Willkommen im Club! Nein, der 1. FC Nürnberg ist nicht gemeint, denn da kommt ja jeder rein. Gemeint ist jener erlauchte Kreis, zu dem gemeine Spitzenfunktionäre gemeinhin keinen Zugang haben. Selbst hochdekorierten Vereins-Ikonen wie Uli Hoeness und Franz Beckenbauer bleibt jener Zugang verwehrt, der Ralph Hamann gewährt wurde: Der Vorsitzende des SV Nersingen ist in den „Club 100“ des Deutschen Fußball-Bundes aufgenommen worden.
Und das will was heißen. Eine Ehre, die in der Tat nur den wenigsten der 1,7 Millionen im deutschen Fußball freiwillig und unentgeltlich Tätigen zuteil wird. Gerade mal 100 Menschen sind es, die der Verband wegen ihres außerordentlichen Einsatzes für die Sache als würdig erachtet, ein Jahr lang dem Elitezirkel anzugehören. Dementsprechend macht Hamann auch kein Hehl aus seiner Freude über den höchsten Ehrenamtspreis, den der DFB zu vergeben hat: „Das ist schon ein Ritterschlag. Davor kommen nur noch der Oscar, der Friedensnobelpreis und das Bundesverdienstkreuz.“
Ansonsten ist der Rundfunkredakteur kein Freund der lauten Töne, und schon gar keiner des Eigenlobs. Was er für den Fußball und den Breitensport tut, macht er ohne Getöse. Etwas in der und für die Gemeinschaft nach vorne zu bringen, ist ihm ein echtes Anliegen. Der 52-Jährige sieht im Ehrenamt auch kein Märtyrertum. „Ich finde, dass zu viel gejammert wird“, wünscht sich ein Umdenken. „Die grundsätzliche Haltung muss eine andere sein, denn es ist eine Ehre und kein Amt.“
Teamfähigkeit beweisen
Viel zu häufig werde alles als Belastung hingestellt, anstatt die positiven Seiten zu sehen. Vor allem den Gewinn, der durch dieses Engagement erzielt werde. Abgesehen von der Möglichkeit, über kurze Entscheidungswege im Idealfall schnelle Erfolge sehen zu können, vermittle die ehrenamtliche Arbeit auch Fähigkeiten, die im Berufsleben gefragt seien: „Man muss Teamfähigkeit beweisen, Flexibilität zeigen und seine Standpunkte vertreten - so leicht, wie im Verein, lernt man das nirgends. Ganz abgesehen von den vielen Kontakten, die man knüpfen kann“
Obendrein gebe es durchaus ein gutes Gefühl aus eigener Kraft etwas geleistet zu haben, erinnert sich der einstige Mittelfeldspieler und Außenstürmer an die Arbeitseinsätze in der Jugend, die das Team zusammengeschweißt habe. Vor allem bei der legendären fünftägigen Berlinreise, die zu finanzieren Sperrmüll gesammelt wurde. Dieser Geist ist dem SV Nersingen mit seinen fünf Sparten geblieben, weshalb Hamann den DFB-Preis auch als Auszeichnung für seinen Verein versteht, dem er nunmehr seit 20 Jahren vorsteht. Nur gemeinsam waren die Projekte der Vergangenheit zu stemmen – etwa die Investition von 70 000 Euro in die Fußballanlagen. „Dafür ist die Tribüne jetzt überdacht, und wir haben uns eine Flotte von Mährobotern angeschafft“, inklusive Beregnungsanlage. Die Zeiten, als das Terrain in Nersingen „als der schlimmste Sportplatz verrufen war“, sind längst vorbei.
Die kickenden Zeiten des blonden Mittelfeldmotors mit der Bernd-Schuster-Mähne sind zwar ebenfalls vorbei. Sportlich ambitioniert ist er dennoch, nachdem er schon einen Halbmarathon hinter sich hat: „Ich würde gerne mal beim Einstein-Marathon angreifen.“ Außerdem ist er „begeisterter Skifahrer“.
Champions League für Amateure
Neben seinem Job bei Radio 7 und dem Vereinsvorsitz ist Ralph Hamann als Stadionsprecher und Moderator auf diversen Fußballplätzen zugange – vom Erdinger Meistercup, der „Champions League für Amateure“ bis zu Jugend- und Frauen-Länderspielen. Und ganz nebenbei unterstützt er den SSV Ulm Fußball noch ein wenig in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Ralph Hamann schafft es, Familie, Job und Ehrenamt zeitlich unter einen Hut bringen. Und das auch noch ohne Hilfe. Wobei – er hat einen Zwillingsbruder.…