Wer in den letzten winterlichen Tagen am Sendener Bahnhof ein- oder ausgestiegen ist, kennt das Problem: Auf dem Steg, über die Reisenden auf den zweiten Bahnsteig kommen, schneit und windet es, es gibt keinerlei Schutz. Das könnte anders werden: „Die Bahn wäre jetzt bereit, eine Überdachung zu bauen“, sagte Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf während der Haushaltsberatungen im Hauptausschuss des Stadtrats. Dies sei etwas, was sich viele Leute wünschten.
Finanziert werden soll der Bau gemeinsam von Bahn, Freistaat und Stadt Senden, die Stadt sei für die letzten 17 Meter vom Mittelbahnsteig nach Osten zuständig, was 115 000 Euro kosten soll. Mit dem Haushalt 2023 hat das Projekt allerdings nichts zu tun, erst 2024 soll gebaut werden.
Regina Rusch (SPD) merkte an, dass eine Überdachung manche Leute dazu einladen könne, sich unnötig lange auf dem Steg aufzuhalten. Sie sehe jedoch die Notwendigkeit des Daches, auch weil der Steg dann nicht mehr von Schnee und Eis geräumt werden müsse. Die Räte stimmten dem Bau mehrheitlich zu.
Im Vergleich zu anderen Projekten, welche der Stadt in den nächsten beiden Jahren bevorstehen, ist der Steg nur ein kleiner Baustein. Mit insgesamt 80 Millionen Euro hat der Haushalt ein echtes Rekordvolumen. „Das hat die Stadt noch nie erreicht und wird es hoffentlich sobald auch nicht wieder“, sagte Schäfer-Rudolf. Im vergangenen Jahr betrug das Volumen 69 Millionen Euro.  

Viel Geld für Schulen

Mit dem Schulneubau an der Langen Straße sei der Haushalt ein klares Bekenntnis zur Bildung. „Dieses Credo zeichnet die Stadt schon lange aus.“ Bildung sei eine Investition in die Zukunft, für die Kinder der Stadt. „Darum schränken wir uns in anderen Gebieten ein.“ Für den Grundschulbau sind allein im laufenden Jahr fast elf Millionen Euro Kosten eingeplant, die Gesamtausgaben für die Schule mit Einfachturnhalle und Pausenhalle betragen laut aktuellem Stand 17, 6 Millionen Euro. Hinzu kommen dann noch 650 000 Euro für die innere Erschließung des Schulzentrums und zehn Millionen Euro für den Bau der neuen Dreifach-Sporthalle (2023: vier Millionen Euro). Für die EDV-Ausstattung der Wirtschaftsschule werden 2023 175 000 Euro bereitgestellt.
Über eine Million Euro werden in diesem Jahr für die Erweiterung des städtischen Kindergartens in Ay benötigt (Gesamt: 1, 9 Millionen Euro). Große Investitionen gibt es auch im Bereich des ÖPNV bei der Neugestaltung des Bahnhofsumfelds, die Ende 2023 starten soll. Hierfür sind im nächstjährigen Haushalt sechs Millionen Euro vorgesehen.
Ein weiteres Großprojekt ist der Neubau der Unterkunft für Wohnungslose für eine Million Euro. Für 750 000 Euro soll die Brücke an der Borsigstraße saniert werden – der Oberbau, die so genannten Kappen seien komplett marode, das Geländer krumm und schief, sagte Stadtbaumeister Jörn Marx. 600 000 Euro betragen die Kosten für die Erschließung des Gewerbegebiets Florianstraße III.

Getrübter Blick

Der Blick auf das kommende Jahr sei getrübt, sagte Bürgermeisterin Schäfer-Rudolf. Es liege eine Zeit vor der Stadt, in der man viele Begehrlichkeiten abwenden müsse. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Stadt wird zum Ende dieses Jahres 1332 Euro betragen. „Aber ab 2025 geht es hin zu einem Haushalt mit normalen Maßstäben.“  Am kommenden Dienstag soll der Haushaltsplan im Stadtrat erlassen werden.

„Unschöne Entwicklungen“

Der Verwaltungshaushalt der Stadt Senden beträgt für das Jahr 2023 52,4 Millionen Euro. Der Vermögenshaushalt beträgt 27,8 Millionen Euro.
Ein großer Posten im Verwaltungshaushalt sind die Personalkosten mit rund 13,9 Millionen Euro. „Unschöne Entwicklungen“ wie Lieferengpässe und gestiegene Energiekosten hätten die Stadt „mit voller Wucht“ getroffen, sagte Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf. sft