Auf den ersten Blick läuft alles wie gehabt im Real-Markt am Dettinger Schwöllbogen. Der Kundenparkplatz ist voll, die Regale sind gut bestückt. Haben die Besucher eine Frage, helfen die Mitarbeiter freundlich weiter. Dabei ist die Situation derzeit alles andere als einfach für die gut 75 Beschäftigen des Vollsortimenters in Dettingen: „Wir hängen noch immer komplett in der Luft. Wie es mit weitergeht, wissen wir nicht“, äußert sich eine Real-Mitarbeiterin gegenüber der SÜDWEST PRESSE.
Die Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs
Die Frau und ihre Kollegen zittern nicht erst seit gestern um ihre Jobs. Gut zwei Jahre laufen die Verkaufsverhandlungen – nun ist es der Düsseldorfer Metro AG nach langem Tauziehen gelungen, ihre ungeliebte Real-Tochter an einen Finanzinvestor zu verkaufen. Der Supermarktkette droht die Zerschlagung. Bundesweit bangen 34 000 Beschäftigte um Arbeitsstellen.
In der Region sind nicht nur die Real-Mitarbeiter in Dettingen betroffen. Auch in Nürtingen, Gomaringen und Kirchentellinsfurt betreibt der Handelskonzern große Märkte. Werden die einzelnen Filialen geschlossen? Firmieren sie weiter unter ihrem alten Namen oder hängen vor der Tür künftig die Schilder anderer Handelsketten, wie etwa Edeka oder Kaufland? Angeblich haben beide Supermarkt-Riesen Interesse angemeldet.
Real in Düsseldorf hält sich weiterhin bedeckt: Die Metro AG habe sich zwar am 18. Februar mit dem Investor SCP-Group über eine „hundertprozentige Übernahme“ der Märkte geeinigt, teilt die Pressestelle auf unsere Anfrage mit. Noch stehe aber die Genehmigung der Wettbewerbsbehörden (Bundeskartellamt) aus. „Wir bitten um Verständnis, dass noch keine Aussagen über Veränderungen für einzelne Standorte möglich sind“, teilt Unternehmenssprecher Frank Grüneisen mit.
Es könnte Monate dauern, bis die Mitarbeiter Klarheit haben
Wie überregionale Medien berichten, könnte es offenbar noch Monate dauern, bis die Real-Mitarbeiter Klarheit über ihre Zukunft haben. Arbeitnehmer-Vertreter beurteilen die Situation kritisch. Stefanie Nutzenberger, Mitglied im Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi, sprach am Mittwoch von einem „bitteren Tag für die Real-Beschäftigten“. Die Gewerkschafterin warnte vor der möglichen Vernichtung von mehr als 10 000 Arbeitsplätzen im Zuge der Übernahme durch Finanzinvestor SCP.
Nur ein Kern von 50 Filialen soll noch 24 Monate unter dem Namen Real weitergeführt werden. Rund 30 Filialen sollen mangels Perspektiven geschlossen werden. Das berichten verschiedene Zeitungen, unter anderem die „Berliner Morgenpost.“
30 Filialen sollen geschlossen werden
Was die Dettinger Real-Immobilie angeht, wäre eine Interimslösung mit branchenfremden Mietern keine gute Lösung, erklärt Bürgermeister Michael Hillert. In der Ermsgemeinde dürfen sich laut Regionalplan keine Vollsortimenter in dieser Größe mehr niederlassen. „Zieht ein Logistikzentrum oder Ähnliches ein, erlischt unser Bestandsschutz für den Supermarkt“, betont der Rathauschef. „Das wäre bedauerlich für den ganzen Umkreis.“
Für die Dettinger Real-Mitarbeiter geht es derweil nicht nur ums Einkaufen, vielmehr um Existenzen. „Ob draußen Edeka oder Real steht, ist uns egal, Hauptsache wir behalten unsere Arbeit.“