Es ist gewiss nicht einfach, dieses Fest zu feiern. Erntedank? Was heißt das? Wenn der Altar mit Blumen, Obst und Gemüse geschmückt wird, dann wird dadurch auch der enge Zusammenhang von Natur und Mensch und der Dank für Gottes Schöpfung ausgedrückt. Der Jahreszyklus, das Säen und Ernten, soll bewusst gemacht werden.
Gleichzeitig rücken jene verstärkt ins Blickfeld, die nicht so reich gesegnet sind. Mehr als 795 Millionen Menschen leiden an  Hunger. 160 Millionen Kinder sind zu klein, weil sie unterernährt sind. Sauberes Wasser ist in vielen Teilen der Erde Mangelware. Die Preise für Grundnahrungsmittel werden durch Spekulationen in die Höhe getrieben, Pestizide belasten die Böden, Flüsse und Meere, durch den Klimawandel werden immer mehr Menschen dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen.
Auf der anderen Seite steht die Verschwendung, der sorglose Umgang mit Nahrung. Tonnenweise werden Lebensmittel vernichtet, gerade so, als ob das Essen gar keinen Wert hätte. So wird beim Erntedankfest auch zu einem bewussten Konsumverhalten aufgefordert und der Umweltschutzgedanke aufgegriffen. Die Schöpfung soll geachtet und bewahrt, das Teilen und die Solidarität zur Selbstverständlichkeit werden.
Vielerorts  beteiligen sich die Kindergartenkinder am Erntedankfest. Sie bringen ihre gefüllten Körbe in die Kirche und haben für diesen Tag Lieder einstudiert. So auch in Rietheim, wo um 10.30 Uhr der Familiengottesdienst (auch für die Gemeinde Dottingen) beginnt.  Pfarrerin Barbara Wurz verrät, dass die Kinder aus beiden Kindergärten im Gottesdienst „etwas zu ertasten und zu schmecken“ haben werden und so ganz in das Geschehen mit hineingenommen werden. „Dabei ist auch die Musikkapelle Rietheim und erfüllt die frisch wiedereröffnete Kirche mit prächtigen Klängen.“
Das ist eine Besonderheit. Rechtzeitig zum Erntedankfest konnte die Bekämpfung der Holzwürmer, die dem Innenraum der Kirche stark zugesetzt hatten, abgeschlossen werden. Eine gute Woche war das Gebäude hermetisch abgeriegelt gewesen.
Im Anschluss an den Erntedankgottesdienst, bei dem auch der Erfolg dieser Arbeit angesprochen wird, findet  im Gemeindehaus wieder ein Nudelbuffet statt. Jeder kann kommen und sich satt essen, die Bezahlung erfolgt auf Spendenbasis. Der Erlös des Nudelessens kommt der weiteren Instandhaltung der Rietheimer Kirche zu Gute.

Frische Farbe für den Chorraum

Eine Spezialvergasung mit Sulfuryldifluorid hat das Problem in der Rietheimer Kirche gelöst. Bereits vor einem Jahr war klar, dass die Gemeinen Nagekäfer, wegen ihrer umtriebigen Larven besser als Holzwürmer bekannt, für einen erheblichen Schaden sorgen. Aus diesem Grund wurde die Firma Groli aus Dresden eingeschaltet, die Mitte September „reibungslos und zuverlässig“, so Pfarrerin Barbara Wurz, den Innenraum  abgeriegelt und  die anschließende Begasung durchgeführt hat. Nach einer Entlüftung kann die Kirche nun am Sonntag beim Erntedankfest  erstmals wieder genutzt werden. Gekostet hat die Aktion knapp 10 000 Euro. Im Spätherbst soll nun der Chorraum mit dem sogenannten „Herrengestühl“ und der Empore farblich aufgefrischt werden.