Der Verband Region Stuttgart unterstützt Landschaftsprojekte im nördlichen Landkreis. Wie die BZ bereits berichtete, wird der Neubau des Spiel- und Rastplatzes Flößerstraße in Bietigheim-Bissingen mit 185 000 Euro gefördert. Außerdem erhalten unter anderem Gemmrigheim, Hessigheim, Mundelsheim und Kirchheim jeweils zwischen 10 000 und knapp 35 000 Euro an Förderung für Steillagenerlebniswege.
Was wird in Bietigheim-Bissingen gebaut?
Der Gemeinderat beschloss bereits im Juli 2019 den Neubau des Spiel- und Rastplatzes Flößerstraße. Von den Gesamtkosten von rund 300 000 Euro übernimmt damit der Verband Region Stuttgart mehr als die Hälfte. Mit der Förderung kann die Stadt jetzt mit der öffentlichen Ausschreibung beginnen und bereits im Herbst sollen die Arbeiten losgehen, sagt Stadtsprecherin Anette Hochmuth. Im nächsten Jahr soll der neue Spiel- und Rastplatz fertiggestellt sein.
Bei dem Platz handelt es sich um eine 1984 angelegte Aufenthaltsfläche, die für Radfahrer, Kanuten und Wanderer attraktiv gestaltet werden soll. Einladende Rastplätze mit drehbaren Sonnenliegen, ein Aussichtsbalkon sowie ein Spiel- und Aufenthaltsbereich sollen die Erlebbarkeit der Enz verbessern. Der bestehende Spielplatz in der Flößerstraße soll geringfügig umgebaut werden, der neue Spiel- und Rastplatz schließt unmittelbar daran an und zieht sich bis zur Enz hin.
Am Ufer soll es einen Aussichtssteg mit einer Sitzmöglichkeit geben, Spielelemente für den neuen Platz sind Wasser und Sand, Kletter- und Rutschmöglichkeiten gibt es für kleinere Kinder, als Sitzmöglichkeiten sind Sitz- und Liegeflöße vorgesehen. Dazu Floßbänke, drehbare Sonnenliegen und Sitzgarnituren. Die Planer wollen mit dem Platz die Geschichte der Flößerei auf spielerische Art darstellen. Dazu sollen in den Boden eingelassene „schwimmende Hölzer“, als auch ein Floß aus vier Stämmen dienen. Durch diese Elemente will man eine Verzahnung der ganzen Fläche herstellen, so dass der Spielplatz als eine große Einheit wahrgenommen wird. Vorgesehen sind, so zeigt es der Entwurfsplan, auch Fahrradständer plus zwei Ladestation für E-Bikes.
Was ist in den Steillagen mit der Fördersumme geplant?
„Wir haben die Förderbeträge erhalten, die wir beantragt haben. Insofern sind wir zufrieden“, sagt Peter Wendl zur Unterstützung der Region Stuttgart für das Konzept eines Steillagenrundwanderwegs. Wendl ist seit 2018 als Regionalmanager für das Integrierte Ländliche Entwicklungs-Konzept Ilek (siehe Infokasten) am mittleren Neckar zuständig. Auf 60 bis 70 Kilometern soll ein Steillagenerlebnisweg entstehen, um die Weinberge touristisch interessanter zu machen.
Es gebe bislang kaum echte Wege in den Steillagen. „Man kann zwar vom Radweg hochschauen, aber nur selten auch im Weinberg laufen“, sagt Wendl. Durchschnittlich acht bis neun Kilometer Strecke in den einzelnen Neckargemeinden sollen daher ertüchtigt und mit Wegweisern sowie teilweise Infotafeln versehen werden. „An manchen Stellen gibt es schon einen Weg, an dem man nur ein Geländer erneuern muss, an anderen Stellen müssen die Wege erst geschaffen werden“, so der Regionalmanager. Die Schlossbergrunde in Ingersheim, die vergangenen Sommer eingeweiht wurde, gehört auch zu dem Gesamtkonzept.
Mit 11 000 Euro erhalten Mundelsheim und Gemmrigheim im Verhältnis am wenigsten Geld. Die Höhe der Fördersumme hänge mit dem Umfang der Arbeiten zusammen, so Wendl. In den beiden Gemeinden gehe es hauptsächlich um die Ertüchtigung vorhandener Wege und das Anbringen von Wegweisern. Aufwendiger sind die Arbeiten in Hessigheim (20 500 Euro) und Kirchheim (34 800 Euro). Zum Teil würden dort mehr Infotafeln angebracht, hauptsächlich gehe es aber wie in Kirchheim darum Wege erst zu schaffen oder eine Trockenmauer zu sanieren. Damit könne nun nach der Förderzusage begonnen werden. 2021 sollen die jetzt angefangenen Arbeiten spätestens fertig sein.
Bis 2022 soll das komplette Konzept beendet sein, dann endet nämlich die aktuelle Ilek-Periode. Eins ist Wendl wichtig: „Die Wege heißen nicht umsonst Erlebniswege“, sagt er. Die wenigsten Strecken werden barrierefrei sein, weil dies einfach in den Steillagen nicht möglich sei. „Unsere Zielgruppe sind jüngere Menschen, die bislang noch selten in den Steillagen unterwegs sind“, so Wendl. Deshalb sei auch eine Steillagen-App angedacht (die BZ berichtete).
Zehn Gemeinden am Neckar kämpfen gemeinsam für die Steillagen
Mit „Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten“, kurz Ilek, rückt der Bund die ländlichen Räume in den Fokus und unterstützt sie bei der Vorbereitung auf zukünftige Herausforderungen.
Das Ilek Neckarschleifen wurde zu einem ganz spezifischen Thema aus der Taufe gehoben: dem landschaftsprägenden Steillagenweinbau an den Hängen des mittleren Neckartals. Der traditionsreiche Steillagenweinbau gehört zum identitätsstiftenden Kulutrerbe der Region. Allerdings steckt der terrassierte Steillagenweinbau am Neckar – wie vielerorts in Mitteleuropa – in einer Rentabilitätskrise. Der schleichende Prozess der Nutzungsaufgabe und Verbuschung der Weinbergterrassen droht sich in den nächsten Jahren drastisch zu beschleunigen.
„Die Steillagen retten“ haben sich zehn Kommunen der Region auf die Fahne geschrieben. Seit Anfang des Jahres 2015 gehen Lauffen, Kirchheim, Gemmrigheim, Bönnigheim, Walheim, Mundelsheim, Hessigheim, Ingersheim, Freiberg und Benningen dieses Vorhaben an. Sie alle verbindet die Lage im Neckartal, die historisch gewachsene Kulturlandschaft mit Trockenmauern und steilen, terrassierten Rebhängen, aber vor allem auch ein gemeinsames Bewusstsein für die Region und deren zukünftige Entwicklung. bz