Die IG Metall Schwäbisch Hall hat in den Landkreisen Hall und Hohenlohe 11.000 Mitglieder. Die Tarifverhandlungen beginnen zwar erst am 16. März, doch über die künftigen Bedingungen wird schon jetzt eifrig diskutiert. Im Zentrum der Debatte steht ein Moratorium, ein Stillhaltepakt. Der IG Metall scheint es weniger um hohe Tarifabschlüsse zu gehen als vielmehr um die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Zunächst war von einer „Verzichtstarifrunde“ die Rede. Dieser erteilt Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, eine Absage. Es müsse ein Lohnplus geben, das oberhalb der Inflationsrate liegt.
 „Die Beschäftigten in kleinen mittelständischen Betrieben haben ein feines Gefühl dafür, ob die Arbeitsplätze sicher sind oder nicht. Das steht für uns im Fokus“, erklärt Uwe Bauer, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Schwäbisch Hall. Bauer unterscheidet zwischen diesen kleinen und mittleren Betrieben und den großen Autobauern, denn die Interessenlagen seien andere. Weil bei den Großkonzernen schon Verträge über den langfristigen Erhalt von Arbeitsplätzen geschlossen worden sind, geht es deren Beschäftigten möglicherweise doch eher ums Geld.
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Murrhardt/Hattenhofen

Arbeitgeber wollen keine verbindlichen Zusagen machen

Die Arbeitgeber zeigen sich dem Vorschlag einerseits aufgeschlossen. Anderseits macht Südwestmetall in Heilbronn deutlich, dass die Betriebe keine verbindlichen Zusagen zu einzelnen betrieblichen Maßnahmen machen könnten. Die Arbeitgeber akzeptieren nicht, dass die IG Metall Bedingungen ins Spiel bringt, sie legen Wert auf eine ergebnisoffene Diskussion.
Die IG Metall schlägt in einem Moratorium vor, dass die Tarifforderungen zurückhaltend sein könnten für den Fall, dass sich die Unternehmen, die im Strukturwandel stecken, auf Verhandlungen über betriebsindividuelle Zukunftstarifverträge und Beschäftigungssicherung einlassen. Im Kern dieses Vorschlags geht es darum, dass sich die Unternehmen verpflichten, keine Maßnahmen zum Personalabbau, zur Verlagerung von Produkten mit Zukunftsperspektive und zur Schließung von Standorten zu ergreifen.
An diesem Punkt gehen die Interessen weit auseinander. Es sei nicht möglich, diese Maßnahmen zum jetzigen Zeitpunkt generell untersagen zu lassen, betont Jörg Ernstberger, Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Heilbronn/Region Franken. Dies würde die unternehmerische Freiheit einschränken. „Es ist und bleibt unternehmerische Aufgabe, den Wandel und damit Innovationen und zukünftige Geschäftsmodelle zu gestalten“, betont Jörg Ernstberger.
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Ulm

Digitalisierung ist bei machen kleinen Unternehmen noch nicht angekommen

Den Wandel fair gestalten – das ist ein Anspruch, der im Gespräch mit Uwe Bauer immer wieder auftaucht. Während große Betriebe darauf vorbereitet seien, dass die Digitalisierung Lieferketten, Entwicklungen und Produktionen erheblich verändert, sei das Thema, obwohl seit Jahren immer wieder betont, bei einigen kleinen Unternehmen noch nicht angekommen. Tritt irgendwo in Europa ein neues hochtechnisiertes, effizientes Werk auf den Markt, könne das für einen alteingesessenen Betrieb, der nicht auf dem neuesten Stand der Technik fertigt, das Aus bedeuten, warnt Bauer.
Der Arbeitgeberverband spricht von einem Stillhalteabkommen über eine Dauer von mindestens fünf Jahren mit einem fixen Gesamtprozentsatz an Entgelt-Steigerung. Damit ließe sich die konjunkturell schwierige Lage betriebsindividuell meistern.
Eine Absage erteilen die Arbeitgeber dem Vorschlag der Gewerkschaft, deren Mitgliedern Zuwendungen einzuräumen. Die IG Metall denkt beispielsweise an Zuschüsse für Bus- und Bahnfahrten.

250

Mitgliedsbetriebe haben die Heilbronner Arbeitgeberverbände. In diesen Unternehmen der Region Heilbronn-Franken arbeiten insgesamt rund 70 000 Beschäftigte.