Also eines ist sicher: Ausdauer haben die „Stöckberg-Hannes“ sowie die „Bondschuh“, ihr Publikum allerdings genauso. Am Freitagabend stieg der 25. Bürgerball in der proppenvollen Schwörer-Kantine, und jede der wirklich tollen Darbietungen wurde mit donnernden Zugaberufen und begeistertem Applaus von den Zuschauern belohnt. Kein Wunder also, dass der eigentlich für Mitternacht vorgesehene Schlusspunkt erst eine Stunde später gesetzt wurde. Den Gästen war das völlig egal, die blieben noch darüber hinaus gerne sitzen und feierten gemeinsam mit den Narren weiter.
„Wenn älle sich in Schale schmeißet ond om die beschte Plätze reißet, dann isch es endlich soweit: für den Oberstetter Bürgerball isch es Zeit“, reimten zur Begrüßung die beiden Narrenmeister Claudia Schmid und Adrian Zeller, der ansonsten gemeinsam mit Narrenurgestein Tobias Riedinger durch das abwechslungsreiche Programm führte. „In dene 25 Bürgerbälle hend mir 337 verschiedene Akteure, die heut no gar et mit zählt, auf dr Bühne ghett“, bilanzierte der als Erstes. Dann folgten Gag auf Gag oder zum Brüllen komische Sketche.
Los ging es wie immer mit dem Maskentanz, natürlich zur Live-Musik der Lumpenkappelle. Der Prinz fehlte genauso wenig wie der Jäger, die Zwerge, der Spiegel, die schöne Königin sowie das noch viel schönere Schneewittchen, im von den Bondschua auf ihre ganz eigene witzige Art dargebotenen Märchen.
Die „Thenis“, Theresa Buck und Nicole Raach waren „in eigener Angelegenheit do, weil die Theresa, isch auf dr Suche nach einem Mann“. Am besten doch vielleicht mit Hilfe einer Paarvermittlungsbörse im Internet, oder? „Die hübsche do im Saal dürfet au ganz analog so wie früher nach vorne komma und ihre Liebesbekundunga abgeba“. Dabei machte sich Theresa auch Gedanken für den Fall einer Schwangerschaft. „S’isch ungerecht, dass immer d’Fraua d’Kinder krieaga müasset“, sage ihre Tante Helga. „Zum Gegazug sollte jedes Mol, wenn a Frau a Kend kriagt, dr Mo an Ziegelstoi quer scheißa müaßa“.
Der Narrensoma zog seine Mitmenschen wieder gekonnt durch den Kakao. „Lustig, witzig, peinlich, doof, nicht zu glauben, vergesslich, ohgschickt, Katastroph“, reimten die acht jungen Narren couragiert und ohne Scheu.
„Dr. MaJo“, Jonas Rudolf, Matthias Baier und Jakob Riedinger, hatten eindeutig die Lösung für das Klimaproblem: „Fridays for Freibier“. Weil wenn man nur noch von Montag bis Mittwoch zum Arbeiten ginge, produziere man dadurch zwei Drittel weniger Treibhausgase, weil „dia ganze Fabrika ja bloß no zwoi Dag laufet“.
Musikus Matthias Gaiser alias Eugen erzählte pikante Witze, sang seine Schwabenhymne und sorgte mit manchem Seitenhieb für beste Unterhaltung. Kunterbunte Tänze verschiedenster Couleur sorgten für einen Augenschmaus nach dem nächsten.
Als Highlight gegen Ende der kurzweiligen Sitzung erwies sich „Doktor Tobi, ein wohlhabender Mediziner und Oberstettens Antwort auf den Bergdoktor“. Nach 46 Semestern fertig geworden, bin „i jetzt alleinherrschender Chef und Doktor in unserm Hohensteiner Gesundheitszentrum“. Schließlich bedeute der vom Schultes ausgedachte PORT nichts anderes als „professionelle Onderstützung durch Riedingers Tobi“.
Befreit von der ärztlichen Schweigepflicht erzählte der etwas skurrile Mediziner den „einen oder anderen Anwendungsfehler seiner interessanten und spannenden Patienten“, hatte den wichtigen Rat parat: „Trinket jeden Obend drei Viertela, no schlofat ihr wie en Stoi“, und sang zum Schluss ziemlich schräg sein Hohensteiner Doktorlied.
Die Oberstetter Dorfmusikanten begleiteten den kurzweiligen Abend musikalisch und sorgten auch nach dem Programm noch lange für Stimmung.