„Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames, solidarisches Handeln ankommt“: Angela Merkels Botschaft ist bei vielen nicht angekommen.
Wie sonst ist es zu erklären, dass sich am Donnerstagmorgen Punkt 8 Uhr Menschenmassen vor dem Aldi versammelt haben, um einzukaufen. Das Klopapier sei aus, sagten sie. Als wäre das ein Grund, sich und andere zu gefährden. Oder war es etwa diese „Geiz ist geil“-Mentalität, die die Käufer angelockt hat? Fünf Euro Rabatt hat Aldi zur Eröffnung versprochen, wenn man für mindestens 40 Euro einkauft, außerdem eine Einkaufstasche. Das reicht also aus, um jegliche Warnung in den Wind zu schlagen: Fünf Euro und zwei Packungen Klopapier ist den Menschen die Solidarität und ihre Gesundheit wert. Denn wirkliche Not zu Hamsterkäufen besteht nicht, die Waren gehen nicht aus, das versichern die Händler immer wieder.
Dicht an dicht standen Großeltern mit ihren Enkeln, aber auch Rentner weit jenseits der 70. Sie gehören zu den Risikogruppen, die es zu schützen gilt. Und die sich durch solche Aktionen selbst gefährden. Die Maßnahmen, die die Politik ergreift, sind drastisch. Doch leider reichen sie immer noch nicht aus, weil an vielen Orten die Unvernunft regiert. Die Krise verschärft sich dadurch quasi von Tag zu Tag.
Eine komplette Ausgehsperre droht. Wer gestern die Schlangen vor Aldi gesehen hat, muss sie begrüßen, denn von allein werden Menschen nicht daheim bleiben. Sie treffen sich weiterhin, sie feiern, gehen zusammen aus, ganz so, als gäbe es kein Coronavirus. Es sind Szenen, die einen fassungslos machen und kopfschüttelnd zurücklassen.