Applaus! Die 16 Freidemokraten, die sich am Sonntagabend in der Post in Schwaighofen versammelt haben, feiern die erste Hochrechnung um 18 Uhr. „Die FDP kann sehr zufrieden sein“, sagt Stimmkreis-Kandidat Richard Böhringer, „das ist besser als prognostiziert“. Zufrieden sei er vor allem, dass das Ergebnis in Bayern ebenso hoch sei wie im Bund.
Die Aufgabe für Orts- und Kreisverbände sei nun, die nach dem Bundestags-Aus vor vier Jahren halbierte Basis wieder zu stärken, ergänzt Kreisvorsitzender Michael Zimmermann. Das gute Abschneiden der AfD stimme „nachdenklich“, sei aber so „zu erwarten“ gewesen und mahne dazu, eine „soziale“ Politik zu machen. Böhringer: „Schwache und Kranke dürfen nicht durchs Raster fallen.“ Gleichwohl müsse der, der mehr leistet, auch besser gestellt sein dürfen. Und Deutschland brauche endlich ein Einwanderungsgesetz. Böhringers Tochter Maite, die den Wahlkampf im Landkreis maßgeblich gemanagt hat, sieht in der sich abzeichnenden Jamaika-Koalition eine echte Chance: „Das könnte ein Zeichen an die AfD sein, dass mit FDP und Grünen zwei Parteien, die im Wahlkampf konträr zueinander gestanden sind, jetzt zusammenstehen.“ Die Grünen könnten die Umweltaspekte in die Koalition einbringen, die FDP eher die Stimme der Wirtschaft.
Gute Stimmung herrscht am Sonntagabend auch bei der Linken, die sich in Pfuhl versammelt hat: Die Partei hat im Bund im Vergleich zu 2013 zugelegt, und vor allem in Bayern mehr als fünf Prozent der Stimmen geholt. Das bedeutet, dass die Linke bei der nächsten Kommunal- und Landtagswahl antreten darf, ohne Stützunterschriften zu sammeln, sagt Stimmkreis-Kandidat Elmar Heim. „Endlich müssen wir uns nicht mehr bei Minusgraden auf die Marktplätze stellen.“ Kreisvorsitzender Stefan Balkheimer sieht in dem Ergebnis die Bestätigung, dass man „jahrelang“ gute Arbeit geleistet habe. „Wir haben offenbar nicht alles falsch gemacht. Nur mit Protestwählern kannst du ein Ergebnis nicht ausbauen.“ „Ganz schlimm“ sei hingegen der Einzug der AfD in den Bundestag, meint Kreisvorsitzender Stefan Balkheimer. Heim nennt das Ergebnis „eine düstere Angelegenheit“ und wundert sich, dass in den Augen vieler Deutscher Protest offenbar plötzlich rechts sei. Mit der AfD im Bundestag oder in der Regierung steige doch nicht plötzlich die Rente für jene, die kaum genug zum Leben im Alter haben. Eher das Gegenteil sei zu befürchten, weil von der Partei so gewollt.
Von einem „sensationellen Wahlsieg“ der AfD spricht der Neu-Ulmer Kandidat Gerhard Großkurth. Seine Partei sei nun die einzig echte Opposition im Bundestag. Seine Freude werde „getrübt“ von den Reaktionen der anderen Parteien. Deren Protagonisten verbreiteten „pure Hetzreden“ gegen AfD-Mitglieder. Den Einwand, dass AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland davon spricht, er wolle Angela Merkel „jagen“, wehrt Großkurth ab: „Jagen ist wertneutral.“
Nicht nur im Bund kann sich Großkurth in vier Jahren ein doppelt so hohes Wahlergebnis für die AfD vorstellen, auch in Bayern werde die Partei weiter zulegen. Die CSU sei schließlich die einzige rechtspopulistische Partei in Deutschland: Vorsitzender Horst Seehofer verspreche ständig etwas, das er nicht halten könne. „Diese Täuschung konnte nicht ewig funktionieren.“