Ende 2005 wurde der Truppenübungsplatz Münsingen geschlossen. Die drei Beobachtungstürme der Bundeswehr, auf denen die Soldaten früher das Schießen auf dem Platz in sicherer Entfernung verfolgen konnten, sollten damals abgerissen werden. Soweit kam es aber nicht. Der Schwäbische Albverein pachtete die drei Stahlkolosse mit den Namen Heroldstatt, Hursch und Waldgreut von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und verpflichtete sich, die Türme verkehrssicher zu machen.
Ein Besuchermagnet im Herzstück des Biosphärengebietes
Außerdem gibt es noch den gemauerten Sternenberg-Turm, der, wie seine drei großen Brüder, ein Besuchermagnet im Herzstück des Biosphärengebietes Schwäbische Alb ist, das heuer seinen zehnten Geburtstag feiert. Anlässlich dieses Jubiläums erwartet die Besucher seit kurzem etwas Neues. Der Bundesforstbetrieb Heuberg, der für das 6700 Hektar große Herzstück des Biosphärengebietes zuständig ist, hat vier neue Erlebnisplattformen aufgestellt, wo sich die Wanderer über die Flora, über die Fauna und die militärischen Überbleibsel informieren können.Vergangenes Wochenende wurden die Schautafeln bei einer Rundfahrt mit vollelektrisch angetriebenen Bussen des Typs eCitaro von Mercedes-Benz, die auf der ehemaligen Panzerringstraße getestet wurden, der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dabei waren knapp 80 geladene Gäste und Leser dieser Zeitung.
Anerkennung und Neid
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth aus dem Landkreis Reutlingen, der die Patenschaft für die Tafeln übernommen hat, erzählte, dass er in Berlin immer wieder auf das Biosphärengebiet angesprochen werde. „Dabei erfahre ich nicht nur Anerkennung, sondern auch Neid.“ Das Biosphärengebiet bringe die Natur und den Mensch zusammen. „Wir haben eine musealische Landschaft, die einzigartig in Baden-Württemberg ist.“
Zusammen habe man den Auftrag, dieses Projekt weiterzuentwickeln. Dazu zählen auch die neuen Erlebnisplattformen, die auf dem Aussichtspunkt Gänsewag (Infos über die Heidelerche mit auf Knopfdruck hörbarem Gezwitscher) und beim Sternenberg-Turm stehen. Dort gibt es Informationen über die fünf nicht zugänglichen Beobachtungstürme Lindequist, Falkenhausen, Seeckt, Reinhardt und Lenne.
14 Schäfer mit rund 20.000 Huftieren
Alles über die Schafhaltung im Herzen des Biosphärengebietes, in dem 14 Schäfer mit rund 20 000 Huftieren unterwegs sind, erfährt man beim Turm Heroldstatt. Ein paar Kilometer Luftlinie weiter steht der Turm Waldgreut. Dort sind Fotos von alten Panzern zu sehen, auf die früher geschossen wurde.
„Wir sind nicht der Europapark Rust, wir sind bescheidener und kleiner, wir leben den sanften Tourismus“, sagte ein zufriedener Dietmar Götze, Chef des Bundesforstbetriebes Heuberg. Er freue sich riesig, dass sich das Herzstück des Biosphärengebietes so gut entwickelt habe. Auf 13 ausgewiesenen Wegen mit einer Gesamtlänge von rund 50 Kilometern könne man per pedes oder auf dem Rad die einzigartige Landschaft das ganze Jahr über genießen.
Für den Schultes ein Juwel
So sieht es auch Münsingens Bürgermeister Mike Münzing, der sehr froh darüber ist, dass der ehemalige Schießplatz „nicht atomisiert“, sondern als eine Einheit erhalten wurde. Genaue Zahlen lägen nicht vor, aber man gehe davon aus, dass jährlich rund 250 000 Gäste das 6700 Hektar große Gelände besuchen. Für Münzing ist das „Juwel Baden-Württembergs“ ein Ort „der Ruhe und der Besinnung“, den es auch in Zukunft zu schützen und zu entwickeln gelte.
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Zwischen 20 und 42 Meter hoch
Die Aussichtstürme Heroldstatt, Hursch und Waldgreut, die zwischen 20 und 42 Meter hoch sind, haben täglich bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Erwachsene bezahlen 50 Cent, Kinder und Jugendliche 25 Cent. Mitglieder des Schwäbischen Albvereins sind davon ausgenommen. Sie dürfen die Aussicht von ganz oben kostenfrei genießen. Für den acht Meter hohen Sternenberg-Turm benötigt man einen Schlüssel. Zudem gibt es seit einem Jahr die fünf Meter hohe Aussichtsplattform Magolsheim auf dem ehemaligen Schießplatz, die ebenfalls täglich geöffnet hat. Für Menschen, die nicht schwindelfrei sind oder Höhenangst haben, gibt es den fußläufig zu erreichenden Aussichtspunkt Gänsewag, von dem man eine herrlichen Sicht über Teile des 6700 Hektar großen Areals hat. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.albverein.net.