„In letzter Zeit wurde viel über die Verbesserung des ÖPNV geredet. Dabei hätten wir das Naheliegende fast aus den Augen verloren“, sagte Baubürgermeister Michael Ilk am Dienstagmittag bei der Pressekonferenz auf dem Ludwigsburger Rathausplatz. Was er damit meinte, war kaum zu übersehen: Hinter ihm stand ein Bus der Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL), ein Hybrid-Bus mit Wlan, um genau zu sein. Der Busfahrer präsentierte das übergroße, symbolische Stadt-Ticket, das ab dem 1. August in Ludwigsburg erworben werden kann.
Mit dem Stadt-Ticket, das nun drei anstatt wie bisher sieben Euro für eine Person kostet, können an einem Tag beliebig viele Fahrten in der Residenzstadt gemacht werden. Das Gruppentagesticket für bis zu fünf Personen kostet ab dem 1. August sechs statt 12,50 Euro. Möglich wurde diese Vergünstigung um über 50 Prozent durch einen Zuschuss der Stadt Ludwigsburg in Höhe von rund 650 000 Euro, dem der Gemeinderat im April einstimmig zugestimmt hatte (die BZ berichtete).

Chance für Familien

Gerade samstags sieht Baubürgermeister Ilk das Ticket als Chance für Familien, stressfreier in die Innenstadt zu gelangen und sich die Parkplatzsuche zu ersparen. Horst Stammler, der Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS), wagt bereits einen Blick in die Zukunft: Zum 1. April nächsten Jahres stehe die große Tarifreform an, die den Bürgern der Region Stuttgart weitere Ersparnis bei der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln bringe. Die Strecke von Ludwigsburg nach Stuttgart und umgekehrt, soll dann nur noch 2,90 anstatt 4,20 Euro kosten. „Garniert wird das bereits jetzt mit dem Stadttarif“, sagt Stammler.
Im Gespräch war auch ein Ticket zu einem Euro (die BZ berichtete). Das hätte aber nicht umgesetzt werden können, wie Stammler und auch Ilk bestätigen: „Das Ein-Euro-Ticket hätte dazu animiert, viele Monatstickets zurückzugeben. Durch die vielen Einzelticketverkäufe wäre es dann auch zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen der Busse gekommen“, sagt Ilk. Das jetzige Ticket sei keine zusätzliche Belastung für die Busfahrer, ergänzt der VVS-Chef. „Ludwigsburg ist das Pilotprojekt“, sagt Stammler. Das Modell des Stadt-Tickets soll allen interessierten Städten in der Region Stuttgart angeboten werden, berichtet er. Darunter Esslingen, Böblingen, Remseck, Kornwestheim sowie Sindelfingen. Bis Ende nächsten Jahres wird nun getestet, wie das Ticket in der Barockstadt angenommen wird. Der VVS-Chef rechnet mit 15 Prozent mehr Fahrten, die mit den bereits vorhandenen Bussen der LVL abgedeckt werden könnten. Insgesamt liege Ludwigsburg ganz vorne im Nahverkehr Stuttgart, sagt der VVS-Chef mit Blick auf den Hybridbus hinter ihm. „Wir haben elf Hybridbusse, das macht 14 Prozent unsere Busse insgesamt aus“, stimmt ihm Carry Buchholz, Geschäftsführerin der LVL Jäger, zu. Im Vergleich: Laut Buchholz haben die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) nur acht Prozent Hybridbusse im Bezug auf ihre ganze Busflotte. Ludwigsburg habe sogar die größte Hybridflotte in ganz Baden-Württemberg. Auch beim kontaktlosen, also bargeldlosen Bezahlen („cashless payment“) ist Ludwigsburg gemeinsam mit Esslingen führend. „Wir sind sogar bundesweit ganz vorne“, sagt Buchholz. „Wir wollen die Vorreiterrolle spielen“, ergänzt Baubürgermeister Ilk abschließend.