Mit voller Kraft rieben Hannes, Lorenz und Anna alte Brötchen an der Vierkantreibe. Das daraus entstandene Weckmehl bekamen später die Hühner der Drillingsgeschwister. Auch eine Art der Resteverwertung. Uta Maria Killgus vom Kreislandwirtschaftsamt erklärte, dass das Weckmehl aber auch beim Fertigen von Fleischküchle oder bei mit Käse überbackenen Gerichten eine perfekte Verwendung finden kann. „Das ist toll“, zeigte sich auch Jochen Rominger vom Biosphärenzentrum begeistert. Rominger, bei dem die Fäden der Aktion zusammenliefen, gestand, dass auch bei ihm schon so manch hartes Brötchen in der Tonne landete. „Künftig mache ich auch Weckmehl aus altem Brot“, war sich Rominger sicher.
Durch das aktive Miterleben am Brötchenreibestand durfte Rominger am eigenen Leib erfahren, welche geniale Nachhaltigkeit der Aktionstag mit sich brachte. „Jeder soll sich Gedanken darüber machen, wie er seinen Haushalt nachhaltiger gestalten kann“, führte Rominger aus. „Bei der Planung des Tages war uns allen wichtig, dass nicht irgendwelche Vorträge den Aktionstag füllen, sondern aktive Mitmachgelegenheiten, die Nachhaltigkeit versprechen“, so der Sozialpädagoge, der zufrieden über den Rathausplatz blickte.
Währenddessen tauschten Tanya und Joachim an den durch den Tafelladen prall gefüllten Kühlschränken Brot gegen Olivenöl. Auch Irmgard Heilig bediente sich an all den Lebensmitteln, die zum Mitnehmen und Verarbeiten in den Kühlschränken und auf den Tischen lagen, um leckeres „Awaruli“, was sich aus alles was rum liegt zusammensetzt, zu kochen. Köstlich nicht nur der lila Blumenkohl. Lecker auch das sauer eingelegte Gemüse, das zunächst im Kochtopf von Pia Münch vom Landfrauenverband vor sich hin köchelte, bevor es in Einweckgläser als eine leckere Alternative zur Essiggurke kam. Pia Münch zählt noch wie Irmgard Heilig zu den Frauen, die Kochen können. Eine wichtige Voraussetzung um nachhaltig zu wirtschaften. Pia Münch und ihr Verband kämpfen deshalb immer wieder unter anderem mit Unterschriftenaktionen dafür, dass die Hauswirtschaft von Klasse 1 an im Lehrplan aufgenommen wird.
Mit Blick auf die Nachhaltigkeit würde im Fach Hauswirtschaft sicherlich auch ein Nähkurs nicht schaden. Beim Aktionstag schnurrten die Nähmaschinen von VHS-Dozentin Anne Greiner fast ununterbrochen vor sich hin. Mit Unterstützung der Bekleidungstechnikerin durften die Besucher Taschen und Einkaufsnetze aus alten Stoffresten nähen. Stofftaschen, die die Plastiktragetaschen ersetzten sollen. Das Thema Plastiktüten thematisierte auch die Ausstellung der TSG-Leichtathletik, wobei in den von Silvan Rauscher gefertigten Infoplakaten klar zum Ausdruck kam, dass jede ausgegebene Plastiktüte eine Tüte zu viel ist. Dass Länder wie Bangladesch im Plastiktütenverbot der Republik schon lange voraus sind, überraschte Besucherin Gerda, die mit ihrem Mann Reinhard gezielt zum Aktionstag kam. Das Ehepaar kam auch, um zu hören, was Annegret Müller-Bächtle zum Thema „Gemüseanbau auf kleinstem Raum“ wusste. Gedanken zum möglichst verpackungsfreien Einkauf durften auf das Tischtuch der offenen Hilfen geschrieben werden, fair gehandelter Kaffee duftete am Stand neben an, bei der Eine-Welt-Initiative.
Großes Interesse herrschte auch bei der Kochvorführung mit dem modernen Küchenallrounder, dessen Hersteller die meisten als Staubsaugerproduzent kennen. Ruck zuck zauberte Petra Stapf vom Biosphärenzentrum Himbeermarmelade oder einen Suppengrundstock, der den älteren Besuchern noch als „Siebengewürz“ bekannt war. Über das Thema Plastikmüll in den Meeren informierte die Greenpeace-Gruppe Münsingen, wie auch über genmanipulierte Lebensmittel.
Im nächsten Jahr wieder
Viele Informationen zum nachhaltigen Kochen und Gärtnern gab es auch am Bücherstand der Stadtbücherei und wohlschmeckende Smoothies aus Kräutern, „Unkräutern“, Obst und Gemüse bei Marianne Herter von Kräuterland. Gourmetessen vom Feinsten wurde um die Mittagszeit kostenlos gereicht. Krustenbraten vom Alblinsenschwein an handgeschabten Bürgermeisterspätzle auf Alblinsenbett. Küchenchef Alexander Schulz vom Gasthof Herrmann und Bürgermeister Mike Münzing legten sich dafür ins Zeug.
Dass sich der Gasthof Herrmann bei der Aktion als Sponsor bewies, hob Rominger hervor. „Das machen wir gerne, weil Nachhaltigkeit bei uns in der Küche schon seit über zwanzig Jahren eine große Rolle spielt“, waren sich Schulz und Sabine Autenrieth einig. „Toll“ lobten am Ende alle Akteure, wobei Rominger plant, im nächsten Jahr wieder die Fäden für einen nachhaltigen Aktionstag zu spinnen.