Als Kind schaute er am liebsten Karate-Filme. „Karate Kid III“ und Filme mit Jean-Claude Van Damme waren seine liebsten. „Im Alter von 12 bis 15 bin ich dann ins Karate gegangen“, sagt der Ludwigsburger Christopher Hopp. Als Teenager machte ihm das eher traditionelle Training keinen Spaß mehr, „ich wollte was mit mehr Kontakt. Mehr Sport, weniger Tradition“, erinnert sich der inzwischen 30-Jährige. Kickboxen war seine Antwort darauf. Die anwendungsorientierte Kampfsportart betrieb er bis er volljährig wurde, „dann wurden andere Sachen wichtiger“, sagt Hopp und lacht.
„Es war Weihnachten, ich war Mitte 20 und brachte bei einer Größe von 1,78 Metern stolze 90 Kilo auf die Waage. Ich war fett geworden“, sagt Hopp. Er stellte fest, dass er „keinen Bock auf Fitnessstudio“ hatte, besann sich seiner Wurzeln und fing wieder mit Kickboxen in einer Kampfsportschule in Ludwigsburg an. „In einem halben Jahr habe ich 15 Kilo abgenommen“, sagt er.

Abnehmen wurde Nebensache

Das war aber zur Nebensache geworden: „Ich wollte mich messen und suchte den Wettkampf.“ Beim MBC (Muay Thai Boxing Council) Ludwigsburg sammelte Hopp erste Wettkampferfahrung, dem Verein gehörte er eine ganze Weile an, bis er vor knapp vier Monaten zu den Stuttgart Allstars mit Sitz in der Landeshauptstadt wechselte.
„Mein jetziger Trainer Serdar Karaca war einige Jahre in China bei einer großen Organisation, die sich um Kickboxen in Asien kümmert“, sagt Hopp. Das wiederum sei eine ganz andere Welt, als der Sport in Deutschland. „Crazy Chris“, wie Hopps Kämpfer-Name lautet, muss es wissen, trainiert er doch selbst regelmäßig in Asien. „Seit drei Jahren fliege ich jedes Jahr für drei bis vier Wochen nach Thailand“, sagt der 30-Jährige.

Ganz anderer Stellenwert

Es gebe dort eine ganz andere Auffassung des Sports, ein ganz anderes Trainingspensum. „Wenn ich dort bin, trete ich sooft gegen den Sandsack wie hier im ganzen Jahr.“ In Thailand habe Thai- und Kickboxen einen hohen Stellenwert. „Hier ist es eine Randsportart, dort Nationalsport.“ Er trainiere, esse und lebe in der Zeit in der Kampfsportschule, im Gym. „Mein ganzer Jahresurlaub geht dafür drauf, aber das ist es wert.“ Im ersten Jahr sei er alleine in ein Trainingscamp in Bangkok geflogen, die Jahre darauf, versuchte er den Spagat zwischen Training und einem schönen Urlaub mit seiner Freundin. Es funktioniere gut, aber nur, weil er von seiner Partnerin so viel Unterstützung bekomme. „Ich würde es alleine nicht schaffen“, sagt Hopp. Seine Freundin schmeiße nicht nur den kompletten Haushalt, wenn es an die Wettkampfvorbereitung gehe, kümmere sie sich auch um seine Ernährung. Der 30-Jährige tritt bei Wettkämpfen in der Gewichtsklasse bis 70 Kilo an, das bedeute Diät in den Wochen vor dem Kampf. Der Anteil an Kohlenhydraten und Eiweiß, aber auch die Salzzufuhr müsse genau überblickt werden. Die Diät sei das Schlimmste am Hobby von Hopp, der hauptberuflich im IT-Bereich arbeitet. Der Wettkampf sei das Beste daran. Seinen ersten Wettkampf bestritt der leidenschaftliche Kampfsportler 2016, inzwischen habe er 20 hinter sich. Die negativste Erfahrung musste er vor zwei Jahren machen: Bei einem Wettkampf konnte er seinen Gegner zwar mit einem rechten Haken  am Kopf treffen, brach sich aber beide Mittelhandknochen. „Das hat mich lange außer Gefecht gesetzt.“
Aufhören stand dennoch nie zur Debatte. Das Kämpfen gehört zum Leben des 30-Jährigen. Zwischen sechs bis acht Trainingseinheiten absolviert er pro Woche. „Das ist es, dafür brenne ich.“ Vor allem durch sein neues Gym seien die Trainingsbedingungen ideal, sagt Hopp und möchte jetzt so viele schöne Momente wie möglich und jede Erfahrung mitnehmen. „Solange es geht“, denn durch das zunehmende Alter, aber auch Verletzungen, den Job oder Privates könne das alles schnell vorbei sein. Das nächste Ziel? Einen Kampf in Thailand bestreiten – unter Thai-Bedingungen, nach Muay-Thai-Regeln, bei extremem Klima und der besonderen Atmosphäre. Angst verspüre er keine vor dem Kampf, nur Vorfreude.