Einträchtig parken am Freitag die DRK-Fahrzeuge der 40 Ortsvereine vor der Gerlinger Stadthalle. Das Bild ist durchaus symbolträchtig für den Verlauf der Kreisversammlung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Drinnen setzen die Mitglieder die Eintracht fort. Das war so nicht unbedingt erwartet worden. Der Kreisverband hat turbulente Monate hinter sich mit viel Streit und der im April überraschenden Kündigung des umstrittenen Geschäftsführers Manfred Hormann als Höhepunkt (die BZ berichtete). Seit Juli ist sein Posten unbesetzt. Gastgeber, Bürgermeister Georg Brenner, bittet im Grußwort eindringlich, Ruhe einkehren zu lassen und den Abend harmonisch verlaufen zu lassen.
„Ich bin selbst DRK-Mitglied“, deutet der Gerlinger Rathauschef an, dass es ihm ein persönliches Anliegen ist, den Kreisverband, der mit 25 600 aktiven und Fördermitgliedern zu den größten im Land zählt, wieder in ein besseres Licht zu rücken. Seine Befürchtung, Diskussionen könnten aus dem Ruder laufen, ist unbegründet: Konflikte werden keine aufgearbeitet. Niemand schaut in den Rückspiegel. Der Blick ist nach vorne gerichtet. Die beiden Saalmikrofone laden die Delegierten zwar zu einer Aussprache ein. Doch sie bleiben während der nicht einmal zweistündigen Veranstaltung ungenutzt. Auch zum Punkt „Verschiedenes“ haben weder der Vorstand noch nie Delegierten etwas beizutragen.
Vielleicht liegt es daran, dass Kritiker zu Hause geblieben sind. Von den 437 eingeladenen Abgesandten erscheinen keine 200. Einige Tischreihen bleiben leer. Präsident Walter Adler liegt alles daran, die Wogen glatt zu halten und das Positive überwiegen zu lassen. Der 78-Jährige fordert, dass mit den negativen Schlagzeilen Schluss sein müsse. Wie er den ehemaligen Geschäftsführer am Ende überzeugen könnte, nach einer quälend langen Zeit den Kreisverband zu verlassen, verrät er in seinem Jahresbericht nicht. Nur so viel: Es seien lange und schwierige Gespräche gewesen.
Die Wahlen gehen glatt durch. Anträge auf geheime Abstimmung bekommen nicht die erforderliche Mehrheit. Hier und da eine Gegenstimme und so gut wie keine Enthaltungen. Das ist nicht der Rede wert, wie Adler zufrieden feststellt. Er hat sich mit 78 Jahren wiederwählen lassen.

Keine Frau im Vorstand

Die Vorstandsarbeit des Kreis-DRK scheint indes nichts für Frauen zu sein. Im sechsköpfigen Präsidium gibt es sie nicht. Günter Dollenmaier ersetzt als Vizepräsident die einzige Vorstandsfrau Claudia Jungeilges. Auch unter den zwölf Beisitzern ist keine Frau. Kreisbereitschaftsleiterin Kornelia Brandl-Reinert hat ihr Amt ebenfalls an einen Mann abgegeben. Bei der Rotkreuz-Jugend ist das Verhältnis anders: In der dreiköpfigen Kreisjugendleitung sind zwei Frauen.
Wieder mit an Bord ist Martin Gerlitzky. Er war bereits Schatzmeister und ist es nun wieder. Er habe das Amt in einer Zeit innegehabt, als sich der Verband „in einem sehr schweren Fahrwasser“ befunden habe. Nun seien die Geschäftszahlen zwar auf Konsolidierungskurs. „Doch bei der geringen Eigenkapitalquote ist jeder kleine Fehler sehr gefährlich.“ Im Jahr 2015 betrug die Eigenkapitalquote null. Ende 2018 lag sie bei 812 000 Euro. Angesichts der Größe des Kreisverbands sei dies viel zu wenig, ist man sich im Vorstand einig.
Die Ausschreibungsphase für die Nachfolge von Ex-Geschäftsführer Manfred Hormann ist mittlerweile beendet. Zum Bewerbungsschluss Mitte Juli hätten sich sechs Kandidaten gemeldet, so Adler. Eine Baustelle wird der Neue als erstes zu bearbeiten haben: ausreichend Mitarbeiter zu akquirieren. Wegen fehlendem Personal fielen vergangenes Jahr viele Schichten in der Notfallrettung und damit auch Einnahmen aus. Die Situation hat sich wohl verbessert. Aber Fachkräfte sind beim DRK weiter gesucht.

Die Finanzen des DRK-Kreisverbands

Das vergangene Jahr schloss der DRK-Kreisverband Ludwigsburg mit einem positiven Ergebnis ab. Der ausgeschiedene Geschäftsführer Manfred Hormann hat das im gedruckten Jahresbericht noch so kommentiert: „Ein knapp 150 000-Euro-Ergebnis bei 15,8 Millionen Euro Umsatz erscheint sehr wenig. Wenn man aber bedenkt, in welcher Situation der Kreisverband noch 2015 war, können wir doch ein wenig stolz auf die letzten drei Jahre zurückblicken.“ Geldbringer ist die allgemeine Rotkreuzarbeit, die eine halbe Million Euro einbrachte. Die Sozialen Dienste brachten einen Verlust von 338 000 Euro. Der Rettungsdienst war mit 17 000 Euro im Minus. uro