Die Aufregung und Empörung im Internet ist groß: CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer will die freie Meinungsäußerung einschränken, heißt es dort. Was sagen CDU’ler aus der Region zum Rezo-Video und den Nachwehen? Eine Partei, zwei Altersklassen – und nicht immer die gleiche Meinung.

Das umstrittene Rezo-Video:

Youtube

Michael Donth:

Der Bundestagsabgeordnete Michael Donth hat sich nur die „ersten paar Minuten“ des Rezo-Videos angeschaut. Er findet es etwas „seltsam“, dass scheinbar alle problemlos ein 55-Minuten-Video schauen, dass die 11-seitige CDU-Antwort auf das Video dann aber als zu lange bewertet wird.
Die Zensur-Debatte, die nach den Äußerungen von Annegret Kramp-Karrenbauer und Innenminister Thomas Strobl nun losgebrochen ist, kommentiert er mit: „Heller Blödsinn.“ Den Zeitpunkt habe AKK „taktisch unklug“ gewählt – so kurz nach der CDU-Wahlschlappe könne das schon wie das beleidigte Aufbäumen der gebeutelten Christdemokraten wirken. „Aber dass man die Frage aufgreift, wie setze ich eigentlich Verhaltenskodexe im Netz um, das ist absolut berechtigt“, findet Donth. Schließlich gelten vor einer Wahl auch bei etablierten Medien bestimmte Regeln, sagt er weiter: So berichte eine Zeitung ja auch nicht nur über eine Partei. Und so würden auch Leserbriefe ein paar Tage vor der Wahl nicht mehr abgedruckt.
Dass die CDU den Anschluss an viele junge Wähler verloren hat, ist auch für Donth ein Fakt. „Wir müssen uns stärker darauf einstellen, in Zukunft auf solche Formate zu reagieren – und auch mit ihnen zu agieren“, sagt er. Dass die CDU auch auf lokaler Ebene eingebrochen ist, schiebt er nicht auf das Rezo-Video. Vielmehr auf den allgemeinen Trend, dem sich eben auch Reutlingen nicht entziehen konnte. „Wir haben auf lokaler Ebene gute junge Leute auf den Listen gehabt“, betont Donth.

Felix Mayer:

Einer davon ist Felix Mayer aus Pfullingen. Der 23-Jährige ist in der kommenden Legislaturperiode mit Abstand der jüngste Kreisrat in Reutlingen, im Pfullinger Gemeinderat tritt er schon seine zweite Amtszeit an. Das Rezo-Video hat er komplett angeschaut. Seine Meinung: „Jeder darf sagen, was er will – auch vor der Wahl.“ Mayer kritisiert den Youtuber aber für seine Zuspitzungen und die einseitige Betrachtung vieler Themen: „Außerdem hat die CDU in Deutschland nie alleine regiert.“
Was die Klimapolitik, „Fridays for Future“ und Artikel 13 betrifft, findet der 23-Jährige eindeutig: „Damit ist die CDU sehr schlecht umgegangen.“ Wie seine Partei auf das Youtube-Video reagiert hat, sei ebenfalls nicht gelungen. „Schnellschussreaktionen und falscher Aktionismus sind gar nicht gut.“ Und AKKs Äußerungen? „Das hätte sie so nicht sagen dürfen“, ist seine Meinung. Für kommende Wahlkämpfe erhofft sich Mayer mehr Austausch zwischen den jüngeren und den älteren CDU’lern in puncto Internet. Und dass sich die Christdemokraten wieder auf die Themen besinnen, in denen sie stark sind: Bildung, Arbeitsplätze, Wirtschaft. „Das Klimathema haben wir aus der Hand gegeben.“Indes hat der Netz-Shitstorm eine neue Stufe erreicht: Zwei Youtuber haben eine Petition mit dem Titel „Keine Zensur unserer Meinungsfreiheit, Frau Kramp-Karrenbauer“ gestartet, mehr als 50 000 Menschen haben bislang (29. Mai) unterzeichnet.

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