Wenn die Asperger am Sonntag, 24. September, zur Wahl gehen, stimmen sie nicht nur über den Bundestag ab, sondern auch über ihr neues Stadtoberhaupt. Der aktuelle Bürgermeister Ulrich Strorer tritt nicht mehr an, ein Trio bewirbt sich um seine Nachfolge. Dabei zeichnet sich ein Zweikampf um das Asperger Rathaus zwischen Christian Eiberger und Marc Thomas Bauer ab. dauerbewerber Ulrich Raisch ist auch wieder mit von der Partie. Zum 33. Mal kandidiert der Stuttgarter Musikpädagoge für ein Bürgermeisteramt, auch in Asperg dürfte seine Bewerbung aussichtslos sein.

Eine Familienentscheidung

Ein Bürgermeisteramt sei eine Familienentscheidung, findet Christian Eiberger. Der 36-Jährige wohnt momentan mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern in Marbach und arbeitet seit fünfeinhalb Jahren als Kämmerer in Ingersheim. Er sei mit dem Landkreis Ludwigsburg verwurzelt – eine Bürgermeister-Kandidatur kam für ihn nur hier in Frage. Für Asperg sprächen unter anderem die Lage und die familienfreundliche Infrastruktur. Bei einem Wahlerfolg will Eiberger mit seiner Familie in die rund 13 500 Einwohner zählende Stadt umziehen.
Das wäre für Marc Thomas Bauer nicht so einfach möglich. Familiäre Verantwortung bindet ihn vorerst an Sersheim. Der 41-jährige Diplomkaufmann hat allerdings bereits 28 Jahre in Asperg gelebt und nach wie vor Freunde und Bekannte dort. In Asperg will er „Dinge zum Positiven verändern“, sagte er gegenüber der BZ.

Marode Sporthalle

Als Aspergs größte Baustelle sehen beide Kandidaten die marode Sporthalle, die schnellstmöglich durch einen Neubau ersetzt werden müsse. Auch dem Thema Verkehr bescheinigen beide hohe Priorität.
Im Zusammenhang mit dem Sporthallen-Neubau steht die Debatte um das Schwimmbad. Bauer nannte dieses Thema als Beispiel, wo er Befürworter und Gegner gleichermaßen abholen und Spannungen zwischen Bürgern und der Verwaltung minimieren wolle. Er plädiert für mehr Bürgerbeteiligung, „im äußersten Fall auch ein direkten Bürgerbegehren.“
Der „direkte Draht zu den Bürgern“ ist auch Christian Eiberger sehr wichtig. „Man ist ja nicht allwissend“, sagte er im Gespräch mit der BZ und wünscht sich einen intensiven Dialog mit den Bürgern: „Sie sollten keine Hemmschwelle haben, ins Rathaus zum Bürgermeister zu kommen.“
Beide Kandidaten eint die Absicht, ein Oberhaupt für alle Bürger sein zu wollen, die Menschen und ihre Probleme ernst zu nehmen. Beide sehen sich eher als „Stadtvater“ denn als „Stadtverwalter“.
Eiberger glaubt an eine hohe Wahlbeteiligung bei der Entscheidung um das Bürgermeisteramt – aber nicht, weil parallel der Bundestag gewählt wird, sondern weil es sich nicht um eine Wiederwahl handelt. Eiberger bemerkte jedoch auch die doppelte Informationsflut, der die Asperger im Vorhinein des 24. Septembers ausgesetzt seien.
Auch Marc Thomas Bauer ist „darüber nicht ganz glücklich“ und glaubt, dass die Prospekte und Plakate zu beiden Wahlen für die Bürger „zu viel auf einmal“ sind. Er vermutet durch die Doppelwahl eine höhere Beteiligung, den Zeitpunkt empfindet er als ungünstig: „Vor der Wahl war ein Sommerloch. Da waren viele Leute weg.“
Dennoch berichteten beide Kandidaten von großem Interesse seitens der Bürger, vor allem bei Gesprächen auf dem Wochenmarkt. Dort haben Christian Eiberger und Marc Thomas Bauer am Samstagvormittag, 23. September, auch ihre letzten Wahlkampfauftritte. Am Sonntag haben beide nicht viel vor. Bauer plant am Vormittag Bogenschießen, nachmittags will er wählen gehen.
Christian Eiberger hat seine Entscheidung bereits per Briefwahl getroffen. Am Sonntag möchte er flexibel sein und den Tag seiner Familie, Freunden und Mithelfern widmen.

Drei Fragen an Christian Eiberger

Welches ist Ihr wichtigstes kommunalpolitisches Ziel in Asperg?
Christian Eiberger: Ich möchte Vertrauen zwischen Bürgerschaft, Gemeinderat und Verwaltungen aufbauen. Gegenseitige Wertschätzung, Zuhören und eine Kommunikation auf Augenhöhe sind mir sehr wichtig.
Was wird das Erste sein, das Sie in die Tat umsetzen, falls Sie die Wahl gewinnen?
Zunächst der Bau der neuen Sporthalle. Das muss geschehen, so lange die bestehende Halle noch genutzt werden kann. Aber auch die Verzahnung aller Mobilitätsarten möchte ich angehen.
Warum sollten die Asperger Sie wählen?
Weil ich alles mitbringe, was ein Bürgermeister mitbringen sollte: vor allem kommunale Erfahrung und Fachkompetenz. Ich habe stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürger aller Generationen und werde sie ernst nehmen.
sab

Drei Fragen an Marc Thomas Bauer

Welches ist ihr wichtigstes kommunalpolitisches Ziel in Asperg?
Marc Thomas Bauer: Ich möchte die Energieeffizient von Gebäuden optimieren und die E-Mobilität ausbauen – zum Beispiel mit einer E-Ladestation für Autos – und Asperg für den Durchgangsverkehr unattraktiv machen. Vorstellbar ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer.
Was wird das Erste sein, das Sie in die Tat umsetzen, falls Sie die Wahl gewinnen?
Als Erstes möchte ich mich mit meinen Mitarbeitern vertraut machen und auch Einzelgespräche führen.
Warum sollten die Asperger Sie wählen?
Weil ich ein anderes Modell mitbringe als den normalen Verwaltungswirt. Ich verfolge eine andere Denkrichtung. Natürlich will ich Asperg nicht auf den Kopf stellen, aber ich glaube, die Verwaltung braucht frischen Wind.
sab