Sie kommt plötzlich und schlägt gleich heftig zu. Die Betroffenen fühlen sich schlapp, müde, haben Kopf- und Gliederschmerzen und bekommen hohes Fieber. Die echte Grippe oder saisonale Influenza greift vor allem in der kalten Jahreszeit um sich, und die Ansteckungsgefahr ist im Januar noch lange nicht vorbei. Daher lassen sich viele Menschen impfen, um sich besser gegen die echte Grippe zu wappnen. Wer jetzt allerdings noch mit dem Gedanken an eine Grippeschutzimpfung spielt, könnte Pech haben, denn der Impfstoff für diese Saison ist in den meisten Apotheken kaum noch erhältlich.
„Schon vor einem Monat waren die meisten Impfdosen vergriffen. Die Pharmaindustrie kann jetzt nicht noch einmal produzieren, denn dies erfolgt immer frühzeitig, lange vor Beginn der Influenza-Saison“, erklärt Dr. Thomas Schönauer, Gesundheitsdezernent des Landkreises Ludwigsburg. Meist im Februar eines Jahres entscheiden die Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche Virenstämme in der Impfung für die kommende Saison enthalten sein sollen. Auf dieser Basis werden die Impfstoffe anschließend hergestellt. „Wahrscheinlich gab es bisher eine höhere Nachfrage nach der Grippeschutzimpfung als in der Saison 2017/2018. Genauere Daten liegen erst nach dem Ende dieser Saison vor“, macht Schönauer deutlich.
Einer der Gründe dafür, dass sich mehr Menschen gegen die Grippe impfen ließen, kann auch in der Zusammensetzung des Impfstoffs liegen. Wurden in der Vergangenheit nur die sogenannten trivalenten Impfstoffe, in denen drei verschiedene Virenstämme der Influenza enthalten sind, als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen übernommen, gilt dies jetzt auch für die tetra- oder quadrivalenten Impfstoffe mit vier verschiedenen Virenstämmen. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass diese tetravalenten Impfstoffe besser wirken. Daher haben auch die Fachleute der Ständigen Impfkommission in Deutschland (STIKO) ihre Empfehlung Anfang 2018 für diese Impfstoffe ausgesprochen, und die Krankenkassen haben ihre Leistung darauf ausgedehnt. „In der Saison 2017/2018 wirkte der dreistämmige Impfstoff sehr schlecht. Im Landkreis Ludwigsburg wurden uns vom 1. November 2017 bis zum 14. Januar 2018 rund 107 Grippefälle gemeldet. Vom 1. November 2018 bis 14. Januar 2019 waren dies lediglich 23 Fälle“, unterstreicht Gesundheitsdezernent Schönauer.
Verstärkte Nachfrage
Dass diese deutlich geringeren Fallzahlen ihre Ursache in der verstärkten Nachfrage nach der Grippeschutzimpfung und der besseren Zusammensetzung des Impfstoffs haben, sei jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch Spekulation, so Schönauer. Er hält eine Grippeschutzimpfung auch noch im Januar für sinnvoll, doch sei kaum mehr an den Impfstoff heranzukommen. Rund 15,7 Millionen Impfstoffdosen wurden für diese Saison produziert. Wegen des Mangels wurden sogar noch Dosen aus dem Ausland importiert.
„Wer jetzt ohne Schutzimpfung auskommen muss, sollte regelmäßig an die frische Luft gehen, um seine Schleimhäute intakt zu halten, damit diese die entsprechenden Viren gut abwehren können. Gründliches Händewaschen, die Vermeidung von Massenansammlungen und Körperkontakt helfen ebenfalls“, rät Schönauer. Seinen Erfahrungen nach kann die Grippesaison, je nach Witterungslage, noch bis März oder in den April hinein andauern. Im Gegensatz zum grippalen Infekt, der schleichend beginnt, tritt die Influenza schlagartig auf.
Impfung für alle empfohlen
In Baden-Württemberg ist die Grippeschutzimpfung für alle Menschen empfohlen. Deutschlandweit raten die Fachleute der STIKO Menschen ab 60 Jahren, Schwangeren im zweiten und dritten Trimester, Patienten mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislaufproblemen oder chronischen Leiden und Beschäftigten von Gemeinschaftseinrichtungen wie Pflegeheimen zur Grippeschutzimpfung. Kindern kann der Impfstoff auch als Nasenspray verabreicht werden, bei Erwachsenen erfolgt die Injektion in den Muskel.