Mehr als ein Jahr haben sie auf diesen Augenblick gewartet: Das Seelsorger-Ehepaar Tabea und Samuel Hartmann, Bürgermeister Ralf Trettner mit Gattin Martina, der Kirchengemeinderat und die vielen ehrenamtlichen Sanierungshelfer der evangelischen Kirchengemeinde Pleidelsheim. Am Samstag wurde dann das im nahen Gemeindehaus zwischengelagerte Kruzifix wieder an seinen angestammten Platz in der frisch sanierten Mauritiuskirche zurückgebracht – und mit ihm der Opferstock.
Mehr als 150 Menschen wohnten dem Umzug am Samstag bei. Schließlich hatten sie mehr als ein Jahr lang ihre Gottesdienste meistens im Gemeindehaus abhalten müssen. Allerdings hatte das pfiffige Pfarrer-Ehepaar sich auch nicht gescheut, Gottesdienste unter dem Stichwort „Kirche unterwegs“ in einem Fitnesstudio, bei den Pleidelsheimer Segelfliegern oder in den Wohnzimmern von fünf Familien abzuhalten, die via Skype miteinander verbunden waren.

15 Jahre Planungszeit

Stolz und Freude überwogen jetzt, denn das 700 Jahre alte Gotteshaus präsentierte sich in neuem Glanz. „Hell, einladend und freundlich“ sei die Mauritiuskirche geworden, freute sich Pfarrer Samuel Hartmann. Denn nach 15 Jahren Planungszeit war für mehr als eine halbe Million Euro vom Architekten Helmut Wallmersberger, den Handwerkern und der Restauratorin nicht nur die Beleuchtung und die technischen Anlagen (nach Vorgaben des Landesdenkmalamts) erneuert worden. Auch die historisch wertvolle Kassettendecke, die Kirchenbänke, das Taufbecken, der Altarraum und natürlich die hölzerne Kanzel mit dem Bildnissen von Jesus Christus und den vier Evangelisten sowie die alten Gemälde an der Empore bekamen eine Generalüberholung.
Pfarrerin Tabea Hartmann eröffnete den Gottesdienst mit dem Wunsch, dass möglichst viele Menschen ihre Empfindungen nach der Sanierung der Kirche öffentlich äußern mögen. Was Dekan Dr. Heinz-Werner Neudorfer vom Kirchenbezirk Marbach auch sogleich tat. Er wies auf die Bedeutung des neuen „Ambo“ als erhöhtem Lesungspunkt hin, von dem aus Gottes Wort in jeder Kirche verkündet werde. Steinbildhauer Jörg Failmezger erläuterte seine Gedanken zur Bedeutung des neuen Taufbeckens mit der dazugehörigen Beleuchtung, die „wie der Geist Gottes“ über dem Becken schwebe und Kirchengemeinderat Klaus Holzwarth machte die Kunst im Kirchenraum zum Thema, nachdem er über Monate hinweg die Arbeit der Restauratorin beobachtet hatte. Musikalisch begleitet wurde diese Feier durch Beiträge des von Tabea Hartmann geleiteten Gospel- und des Kirchenchors.

Kirchenfest am Sonntag

Tags darauf lud die Kirchengemeinde nicht nur zu einem Festgottesdienst mit musikalischen Beiträgen des Posaunenchors ein, sondern auch ins Festzelt zu Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen. Es gab Bullenreiten und eine Hüpfburg sowie Führungen durch die Kirche, Mitmachlieder für Kinder, das Konzert eines Musikschullehrer-Trios sowie zum Abschluss ein „Wort zum Sonntag“.