In vino veritas – Im Wein liegt die Wahrheit. So sprachen schon die alten Römer, die als erste den Weinbau in Metzingen und im Ermstal betrieben. Doch mit dem Untergang des Römischen Reiches sprudelte auch der Wein hierzulande immer weniger. Bis im 8. Jahrhundert die Kleriker wieder damit begannen.
Wein war damals gesünder als Trinkwasser. Und so erfreute sich der Weinanbau bei den Mönchen großer Beliebtheit. Rund 300 Hektar Anbaufläche trieben die Kirchenbrüder zu Spitzenzeiten um – etwa das Zehnfache der heute noch vorhandenen Rebfläche. Wo heute Streuobstwiesen gedeihen, wurde damals noch Wein angebaut, auch wenn es die Sonneneinstrahlung nicht allzu gut mit dieser Fläche meinte. „Masse statt Klasse“ lautete damals das Motto, heute ist es bei der Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen (WG) genau umgekehrt.
Von dieser und anderen Wahrheiten rund um den Metzinger Weinbau konnten sich diese Woche Abonnenten der SÜDWEST PRESSE-Titel Metzinger-Uracher Volksblatt/Der Ermstalbote, Alb Bote, Reutlinger Nachrichten und Hohenzollerische Zeitung vor Ort selbst ein Bild machen. Sie waren zur Mehrwerttour ihrer Heimatzeitung auf den Metzinger Kelternplatz gekommen, wo mit Kurt Mende und Günther Weiblen zwei kompetente Weinführer des Förderkreises Metzinger Keltern (FMK) auf den Startschuss des Rundgangs über den Weinberg warteten.
Die Themen rund um den Weinbau, die die Experten während des zweistündigen Spaziergangs anschneiden, sind dabei immer sehr vielfältig. Die Historie ist bereits angesprochen, geologisch profitiert man heute am Metzinger Weinberg und am Neuhäuser Hofbühl von dem mineralhaltigen Basalttuff als Untergrund, der vulkanischen Ursprungs ist. An manchen Stellen kann man das Gestein aus dem Erdinneren noch heute an der Oberfläche bestaunen und durch die Finger rieseln lassen.
30 Rebsorten werden in Metzingen angebaut, für die Größe der Genossenschaft eine außergewöhnlich hohe Anzahl. Hintergrund ist, statt auf Massenware zu setzen, immer neue Marktnischen zu besetzen. Die WG fährt mit dieser Marschroute ausgesprochen gut.
Nicht neu, trotzdem nicht jedem bewusst, ist die Tatsache, dass alle Weinstöcke in Europa auf amerikanischen Wurzeln aufgepropft sind. Grund dafür ist die Reblaus, die das Wurzelwerk befällt. Amerikanische Wurzeln sind dagegen allerdings resistent. Ein anderer Schädling ist der Traubenwickler. Um dessen Männchen zu verwirren, wird der gesamte Weinberg mit Pheromonfallen in lockende Duftstoffe gehüllt. So finden Männchen und Weibchen nicht zusammen, der Schädling bleibt wirkungslos.
Sehr wohl Wirkung gezeigt hat der Spaziergang bei den Teilnehmern der Mehrwerttour. Sie hatten nach der Rückkehr auf den Kelternplatz ordentlich Hunger und Durst und wurden daher vom FMK verköstigt. So fiel das Fazit dann dreigeteilt aus: informativ, kühl und lecker.