler in Praktika geschickt anstellen, ist das ihr Türöffner. Ob sie in Mathe eine zwei oder drei haben, spielt dann nicht mehr die große Rolle.“ So hätten einige Schüler kein Problem, auch bei namhaften Unternehmen in der Region Vorstellungsgespräche zu ergattern. Wie an Werkrealschulen üblich, kann auch an der Kirbachrealschule der Hauptschul- oder der mittlere Bildungsabschluss gemacht werden. Letzterer ist, so der Schulleiter, zwar nicht gleichartig, aber gleichwertig, zu einem Abschluss an einer Realschule.
Pro Schuljahr gebe es für jede Stufe zwei Projektwochen. „Jeder hat so mindestens zehn Projektwochen hinter sich, ehe er von der Schule abgeht“, erklärt der Pädagoge. Im Projekt-Unterricht müssen die Schüler zudem oft Präsentationen über das Erarbeitete erstellen. „Sie lernen so auch, wie man sich in Gruppen verhält.“ In Klasse sieben gibt es beispielsweise ein Sozialpraktikum. „Wir wollen auch soziale Partnerschaften eingehen, weil auch da ein Mangel besteht. Alle jammern, dass es beispielsweise zu wenig Pflegeplätze gibt“, erklärt Graef.
Viele der Absolventen landeten später im klassischen handwerklichen, aber auch teilweise im kaufmännischen Bereich“, betont der Schulleiter, es gibt in jedem Jahrgang nur sehr wenige, die sich hängen lassen. Von den aktuellen rund 30 Absolventen gehen 15 bis 20 – mit Hauptschul- oder mittlerem Bildungsabschluss – direkt in den Beruf. Der Rest besucht weiter die Schule, macht beispielsweise ein Berufsvorbereitungs- (BVJ) oder Berufsgrundbildungsjahr (BGJ). Von diesen seien aber nur drei bis vier Schüler noch nicht reif für den Ausbildungsmarkt. „Die anderen wollen die nächste Stufe erreichen. Es gibt auch diejenigen, die merken, dass sie beispielsweise Lehrer werden wollen“, erklärt Rainer Graef. So gebe es zwei Kandidaten, die künftig aufs Gymnasium gehen wollen. „Sie haben im Lernen deutlich zugelegt, sind den anderen in den Lernfächern meilenweit voraus. Die schaffen das“, ist der Pädagoge überzeugt.
Manchmal Illusionen nehmen
Ebenso, dass die Schule noch deutlich mehr junge Menschen in Ausbildungsberufe bringen könnte: „Es rufen ständig Betriebe an. Wir rennen da offene Türen ein, weil wir junge Leute haben, die wollen“, ist Graef stolz.
Was er zugibt: „Man muss den jungen Leuten schon auch manchmal die Illusionen nehmen, wenn sie zum Beispiel sagen, sie wollen Polizist werden.“ Wobei auch das über weitere Bildungsabschlüsse natürlich möglich sei. „Es gibt immer wieder Beispiele, bei denen man sich nach zehn Jahren denkt: Schon erstaunlich, was die für eine Karriere gemacht haben. Wichtig sind die Ziele. Der erste Schritt ist meistens eine Ausbildung.“
Natürlich sei auch die Arbeit mit dem Jobcenter wichtig. Beispielsweise nehme die Schule das Programm AsS – Ausbildung statt Stütze – in Anspruch.
Die Werkrealschulen im Landkreis Ludwigsburg
Vergangenes Schuljahr gab es im Landkreis noch 11 Werkrealschulen. Das sagt Anita Kermisch, Stellvertretende Amtsleiterin des Staatlichen Schulamts Ludwigsburg. Die Kirbachschule Hohenhaslach und die Hirschbergschule in Ludwigsburg sind dabei die die einzigen, die noch fünfte Klassen bilden dürfen.
„Insgesamt ist die Zahl der Werkrealschulen rückläufig, weil die Schulform von den Eltern nicht mehr angenommen wird“, erklärt Anita Kermisch auf BZ-Nachfrage. Bei den auslaufenden Werkrealschulen gebe es die Möglichkeit, dass diese zu reinen Grundschulen umgewandelt werden. msc