Seit einer Woche hat die Alte Mühlenscheuer, ein Café mit Frühstücksangebot und Mittagsnacks sowie einem Hofladen mit regionalen Lebensmitteln, in der Gomadinger Ortsmitte geöffnet. Eigentümerin ist die seit 50 Jahren ortsansässige Bäckerei Glocker. Mit Hilfe von Fördergeldern ist die bisherige Verkaufsstelle des Familienbetriebes in dritter Generation in die historische Mühlenscheuer umgezogen. Dadurch wurde die Ladenfläche erweitert und es ist eine Schaubäckerei dazugekommen.

Familie hat Mut bewiesen

Ein finanzieller Schritt, der den Glockers in den vergangenen Monaten viele schlaflose Nächte bereitet hat. Das machten der Senior- und der Juniorchef am Samstagabend deutlich, als der Neubau mit viel lokaler Prominenz und Politikern aus dem Bundes- und dem Landtag gefeiert wurde.
Gerade mal 17 Monate dauerte es vom Baubeginn bis zur Eröffnung, erinnerte Klaus Glocker. Auch wenn der Blick auf den aktuellen Kontostand ihm Kopfzerbrechen bereite, sei er stolz auf seine Familie, die den Mut bewiesen habe, dieses Projekt anzupacken. Treibende Kraft sei sein Sohn Simon gewesen, der ihm ins Gesicht gesagt habe, dass der alte, nur 100 Meter weit entfernte Stammsitz, nicht mehr zeitgemäß sei.
„Es war ein langer und steiniger Weg bis zur Eröffnung“, räumte Simon Glocker ein. „Die vergangenen Monate waren für alle nicht einfach gewesen“. Dazu beigetragen hätten der Brandschutz, die Denkmalpflege und das Wasserwirtschaftsamt. Glocker bedauerte, dass oft die nötige Kompromissbereitschaft gefehlt habe. „Ich habe lange nicht daran gedacht, dass wir doch noch eines Tages in einem solchen Ambiente sitzen werden.“

Nur mit Zuschuss möglich

Bei dieser Gelegenheit dankte er dem Leader-Programm zur Förderung von Projekten im ländlichen Raum sowie dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), von denen er zusammen rund 300 000 Euro Unterstützung bekommen habe. „Ohne diese Zuschüsse wäre dieses Projekt nicht denkbar gewesen.“ Summa summarum hat alles zusammen etwa 2,5 Millionen Euro verschlungen.
Gut angelegtes Geld, sagte Landrat Thomas Reumann, der gleichzeitig Vorsitzender der Leader-Aktionsgruppe Mittlere Alb ist. Er überreichte die Leader-Plakete und lobte die Verbindung aus Tradition und Innovation. Hier zeige sich, „was Menschen mit Leidenschaft und Mut alles bewegen können“.

Leuchtturm-Projekt

Reumann sprach von einem „Leuchtturm“ und nannte die Alte Mühlenscheuer „ein städtebauliches Sahnestück von besonderer Bedeutung“. Bei den Glockers könne er keinen Stillstand erkennen. Im Gegenteil: „Da geht es weiter.“ Die Bäckerei führe traditionelle Backkultur, Innovation und den Heimatgedanken zusammen.
Dem stimmt Bürgermeister Klemens Betz voll und ganz zu. „Heute ist ein Freudentag für Gomadingen“, sagte er mit Stolz. Nicht nur er, sondern auch die Bürger seien stolz auf die Alte Mühlenscheuer, die den Ortskern immens aufwerte. „Wir haben jetzt das schönste Bäckercafé im ganzen Landkreis Reutlingen.“ Die Vier-Sterne-Gemeinde habe mit diesem neuen „Genussplatz“ den fünften Stern redlich verdient, so der Bürgermeister.

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Meter entfernt vom Stammsitz der Bäckerei Glocker hat die Familie jetzt ihre Mühlenscheuer gebaut. Landrat Thomas Reumann überbrachte am Samstag die Leader-Plakette.