Für den ersten Schultag nach den Fastnachtsferien brauchte es in den Metzinger Schulen kein Krisenmanagement: „Die Kinder sind ganz normal gekommen“, sagt Metzingens geschäftsführender Schulleiter Jürgen Grund. In seiner Schönbein-Realschule gibt es allerdings einige kleine Abweichungen vom Alltag: Sich abklatschen, umarmen, sich zur Begrüßung oder zum Abschied küssen, ist dieser Tage nicht angesagt. Bei aller Gelassenheit, was das Coronavirus anbelangt, rät die Schulleitung dennoch, diese neuartige Erkrankung ernst zu nehmen: „Die Hygieneregeln müssen wir einhalten“, sagt Jürgen Grund, „das ist, was wir machen können.“
Kultusministerium informiert
Freilich haben die Schulleitungen sowohl die Lehrer als auch die Eltern schon am Wochenende informiert. In den Schreiben werden, wie vom Kultusministerium empfohlen, Eltern dazu aufgefordert, ihre Kinder zu Hause zu lassen, wenn sie Symptome einer Erkältung zeigen oder während der Ferien in einem Risikogebiet ihren Urlaub verbracht hatten, etwa in Norditalien.
Dieser Tage brauchen die Lehrer auch psychologisches Gespür. „Die Kinder haben ja Ängste“, sagt Schulleiter Grund. Überall werden sie mit diesem neuen Virus konfrontiert, Facebook, in den Fernsehnachrichten, im Radio, in den Zeitungen. Von schweren Krankheitsverläufen ist zu hören, auch von Toten. Deswegen ist Jürgen Grund am Montag in die Klassenzimmer gegangen: „Wir müssen das Thema aufarbeiten, wir müssen informieren, aber vor allem müssen wir beruhigen.“ Gefährlich wird das Coronavirus vor allem für Patienten mit schwerwiegenden Vorerkrankungen, deren Immunsystem ohnehin geschwächt ist.
Also erklärt er den Kindern und Jugendlichen, dass sie, sollten sie daran erkranken, wahrscheinlich gar nicht viel davon merken. Dass es sich anfühlt wie eine fiebrige Erkältung. Dennoch muss er als Schulleiter bei einem vorhandenen Verdacht sofort reagieren. Einen Krisenstab innerhalb der Metzinger Schulleiter braucht es derzeit nicht, sagt er, „aber wir informieren uns regelmäßig.“
Der Panik nicht nachgeben
In einem Schreiben an Lehrer-Kollegen und Eltern von Schülern des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) äußert sich dessen Schulleiter Matthias Pröhl kritisch zur aktuellen Corona-Diskussion: Er ist der Meinung, „dass wir der zunehmenden Panik nicht nachgeben sollten.“ Dennoch hat das DBG zwei größere Veranstaltungen kurzfristig abgesagt, weil dort viele Menschen in der Schule zusammenkommen würden: den „Tag des offenen Unterrichts“ am Mittwoch, 4. März, und „Jazz im Foyer“ zwei Tage später.
Auch die städtischen Kindertagesstätten vermelden Normalbetrieb. Indessen ist die baden-württembergische Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doro Moritz, überrascht von den Ängsten der Lehrer. Am Wochenende haben sie einige E-Mails erreicht, die von „extremer Angst“ und von „Katastrophenlage“ in Baden-Württemberg sprechen.
Mit der aktuellen Situation habe das wenig zu tun: „Das hat mich angesichts der Situation doch überrascht.“ Zuvor hatte das Kultusministerium Lehrer, Schüler, Kita-Kinder und Erzieher zum Ende der Fastnachtsferien aufgefordert, vorerst zu Hause zu bleiben, sollten sie in den vergangenen 14 Tagen in einem Risikogebiet des Coronavirus’ gewesen sein. Das Robert-Koch-Institut in Berlin zählt zu diesen Regionen unter anderem die gesamte Region Lombardei in Norditalien.
Das Thema „Gesundheit“ wird die Schulen auch in den kommenden Monaten beschäftigen. Seit Anfang März gilt die Impfpflicht gegen Masern. Eltern müssen für ihre Kinder den Nachweis bis spätestens Mitte des Jahres der Schule vorlegen. Eine Handhabe gegen Impfverweigerer haben die Schulen indes nicht, wie Jürgen Grund einräumt: Das Recht auf den Schulbesuch respektive die Schulpflicht gelten als höherwertige Rechtsgüter. Nicht geimpfte Kinder von der Schule zu verweisen, wird also vorerst nicht möglich sein.