Das Coronavirus ist nun auch im Landkreis Reutlingen nachgewiesen worden. Beim ersten laborbestätigten Patienten handelt es sich um einen 65-jährigen Mann aus Grafenberg. Gleichzeitig meldete das Gesundheitsamt gestern vier weitere Infizierte. Während die drei Erkrankten aus Reutlingen und Engstingen bereits als Verdachtsfälle galten und deswegen unter häuslicher Quarantäne stehen, gestaltet sich die Sache bei dem Grafenberger etwas schwieriger.

Der Mann hat sich wohl in Südtirol angesteckt

Der Mann war wohl Anfang März aus Südtirol zurückgekehrt, das damals noch nicht als Risikogebiet galt. Wegen anderer, nicht coronatypischer Beschwerden suchte er vergangene Woche eine Arztpraxis in Metzingen auf. Am Montag stellte er sich dort erneut vor, diesmal wohl mit Husten und Schnupfen. Der Abstrich ergab gestern einen positiven Befund
Derzeit liegt der Grafenberger zur Beobachtung in einem Krankenhaus. Wie das Landratsamt mitteilt, befindet er sich aber auf dem Weg der Besserung. Prüfen wollen die Behörden nun allerdings, mit wem der Mann in den vergangenen zehn Tagen Kontakt hatte und wo er sich überall aufgehalten hat. Das war gestern noch nicht klar – ist aber wichtig, um weitere Schutzmaßnahmen für das Umfeld des Grafenbergers und alle Betroffenen einzuleiten.

Für das Umfeld des Grafenbergers gilt es, Schutzmaßnahmen zu treffen

Um sich auf eine einheitliche Linie in allen Gemeinden des Landkreises zu verständigen, haben die Bürgermeister gestern im Landratsamt getagt. Was die kommunalen Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten angeht, läuft der Betrieb aktuell normal weiter.Allerdings haben die jüngsten Entwicklungen bereits Folgen für das öffentliche Leben in der rund 2700-Einwohner zählenden Gemeinde Grafenberg. So hat der Musikverein gestern umgehend sein für den 21. März geplantes Konzert in der Rienzbühlhalle abgesagt.
Die Verantwortlichen hatten bereits am Montagabend darüber diskutiert, ihre Veranstaltung zu verschieben, erklärt Walter Klaus, der Dirigent der Musikkapelle auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE. Nachdem der erste Coronafall im Landkreis feststand, war die Sache klar: „Da hat der Vorstand gleich reagiert“, schildert Klaus.
Der Pultchef teilt diesen Entschluss – auch wenn er immer beide Seiten sieht: „Wir dürfen uns von diesem Virus nicht total verrückt machen lassen. Aber wir brauchen da auch nichts herauszufordern“, urteilt er.
Auch ihr Probenseminar auf dem Hayinger Georgenhof am Wochenende sagen die Grafenberger Musiker fürsorglich ab.

„Wir dürfen uns von dem nicht total verrückt machen lassen“

Noch nicht klar ist indessen, ob Walter Klaus, ebenfalls Dirigent des Riedericher Musikvereins, das große Konzert mit der dortigen Kapelle verschiebt. Es stünde am 4. April an – ob die Instrumenalisten spielen, entscheidet sich in den kommenden Tagen.
Bereits gestern hat auch das Harmonikaorchester Grafenberg (HOG) seinen Abend mit Musik und Wein gecancelt. Er war für Samstag in der historischen Kelter angekündigt. Besucher können ihre Eintrittskarten zurückgeben.

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bestätige Coronafälle hat das Landratsamt gestern gemeldet. Dabei handelt es sich um drei Patienten aus Reutlingen, einen aus Engstingen, einen ausMetzingen sowie einen aus Grafenberg.