Schon in den ersten beiden Klassen der Grundschule sollen die Kinder „grundlegende schwimmerische Fertigkeiten“ erlernen. In Klasse 3 und 4 sollen sie eine Schwimmart „sicher ausführen“ können. So steht es im Bildungsplan des Landes für die Grundschulen. Doch lässt sich dieser Auftrag erfüllen? Im Regierungspräsidium Stuttgart erteilten im vergangenen Schuljahr 22 Prozent der Grundschulen keinen Schwimmunterricht, weil es am Schwimmbad oder an Lehrern fehlte. Das ergab eine Umfrage der Landesregierung, die jetzt veröffentlicht wurde. Die BZ hat bei Schulen im Landkreis nachgefragt.
In Sachsenheim ist der Schwimmunterricht für Grundschüler sehr gut abgedeckt, teilt die Stadt mit. „Alle Kinder in Sachsenheim lernen Schwimmen“, ergänzt Sprecherin Nicole Raichle. Der Schwimmunterricht findet im Rahmen des Sportunterrichts im Hallenbad in Großsachsenheim statt. Genügend Lehrkräfte gibt es ebenfalls. In Großsachsenheim, Kleinsachsenheim und Hohenhaslach sind es insgesamt 204 Schüler aus den zweiten und vierten Klassen im Schwimmunterricht. Sie werden mit einem Busunternehmen oder dem ÖPNV nach Großsachsenheim ins Hallenbad gebracht.
Die Nachbarkommune Sersheim hat kein Bad mehr. Das wurde zur Mensa umgebaut. „Wir haben die Möglichkeit, nach Ensingen zu gehen“, sagt Werner Wöhr, Rektor der Hofäckerschule. Das Bad nutzten die Sersheimer rund zwei Jahre, weil das Vaihinger Stadtbad saniert wurde. „Unser Ziel ist es, dass alle Schüler, wenn sie die Grundschule verlassen, Rechnen, Schreiben, Lesen und auch Schwimmen können.“ Doch erwarte er Eigeninitiative der Eltern, den Kindern fern der Schule Schwimmen beizubringen. Dieses Halbjahr könne kein Schwimmkurs angeboten werden, weil die Aufsichtspersonen fehlen. Doch bis auf die neuen Erstklässler haben bereits alle Schüler einen Kurs absolviert, so Wöhr. 
Die kleine Grundschule in Walheim, wo es kein Schwimmbad oder Lehrschwimmbecken gibt, mit ihren fünf Klassen kooperierte bis zum vergangenen Jahr beim Schwimmunterricht mit der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg. Die Kinder aus den beiden gemischten dritten und vierten Klassen durften im Wechsel an jedem Dienstag des Semesters zum Schwimmen nach Ludwigsburg fahren, wo sie von Studenten in Kleingruppen betreut wurden, erläuterte Schulleiterin Katja Wöhrwag auf Nachfrage der BZ. Doch damit ist Schluss, seitdem die Halle im September 2018 wegen ihrer Bauschäden geschlossen werden musste. Ganz verzichten müssen die Walheimer Grundschulkinder deshalb jedoch nicht aufs Schwimmen. Als Notlösung sind sie in der warmen Saison ins Besigheimer Freibad gegangen, wenn auch nur an insgesamt drei Terminen, sagt Wöhrwag, die selbst Sportlehrerin ist und an der Schule von einer zweiten Lehrkraft im Schwimmunterricht unterstützt wird. Auch Mitglieder der DLRG haben schon ausgeholfen.
Die Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule würde Wöhrwag gerne fortsetzen. „Wir stehen im Kontakt“; sagte sie. Doch das kann dauern. Als Eröffnungstermin für eine neue Halle gibt die PH Ende 2022 an.
An der Grundschule Erligheim-Hofen gibt es seit mehr als 20 Jahren keinen Schwimmunterricht mehr, nachdem das Lehrschwimmbecken geschlossen wurde, erklärt der Erligheimer Bürgermeister Rainer Schäuffele. Das „Alte Bädle“ wurde vor rund zehn Jahren zum Mehrzweckraum umgebaut.
Im Rahmen des Sportunterrichts an der Jakob-Löffler-Schule Löchgau werden die Klassen 3 und 4 der Grundschule im Löchgauer Freibad im Schwimmen unterrichtet, sagt Sabine Fischer von der Gemeindeverwaltung. An der Grundschule Freudental wurde in den vergangenen Jahren kein Schwimmunterricht angeboten, so Bürgermeister Alexander Fleig. Im letzten Schuljahr 2018/2019 wurde jetzt im Sommer für die dritte Klasse „Schwimmunterricht“ im Freibad Löchgau angeboten. Fleig: „Die Lehrerinnen sind mit den Grundschülern mit dem Fahrrad nach Löchgau gefahren und haben dort Schwimmunterricht gemacht.“ Dies ist jetzt auch für das neue Schuljahr geplant.
An der Bönnigheimer Ganerbenschule gibt es immer ab 2. Mai Schwimmunterricht für alle Grundschüler im Bönnigheimer Mineralfreibad. „Immer in einer Doppelstunde, und natürlich nicht jede Woche, da der Schwimmunterricht im Freibad natürlich wetterabhängig ist“. sagt Schulrektor Uwe Schäfer. „Wir sehen schon Erfolge“, so Schäfer, denn die Schule nimmt in Zusammenarbeit mit dem TSV Bönnigheim jedes Jahr das Deutsche Sportabzeichen ab. Um dieses Abzeichen zu erlangen, müssen Kinder auch eine 50-Meter-Bahn im Freibad schwimmen. „Immer mehr Kinder kommen in Richtung Schwimmfähigkeit“, erkennt der Schulleiter.