Die diesjährige Maisernte neigt sich im Landkreis Ludwigsburg dem Ende zu. Die Landwirte sind mit dem Ertrag sehr zufrieden. „Wir konnten rund 54 bis 55 Tonnen pro Hektar ernten und liegen mit diesem Ergebnis im langjährigen Durchschnitt. Die Erträge in Südlagen mit weniger tiefgründigen Böden sind etwas niedriger“, erklärt Armin Schmid vom Lindenhof in Oberriexingen, der um den 10. September herum mit der Maisernte begonnen hat.
Per Tablet Ernte planen
Zunächst hat sich der Landwirt auf dem Tablet die Luftbilder der Parzellen genau angeschaut und seine Maisernte entsprechend eingeteilt. Anschließend hat Schmid die einzelnen Felder noch vor Ort begutachtet. „Wenn die Blätter rund um die Maiskolben eine Farbe wie Stroh annehmen, ist der Mais auch wirklich erntereif“, sagt er. Mit bis zu drei Häckslern waren er und seine Mitarbeiter draußen, mit insgesamt 24 Abfuhrfahrzeugen, von denen die größten jeweils 48 Kubikmeter fassen.
Schmid ist der Mitbegründer der Bioenergie Oberriexingen GmbH & Co. KG, die Biogas-Anlagen in Oberriexingen und Sachsenheim betreibt. Rund 95 Landwirte beliefern die beiden Anlagen mit ihrem geernteten Mais, der dort zunächst im Abfuhrfahrzeug auf einer großen Bodenwaage gewogen und danach ins Fahrsilo abgekippt wird. „Danach wird der Mais mit Hilfe von Schleppern und Frontladern noch permanent verdichtet, damit der Sauerstoff entweichen kann. Unsere Biogasanlage in Oberriexingen hat eine Leistung von 2,2 Megawatt und die in Großsachsenheim von 500 Kilowatt“, so Schmid.
Er ist froh, dass die Maisernte in diesem Jahr nach dem geringen Ertrag 2018 wieder besser ausgefallen ist. „Hätte es aber Anfang August nicht so ausgiebig geregnet, wäre die Ernte wohl ähnlich schlecht wie im vergangenen Jahr gewesen. Dieser Regen kam wirklich eine Minute vor zwölf.“
Seine Philosophie sowohl bei den Biogas-Anlagen als auch beim Futtermais für seine Rinder sei es, jedes Jahr Reserven von jeweils rund 20 bis 30 Prozent anzulegen, um geringere Ernten gut ausgleichen zu können, so der Oberriexinger Landwirt.
Auch Eberhard Zucker aus Vaihingen, Vorsitzender des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg, kann bei seinen Mitgliedern eine gute Maisernte feststellen. „Der Ertrag ist deutlich besser als im vergangenen Jahr. 60 Prozent der Maisernte gehen in die Biogas-Anlagen und 40 Prozent werden als Futtermittel für die Tiere genutzt. Spitzenreiter beim Getreideanbau ist immer noch der Weizen in unserem Gebiet und erst danach kommt der Mais“, betont Zucker. Die meisten Landwirte hätten vor rund zwei Wochen mit der Ernte angefangen.
Eine weitere Ausdehnung des Maisanbaus im Landkreis Ludwigsburg prognostiziert der Bauernverbands-Präsident nicht, denn der Bau neuer Biogas-Anlagen wird in naher Zukunft nicht stattfinden.
Kritiker und Naturschützer sehen eine Gefahr darin, dass die Maismonokulturen überhandnehmen. Die Befürchtung: Die Landschaft verödet und der Boden wird ausgelaugt.
Viele Biogasanlagen-Betreiber schauen sich inzwischen auch nach Alternativen zum Mais um, damit sie sich in der Fruchtfolge abwechseln können. So gibt es inzwischen einen Korbblütler mit dem Namen „Durchwachsene Silphie“, der gelb blüht und mit dem einige Landwirte als Energiepflanze experimentieren.
Rainer Kübler, Geschäftsführer der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen, ist ebenfalls froh, dass die Ernteausbeute beim Mais in diesem Jahr wieder positiver war. „Wir hatten aber auch bei schlechteren Ernten bisher noch nie Probleme. Biogas ist als Energielieferant eine hervorragende, umweltfreundliche Ergänzung zu Wind- oder Sonnenenergie. Schade, dass der Bau der Anlagen nicht mehr entsprechend gefördert wird“, unterstrich Kübler.
Die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen nutzen das Biogas aus Großsachsenheim und Oberriexingen zur Wärme- und Stromerzeugung. Das Biogas wird zunächst auf Erdgasqualität aufbereitet, ins Erdgasnetz eingespeist und im Heizkraftwerk im Stadtteil Buch für das dortige Wärmenetz wieder entnommen.
Die Energie der Anlage in Großsachsenheim strömt über Leitungen ins Fernwärmenetz „Kreuzäcker/Innenstadt“ in Bietigheim-Bissingen. „Mit dem Biogas aus Sachsenheim und Oberriexingen können wir nicht nur etwa ein Sechstel der Stadt beheizen, sondern auch wertvollen Strom gewinnen. Das ist in Zeiten der Energiewende eine tolle Sache“, lobt der Geschäftsführer der Stadtwerke, Reiner Kübler.
Mehr Kritik an „Rettet die Bienen“
Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ (die BZ berichtete) trübt auch bei den Landwirten im Landkreis die Ernteerfolge beim Mais. „Wenn die geforderten massiven Verschärfungen des Naturschutz- und Landwirtschaftsgesetzes durchgesetzt werden, bedeutet dies den Tod vieler landwirtschaftlicher Betrieben. Die Vorurteile, es gäbe nur noch Maiswüsten im Land stimmen nicht. In den Maisfeldern sind auch Insekten und Vögel heimisch“, so Armin Schmid.
Seit 24. September können Bürger in Baden-Württemberg über das Volksbegehren abstimmen. Wenn zehn Prozent der Wahlberechtigten unterschreiben, wird die Gesetzesvorlage dem Landtag vorgelegt. Stimmt dieser nicht unverändert zu, kommt es zur Volksabstimmung. mig/sz
volksbegehren-artenschutz.de
Schwerpunkt Herbst
Der Herbst ist da, die Blätter fallen, die Drachen steigen. Aus diesem Grund hat sich die Redaktion mit typischen Herbstthemen beschäftigt: der Maisernte, dem Drachenbauen (Seite xxx), dem Kürbisessen (Seitexxx), den Herbstdkorationen, die Kinder bastenln und xxxxx