An dem Langstreckenlauf, den die evangelische Kirchengemeinde Friedenskirche von Mittwoch bis Samstag als „Bibelmarathon“ anbot, konnten auch Ungeübte, unsportliche und geschwächte Menschen problem- und gefahrlos teilnehmen und gingen gestärkt daraus hervor.
Es ging dabei nicht um sportliche Laufleistung, auch nicht um die schnellsten Zeiten sondern um das gemeinsame Erlebnis, ohne Zeitlimit gemeinsam auf Gottes Wort zu hören.
36 Vorleser wechselten sich in 35 Stunden ab das Neue Testament von Anfang bis Ende vorzulesen. „Nicht einzelne Verse, sondern ganze Bücher. Ohne Umwege, ohne Ablenkung, ohne Gott ins Wort zu fallen“, stand in der Einladung und machte viele neugierig.
 „Wir lesen und hören zu, ohne darüber zu diskutieren“, erklärte dazu Pfarrer Dieter Schott, Initiator dieser Leseaktion in Zusammenarbeit mit dem Kirchengemeinderat. „Das Wort Gottes soll laut und hörbar werden“, so Schott zu einem der Motive, dass in der lauten und hektischen Umwelt unserer Zeit manches sonst nicht wahrgenommen werde.
 Damit war aber nicht etwa die Lautstärke gemeint, vielmehr die Möglichkeit, die leisen Töne der „frohen Botschaft“ zu hören und gemeinsam zu erleben, wie die Worte wirken können. „Das macht etwas mit einem“, empfand der Geistliche selbst beim Vorlesen und Zuhören, obwohl Bibeltexte zu seiner täglichen Arbeit gehören, er sie gut kennt und theoretisch nichts Neues dabei erfährt, weil er sie selbst oft liest und darüber spricht. Auch die Vorleser spürten dabei, dass es sich nicht um reine Vorlesegeschichten handelte. Man kennt zwar die meisten Texte, aber hört beim Vorlesen doch etwas Neues“, sagten auch manche Zuhörer. „Bei den Texten spricht mich immer etwas Anderes an, obwohl sie ja eigentlich bekannt sind“, schilderte eine Zuhörerin ihre Wahrnehmung.
 Konkreter Anlass für den Bibelmarathon sind das Reformationsjubiläumsjahr und die dazu herausgegebene neue Übersetzung der „Lutherbibel“. Es wurde aber aus verschiedenen Bibelübersetzungen gelesen, die auch auf einem Büchertisch auslagen um selbst darin zu lesen oder die Übersetzungen zu vergleichen.

Eine Auszeit nehmen

Wer wollte, konnte sein Wissen auch in einem Bibelquiz testen. Ziel war nicht die Massen anzulocken sondern Gelegenheit für eine meditative Auszeit aus der Alltagshektik zu bieten, in der „Gott uns durch die Bibel ganz persönlich ansprechen darf und wir ihn in einer tieferen Dimension entdecken.“ Die Zuhörer kamen aus allen Altersgruppen, von Jungschar und Konfirmanden bis zu Menschen in teilweise hohem Alter. Jeder konnte kommen und gehen, wann er wollte und wie es für ihn gut war. Auch die Zeiten waren so gewählt, dass jeder eine Chance hatte dabei zu sein, ob morgens oder abends, denn gelesen wurde teilweise bis 23 Uhr, und Frühaufsteher konnten am Samstag bereits um 8 Uhr zuhören.
Der gemeinsame Abschluss fand am Sonntag im Gottesdienst statt, aber die Teilnahme daran war natürlich keineswegs verpflichtend. Auch gab es keine festen Zeiten, wann man die Kirche betreten oder verlassen konnte, ruhig und leise zu sein war die einzige Voraussetzung zur Teilnahme am Bibelmarathon, der keine Leistung anforderte sondern selbst Wertvolles für die menschliche Seele leistete. Vorbereitung und Durchführung  waren allerdings eine beachtliche Leistung ehrenamtlichen Engagements für die Mitmenschen.

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Vorleser wechselten sich in 35 Stunden ab, das Neue Testament von Anfang bis Ende vorzulesen. Nicht nur einzelne Verse kamen zum Vortrag, sondern ganze Bücher.