Der Gemeinderat hat am Dienstag „grünes Licht“ für den Bau einer Gemeinschaftsunterkunft zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen gegeben.
In diesem und im kommenden Jahr muss die Gemeinde für insgesamt 79 Flüchtlinge Unterkünfte schaffen, die das Asylverfahren erfolgreich abgeschlossen haben oder aus anderen Gründen einen Platz in der Anschlussbetreuung brauchen. So hat es jedenfalls die Quotenregelung ergeben. Bürgermeister Volker Godel wies deshalb am Dienstag vor dem Gemeinderat noch einmal darauf hin, dass dies eine gesetzlich verankerte Regelung sei und zu den Pflichtaufgaben einer jeden Gemeinde gehört. Auch Ingersheim müsse deshalb jetzt seine Hausaufgaben machen.
Platz für 160 Menschen
Nachdem die Gemeindeverwaltung ein Dreivierteljahr vergeblich versucht hatte, geeignete Unterkünfte in leerstehenden Gebäuden der Gemeinde zu finden (Godel: „Keine Gemeindeverwaltung im Kreis hat mehr Zeit dafür geopfert“) wurde das Areal der ehemaligen Gärtnerei Cramer-Wanner am Ortsausgang in Richtung Freiberg gefunden und der Sachsenheimer Architekt Gerald Kofink damit beauftragt, Anschlussunterkünfte für insgesamt 160 Menschen darauf zu schaffen. Allerdings sollte die Schaffung solcher Sammelunterkünfte in mehreren Bauabschnitten möglich sein.
Kofink war es auch, der dem Gemeinderat jetzt seine Pläne vorstellte und eine konkrete Kostenberechnung vorlegte. Demnach sollte bis Mai 2018 erst einmal drei Blocks (von insgesamt sechs) für 60 bis 70 Personen dort entstehen und dazu die Erschließung für das gesamte Gebiet geleistet werden. Die Blocks würden zweigeschossig und mit einem leichten Pultdach versehen sein, aus Fertigelementen und Holz sowie aus festen Bodenplatten und Decken bestehen. Der stellvertretende Kämmerer Harald Schnabel: „Sie sollen auf jeden Fall stabil genug sein.“
Die Kosten für diesen ersten Bauabschnitt bezifferte Kofink auf rund zwei Millionen Euro. Sollte es nötig werden, die Kapazität der Sammelunterkunft auf 160 Plätze weiter auszubauen, rechnet der Architekt mit insgesamt etwa 3,16 Millionen Euro reinen Baukosten. Dabei sind die Kosten für den Wasser- und Stromverbrauch sowie für einen Hausmeister noch nicht eingerechnet.
Landkreis zahlt die Miete
Angedacht ist, dass die Anlage zehn Jahre stehen werde und dass seine Bewohner nach erfolgreicher Integration oder Rückkehr in ihre Heimat anderswo richtige Wohnungen finden. Bürgermeister Godel zeigte sich deshalb zuversichtlich, dass sich nach den zehn Jahren „diese Kosten auch amortisiert haben“. Denn der Landkreis Ludwigsburg baut oder mietet zwar nicht mehr die Unterkünfte für anerkannte Asylanten, aber er zahlt die Miete für jeden von ihnen. Nach Berechnungen des Vize-Kämmerers Schnabel müssten das im Fall Ingersheim 425 Euro pro Person mit einem Wohnraum von 45 Quadratmetern sein. Aber das sei noch Verhandlungssache, so der Vize-Kämmerer.
Der Gemeinderat stimmte mit großer Mehrheit für die Weiterplanung. Karin Zimmer (WIR) beharrte allerdings auf ihrem Standpunkt, dass die Gemeindeverwaltung nur nicht ausreichend lange gesucht habe, um auch noch andere Unterbringungsmöglichkeiten zu finden. Dagegen schlug Thorsten Majer (SPD) vor, über das Bauvorhaben auch die Bürger zu unterrichten, während Carmen Buchgraber-Musch (FWV) bang fragte: „Und wenn die meisten der Flüchtlinge sich nach zehn Jahren in Ingersheim wohlfühlen und bleiben wollen?“