Nach über 32 Jahren im Gemeinderat hat Rainer  Buck sein Mandat als Stadtrat der Grünen und Unabhängigen zum 31. Juli niedergelegt. Zurück aus dem Urlaub ließen wir ihn in einem Gespräch auf die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte zurückblicken. Es werde ihm nicht leichtfallen, das kommunalpolitische Geschehen von der Seitenlinie aus zu beobachten, räumt er freimütig ein. Den Beschluss, kürzer zu treten, hatte der 61-jährige Diplom-Volkswirt vor einem Jahr gefasst und beibehalten.
32 Jahre im Kommunalparlament sind eine lange Zeit. „Man hat uns sehr widerwillig aufgenommen. Wir sind anfangs extrem ausgegrenzt worden“, erinnert sich Buck. Oberbürgermeister Dr. Manfred Oechsle und viele Gemeinderäte hätten gar nicht  verstanden, was die Grünen wollten. Sie hätten Angst gehabt, dass der Einsatz für die Umwelt der Wirtschaft schade. Erst nach und nach habe sich das Verhältnis gebessert. Auf der Gegenseite sei es damals für die Grünen um einiges leichter gewesen, ihre Positionen zu vertreten.
Eine gemeinsame Pressekonferenz mit der CDU zum Thema Radfahren, wie es sie unlängst gab, wäre damals undenkbar gewesen, betont der 61-Jährige. Dies verdeutliche auch, dass „grüne Themen“ in die Mitte der Gesellschaft und der Kommunalpolitik vorgedrungen seien. Nicht nur bei den Radwegen, auch bei Stadtplanung und -entwicklung hätten ökologische Aspekte zunehmend an Bedeutung gewonnen. Und auch der Hinweis auf die Schuldenproblematik der Kommune, das Eintreten für eine nachhaltige Finanzpolitik habe Niederschlag bei den anderen Fraktionen gefunden. Stolz ist Buck darauf, was im Bereich der Kultur erreicht worden ist – von der breiten Akzeptanz für die Arbeit des franz.K über den Tonne-Neubau bis zu den Zuschüssen für das Programmkino Kamino.
Und auch mit der Stadthalle hat der ehemalige Stadtrat seinen Frieden gemacht. Er sei nicht gegen die Halle an sich gewesen, stellt er im Gespräch klar. Vielmehr sei es darum gegangen, dass sie ein „großes Finanzproblem für unsere Stadt ist“. So sei sie bis heute ein „Hemmschuh für den Ausbau der Infrastruktur in anderen Bereichen.“ Als positiv wertet er, wie sich die Achalmstadt in Sachen Kinderbetreuung entwickelt hat – auch wenn derzeit Plätze für Überdreijährige fehlten: Das sei zwar unerfreulich, aber lösbar. Die schwierigere Aufgabe bestehe darin, Erzieherinnen und Betreuer zu finden.
Erhebliche Defizite macht Buck in der Verkehrspolitik aus. Hier spricht sich der Ex-Stadtrat für eine stärkere Förderung des ÖPNV, von Radfahrern und Fußgängern aus. Autos müssten zurückgedrängt, dürften aber nicht „verteufelt“ werden. Buck setzt hier auf den Umweltverbund und die Regionalstadtbahn.
Als derzeit „größte Baustelle“  der Achalmstadt hat der Diplom-Volkswirt die Lage auf dem Wohnungsmarkt ausgemacht. Hier sieht er die GWG, die eine herausragende Rolle in der Wohnraumversorgung für Leute mit wenig Geld spiele, in der Mitverantwortung: „Die GWG hat in den letzten zehn bis 20 Jahren zu wenig gemacht. Man wird bei der GWG zum Bittsteller degradiert, kritisiert Buck. Die Gesellschaft müsse sich neu aufstellen, ihre Kultur im Umgang mit den Mietern verbessern.
Die gewonnene Freizeit will Buck für „Dinge nutzen, die sonst zu kurz gekommen sind“. Dazu gehört belletristische Literatur – der 61-Jährige hat eine Schwäche für Milan Kundera, aber auch für die Philosophie: Hier hat es ihm Hannah Arendt angetan. Zudem ist ein Sprachkurs Italienisch geplant.
Ganz aus der Politik hat sich Buck nicht verabschiedet. Dem Reutlinger Kreistag wird er bis ins Jahr 2019 erhalten bleiben. Noch ist völlig offen, ob der Landtag bis dahin über den Reutlinger Antrag auf Bildung eines eigenen Stadtkreises entschieden hat.