Es wurden mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als vor einem Jahr um diese Zeit – und gleichzeitig meldet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben, dass jeder dritte Ausbildungsbetrieb keine oder keine geeigneten Bewerber findet. Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. Zur aktuellen Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt gehören beide Phänomene: Die Unternehmen bieten viele Lehrstellen an, „der Hunger ist groß“, sagt IHK-Experte Oliver Heckemann.
Im Landkreis Neu-Ulm wurden 461 Ausbildungsverträge unterschrieben, das bedeutet einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Mitunter wurden gute Bewerber auch dann noch angenommen, wenn eigentlich gar keine weitere Stelle geplant war. Mehr Azubis gibt es insbesondere in technischen Ausbildungsberufen: als Industriemechaniker, Mechatroniker, Elektriker. „Das ist klassisch für eine Industrieregion wie Westschwaben.“

Gesucht: angehende Verkäufer

Gleichzeitig zählt die Kammer in der Region Neu-Ulm 59 unbesetzte Stellen, zum Beispiel als Berufskraftfahrer, Einzelhandelskaufmann oder Verkäufer. Um Azubis ist ein Wettbewerb entbrannt, viele Ausbildungsbetriebe finden gar keinen mehr. Es sind die kleinen Betriebe, die oft leer ausgehen, berichtet Heckemann. Und die kleinen Unternehmen sind es, die das Gros der 5000 Ausbildungsbetriebe im Kammerbezirk ausmachen.
Die IHK Schwaben setzt auf die gezielte Ansprache von Schülern, Abiturienten und Studienabbrechern, sie versucht Jugendliche ohne Ausbildung, Flüchtlinge und Migranten für das duale Ausbildungssystem zu gewinnen. Und die Kammer wird nicht müde zu betonen, dass eine Lehre attraktiv sein kann. Heckemann spricht sogar von „spannend“, weil Azubis auch an der Digitalisierung teilnehmen können. „Das ist wie ein Thinktank.“