Ich habe meiner Oma auf dem Sterbebett geschworen, mit der Musik aufzuhören und mir die Haare zu schneiden“, sagt Marcel Vogelmann, während er inmitten diverser Schlagzeug-Utensilien sitzt. „Das habe ich leider gebrochen, auch wenn ich für sie eine Kfz-Meisterschule besucht habe.“ Sonderlich leid scheint ihm das aber nicht zu tun, denn sein Leben ist durch und durch mit Bass-Drums, Hi-Hats und Toms verwoben.
Vogelmann betreibt seit 1999 einen Trommelladen. Bis 2012 war er in Ludwigsburgs Innenstadt angesiedelt, bis das Gebäude in der Mathildenstraße, in dem er über einem Schuhladen sein Reich hatte, verkauft wurde. Es folgte der Umzug in die Weststadt. Zwar ist die Lage nicht mehr so zentral, dafür ist in der Wilhelm-Fein-Straße 6 aber ordentlich Platz. Über zwei Etagen hat sich der Trommler ausgebreitet und im Obergeschoss ein Schlagzeugmuseum eingerichtet. Schätze aus längst vergangenen Zeiten finden sich dort. Angefangen bei den ersten Fußmaschinen: In Ludwigsburg ist das erste Bass-Drum-Pedal der Marke Ludwig von 1909 ausgestellt. „Das stand im Büro vom Ludwig selbst“, sagt Vogelmann. Der Schlagzeughersteller habe gesagt, dass die Ludwig-Fußmaschine „in Ludwigs-burg wohnen soll.“ Das Schlagzeug komme ursprünglich aus dem Militär, erklärt Vogelmann. Erst nach und nach habe man die einzelnen Elemente zusammengestellt, sodass es einer Person möglich war, alles zu bedienen. Schüler und Studenten führte der Schlagzeuger schon zuhauf durch den historischen Rundgang. „Vor Kurzem waren Studenten der Musikhochschule Hamburg da“, berichtet er.
Das Ludwigsburger Schlagzeugmuseum, das nach Dekaden geordnet ist, sei das einzige Schlagzeugmuseum deutschlandweit. Es sei dem Schlagzeug-Fan ein Anliegen gewesen, denn „für Gitarristen oder Sänger gibt es viel. Wir Schlagzeuger sind immer ein bisschen hinten angestellt“, sagt Vogelmann. Deshalb habe er das Museum gegründet. Auch der gleichnamige Verein folgte bald sowie die Kult-Veranstaltung, Ludwigsburger Trommeltage, die Vogelmann 2006 bis 2009 im Scala ausrichtete und 2018 in der Willy-Krehl-Halle im Ludwigsburger Stadtteil Neckarweihingen.

Trommeltage 2019

Dort wird auch dieses Jahr vom 4. bis 6. Oktober wieder getrommelt, was das Zeug hält. Das Besondere an den Ausstellungsstücken und auch den Trommeltagen ist, dass es nicht nur irgendwelche Musikinstrumente oder Musiker sind, sondern wahre Legenden der Musikgeschichte. „Mein geschichtsträchtigstes Stück wurde schon von den Drummern von Jimi Hendrix, Led Zepplin, The Who und Iron Maiden gespielt“, sagt Vogelmann stolz. „Ich habe im Zuge einer Recherche für ein Schlagzeugfachmagazin Bilder davon gesehen und dann den Besitzer angerufen – es sollte an reiche Typen verkauft werden.“ Das war aber dem Besitzer selbst auch nicht recht. „Der Verein hat zusammengelegt und es fürs Museum gekauft.“ 80 Prozent der Ausstellungsstücke seien Leihgaben, der Rest gehöre Mitgliedern des Vereins.
Besonders stolz ist Vogelmann auf die Stücke von Ian Paice, dem Trommler von Deep Purple. „Das war mein Held früher. Inzwischen ist er mein Kumpel.“ Oft sehen sich die beiden Trommler, auch eine Autogramm-Stunde habe Paice im Museum gegeben. „Die Leute denken, ich hätte viel Kohle, weil ich mit den Stars rumhänge“, sagt Vogelmann und lacht. Dabei sei es manchmal so knapp gewesen, dass er nicht wusste, ob er das Essen seiner musikalischen Gäste überhaupt noch mit der Kreditkarte zahlen könne. „Ich bekomme viel zurück“, auch wenn das nicht unbedingt Geld sei. Er komme über die Runden.
Marcel Vogelmanns Wunsch für die Zukunft? „Ich möchte eine Vinyl-LP aufnehmen, bevor ich nicht mehr spielen kann.“ Der leidenschaftliche Trommler habe etwas am Ellbogen, das ein Tumor sein könnte. „Ich habe bereits viel gespielt und aufgenommen, aber Ende der 80er machte man alles nur noch digital.“ Eine Aufnahme auf Vinyl, das wolle er noch nachholen. „Am meisten wünsche ich mir, dass ich weiter trommeln kann.“

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