Hotelburgen, so weit das Auge reicht. Menschenmassen am Strand und im Meer. Bezogen auf ihre Einwohnerzahl hat die spanische und vor allem bei Briten beliebte Touristenmetropole Benidorm die größte Hochhausdichte der Welt. Urlaubsparadies oder Moloch? Da gehen die Meinungen auseinander. Aber ein Werturteil fällen, das ist das Letzte, was Danny Franzreb mit seinen Fotos will.
Danny Franzreb: Foto-Reise nach Benidorm
Der 41-Jährige, im Hauptberuf Professor für Mediendesign an der Hochschule Neu-Ulm (HNU), ist schlichtweg fasziniert von „urbanen Landschaften“, wie er es ausdrückt. Tausende Fotos von Häuserschluchten und Stadtsilhouetten hat er in den vergangenen Jahren gemacht, war dazu unter anderem in Hongkong, New York und Athen. Nach Benidorm verschlug es ihn eher zufällig vor fünf Jahren am Rande eines Familienurlaubs. Doch die massentouristische Szenerie dort beeindruckte ihn so sehr, dass er 2017 noch einmal allein hinflog und fünf Tage nichts anderes tat, als auf den Auslöser zu drücken.
Nicht planlos. Über eine 3-D-Map von Google Earth hatte er sich vorher durch die Stadt an der Costa Blanca gezoomt und die für ihn interessantesten Perspektiven ausgelotet. „Ich mag die Möglichkeit, nach grafischen Kriterien an Fotos heranzugehen und trotzdem Szenen zu zeigen“, sagt Franzreb.
Urbane Landschaften faszinieren ihn deshalb, weil sie etwas über unsere zivilisatorische Zukunft aussagen. Immer mehr Menschen zieht es in Städte und Metropolen, bis 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in urbanen Zentren leben. So viel Verdichtung ist auch Franzreb nicht ganz geheuer. Aber in eben diesem Spannungsfeld zwischen einem eher düsteren Szenario und einem ästhetisch ansprechenden Foto liegt für ihn der Reiz. „Man versteht eine Botschaft nur, wenn man ästhetisch berührt wird.“
Fotoredakteure der New York Times und des Wall Street Journals zeichnen Franzreb aus
Berührt war Franzreb auch, als er vor wenigen Wochen mit dem „Emerging Photography Award 2019“ ausgezeichnet wurde. Unter hunderten Beiträgen hatte eine hochkarätig besetzte Jury, zu der unter anderem Fotoredakteure der „New York Times“ oder des „Wall Street Journal“ gehörten, seine aus fünf Fotos bestehende Serie „Benidorm“ ausgewählt. Gemeinsam mit den Werken von 30 weiteren Fotografen wurden sie im Januar in der Aperture Gallery in New York, einer der renommiertesten Galerien der USA, ausgestellt.
„Das ist schon eine große Ehre“, sagt Franzreb. Mit am schwierigsten sei für ihn die Auswahl der Bilder gewesen, schließlich waren beim Spanien-Trip über 1000 Aufnahmen entstanden. Zur Ausstellung in New York ist Franzreb nicht geflogen, „obwohl ich gerne dabei gewesen wäre“. Aber erstens war an der HNU heiße Semesterendphase. Und zweitens sei es in Zeiten der Klimaerwärmung sinnvoll, nicht so oft zu fliegen – schon gar nicht für einen Kurztrip.
I