Wer die 50 überschritten hat, der sollte sich allmählich Gedanken machen, wie er im Alter wohnen möchte, sagt Sabine Jäger-Renner, Beauftragte für Bürgerengagement der Stadt Metzingen. Schließlich nehmen mit den Jahren nicht allein die Zipperlein zu, auch viele Handgriffe werden mühseliger, wenn es gilt, Haus und Garten in Schuss zu halten. In ein Heim umziehen wollen freilich die wenigsten.
Welche Alternativen es zwischen der eigenen Wohnung und einem Zimmer im Pflegeheim gibt, soll ein Infoabend im Neuhäuser Bindhof am Freitag, 29. September, ab 19 Uhr aufzeigen. Initiiert hat den Gedankenaustausch Sabine Huber, Bürgermentorin und Neuhäuser Ortschaftsrätin. Das Thema, sagt sie, beschäftigt sie schon längere Zeit. Bis 2015 versorgte sie gemeinsam mit ihre Familie die Großmutter. „Was sollen wir tun, wenn wir die Pflege nicht mehr schaffen?“ Diese Frage trieb Sabine Huber um, weshalb sie sich auf die Suche nach verschiedenen Wohnformen begab. Freilich recht erfolglos. Für die Großmutter wäre am Ende nur der Umzug in ein Pflegeheim möglich gewesen, „sonst gab es keine funktionierenden Alternativen“. Diese Erfahrung veranlasste Huber, sich zur Bürgermentorin ausbilden zu lassen, um mehr über das Thema Projektentwicklung zu lernen. Ergebnis dieses Engagements ist nun der Infoabend am 29. September. Vorgesehen ist unter anderem, drei innovative Wohnformen aus dem Kreis Reutlingen vorzustellen. Zu Wort kommt beispielsweise Hans Gampe. Er realisierte gemeinsam mit Gleichgesinnten vor drei Jahrzehnten ein Wohnprojekt in Ohmenhausen: „Von diesem großen Erfahrungsschatz können wir profitieren“, sagt Sabine Huber. Außerdem eingeladen sind Vertreter von „Wigwam“ aus Reutlingen. Dieses Wohnprojekt ist genossenschaftlich organisiert, alte und junge Bewohner teilen sich das Haus, nehmen Anteil am Leben der anderen und helfen sich gegenseitig, ohne die Rücksichtnahme auf die Privatspähre jedes einzelnen zu vergessen. Als drittes Projekt stellt das Samariterstift seine Wohngruppe für Senioren mit und ohne demenzielle Erkrankung vor.
Die Referenten nehmen anschließend gemeinsam mit Bürgermentoren an so genannten Thementischen Platz. Hier haben die Besucher die Möglichkeit, vertiefende Fragen zu stellen. Abschließend werden die Ergebnisse noch einmal vorgestellt, danach soll sich ein Runder Tisch bilden. Vorgesehen ist, dass sich dessen Mitglieder ab Oktober ein halbes Jahr lang monatlich treffen, um sich intensiv damit auseinanderzusetzen, welche Fragen die Metzinger zum Thema „Wohnen im Alter“ bewegen. Welche Formen gewünscht werden und welche Möglichkeiten es gibt, ein solches Projekt umzusetzen. Am Ende des Prozesses, sagen Sabine Jäger-Renner und Sabine Huber, könnte die Idee für ein Vorhaben stehen, das in Metzingen realisiert wird, ähnlich wie etwa der „Wohntraum Sannental“.
Mit ins Boot geholt haben die Organisatoren auch die Bürgerstiftung Communia. Deren Ziel ist es generell, in Metzingen mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dabei nutzt sie das Instrument des Erbbaurechts. Das heißt, die Stiftung erwirbt Grundstücke, die sie den Bauwilligen zur Verfügung stellt. Die Bauherren verpflichten sich im Gegenzug vertraglich, dauerhaft erschwinglichen Wohnraum vorzuhalten. Die Stiftung wiederum erhält einen Erbzins, mit dem weitere Projekte bezahlt werden sollen. Die Grundstücke selbst bleiben im Besitz der Stiftung. Das verhindert Bodenspekulationen.
Referenten und Themen
Zum Thema „Wohnen im Alter“ laden die Stadt und die Bürgermentoren am Freitag, 29. September, ab 19 Uhr in den Bindhof nach Neuhausen ein. Die Initiatoren haben den Abend unter das Motto gestellt „Ein Mitmachprojekt für Bürger mit Bürgern“. Die Begrüßung übernimmt Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler. Danach wird Sabine Huber, Ortschaftsrätin und Bürgermentorin, ins Thema einführen. Im Anschluss hält Leonore Held-Gemeinhardt, Altenhilfefachberaterin im Landratsamt Reutlingen, einen Impulsvortrag zum demographischen Wandel. Es folgen Kurzvorstellungen von innovativen Wohnformen sowie der Bürgerstiftung Communia. Danach sind die Besucher an Thementische geladen, um vertiefend zu diskutieren. Zum Abschluss werden die Ergebnisse des Abends vorgestellt sowie die Bildung eines Runden Tisches angeregt. Dieser soll sich erstmals im Oktober treffen. Nach einem halben Jahr wird Bilanz gezogen.