Es ist nicht immer alles so einfach wie es manchmal scheint. Wenn Finanzchef Tim Scheible und Bürgermeister Reinhold Teufel über den – heuer bereits zum zweiten Mal nach dem Neuen kommunalen Haushaltsrecht (NKHR) erstellten – Haushaltsplan reden, könnte man denken, die beiden haben sich das 380 Seiten dicke Planwerk ganz locker aus dem Ärmel geschüttelt. Tatsächlich aber wurde hierfür wochenlang gerechnet, geplant und mit Zahlen jongliert. Denn eines ist das neue System ganz sicher nicht: einfach. Dies ist wohl auch der Grund dafür, warum Bund und Land sich dazu entschieden haben, nicht auf die doppelte Buchhaltung (Doppik) umzustellen. „Dem Land, das alle Kommunen zum NKHR verknackt hat, ist es selbst zu kompliziert“, beschwerte sich Reinhold Teufel bei der jüngsten Sitzung der Pfronstetter Gemeinderäte – wie üblich mit schelmischem Grinsen im Gesicht.
Nach derzeitigem Stand wird der Ergebnishaushalt 2020 ein negatives ordentliches Ergebnis in Höhe von 8,57 Millionen Euro aufweisen. Dieses kommt zustande aus 3,9 Millionen Euro an Erträgen gegenüber 12,5 Millionen Euro an Aufwendungen. Ein Minus ist auch im Finanzhaushalt geplant: 12,6 Millionen Euro Miese haben die Experten hier eingeplant. Die liquiden Mittel reduzieren sich folglich im Laufe des Jahres von 17,4 Millionen Euro auf 4,8 Millionen per 31. Dezember.
Doch nun zu den positiven Zahlen. Bereits seit 2011 konnte der Schuldenstand der Gemeinde kontinuierlich gesenkt werden. Ende 2018 standen noch 333 545 Euro in der entsprechenden Spalte, zum diesjährigen Jahresende sollen es noch knapp 85 000 Euro sein. Umgerechnet auf die 1523 Einwohner läge der Schuldenstand pro Kopf somit bei 56 Euro. „2023 schaffen wir es dann unter die 50 000 Euro-Grenze“, freute sich Kämmerer Scheible.
Eine erfreuliche Entwicklung zeichnet sich bei den Steuereinnahmen ab. Bei der Grundsteuer A und B kann die Gemeinde mit rund 60 000 beziehungsweise 150 000 Euro und bei der Gewerbesteuer mit 1,53 Millionen Euro rechnen. Dabei sind die Hebesätze seit 1999 konstant geblieben. Der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer liegt bei 864 456 Euro.

Zahlreiche Investitionen geplant

Auf der Ausgabenseite und der To-do-Liste haben sich die Pfronstetter große Projekte auf die Fahne geschrieben. Ganze 4,5 Millionen Euro befinden sich im Investitionstopf der Gemeinde. Für den Neubau des Dorfgemeinschaftshauses in Aichelau beispielsweise sind 770 000 Euro reserviert, die Erweiterung des Kindergartens ist mit 350 000 Euro angesetzt, Grunderwerb und Sanierung der Rose in Pfronstetten werden 410 000 Euro verschlingen und auch die Beteiligung „ENBW vernetzt“ schlägt mit 450 000 Euro zu Buche. Wichtig ist dem Verwaltungsteam auch die Zukunftsfähigkeit der Schule: 45 000 Euro sollen dem Digital-Pakt Schule zufließen und mit weiteren 4800 Euro sollen die Lehrerpulte in den Klassenzimmern erneuert werden. Aufmerksamkeit wird auch dem PhänoPfad geschenkt: dieser bekommt für 20 000 Euro ein neues Logo, das sich aus dem Fabelwesen Pfroni und dem Gemeindelogo zusammensetzt, und mannshohe Schilder in Baumform an jeder Station, auf deren Vorderseite die Aufgabenstellung und auf der Rückseite die Erläuterungen zum jeweiligen physikalischen Phänomen abgebildet sein werden. „Ein gelungenes Logo, das Sarah Schick aus Geisingen entworfen hat“, findet Bürgermeister Teufel. Nicht mehr geben wird es in Zukunft die gedruckten Broschüren, da deren Kosten höher als die Einnahmen waren. Zudem soll der Pavillon von seinem derzeitigen Standort an der Kreisstraße an den Anfang des PhänoPfads versetzt werden. Eine Feuerstelle wird es vorerst nicht geben. „Ich befürchte, dass mobile Ausstattungsgegenstände einem eventuellen Holzmangel zum Opfer fallen könnten“, erläutert der Schultes. Stattdessen soll die im nahen Tiefental vorhandene Grillstelle hergerichtet werden.

Sanierung unumgänglich

Einen großen Batzen Geld werden in den nächsten Jahren außerdem zwingend notwendige Sanierungsarbeiten verzehren. Im Rahmen der Eingenkontrollverordnung wurden die Kanäle in allen Teilorten in zwei Abschnitten untersucht. Bei der jüngsten Befahrung 2019 wurden 8,7 Kilometer mit 273 Haltungen gecheckt. „Auch wenn es scheinbar gut funktioniert, muss man prüfen, ob es Gefahren, beispielsweise für das Grundwasser, gibt“, erläuterte Martin Speth vom Ingenieurbüro Langenbach in Sigmaringen. Tatsächlich wurden im Rahmen der Kanalbefahrung mit Spezialwagen und beweglichen Kameras 1175 Schäden ermittelt, davon 3476 der Schadensklasse 0, also schweren Schäden mit sofortigem Handlungsbedarf. Betroffen sind unter anderem die Franz-Arnold-Straße in Aichelau, der Buchenweg in Pfronstetten, Teile der Lindenstraße und zwei Stellen an der Hauptstraße. Auch in Aichstetten und Tigerfeld wurden Einzelschäden aufgedeckt. Der Gesamtinvestitionsaufwand beläuft sich auf rund 450 000 Euro. Abhängig von der Dringlichkeit und ohnehin anstehenden Straßenarbeiten sollen die Schäden nun peu à peu abgearbeitet werden.