Gerade mal 22 Jahre alt war Georg Büchner, als er das Dramenfragment Woyzeck verfasste. Büchners jugendlicher Feuereifer, die Leidenschaft in seiner Sprache, all das lade dazu ein, das Stück mit jungen Schauspielerinnen auf die Bühne zu bringen, so Regisseurin Edith Ehrhardt über die neue Woyzeck-Inszenierung am Theater Lindenhof. Und so werden drei Schauspieler, zwei Männer und eine Frau, zwischen Anfang zwanzig und Anfang dreißig, in die verschiedenen Rollen schlüpfen.
Theater auf der Alb kämpft um Zuschauer
Theater Lindenhof Melchingen
Theater auf der Alb kämpft um Zuschauer
Melchingen
Über zwanzig Figuren tauchen in Büchners Fragment auf. Im Lindenhof wird es deswegen ein eifriges Wechselspiel auf der Bühne geben. Dabei springen alle drei, also auch die Akteurin, abwechselnd in die Rolle des Woyzeck, aber auch in die des Doktors oder der Soldaten. Nur Marie bleibt Marie.
Edith Ehrhart, die Direktorin der Theaterei in Herrlingen, ist erstmals als Regisseurin am Theater Lindenhof zu Gast, ebenso wie die Kostüm- und Bühnenbildnerin Barbara Fumian. Das Bühnenbild ist ein großer Schriftzug, der einem Graffiti ähnelt, nachhaltig herausgesägt aus dicker Pappe, die weit-gehend ihre Naturfarbe behalten darf. Nicht Woyzeck steht darauf, sondern Marie. „Wir zeigen damit die Bedeutung von Marie in dem ganzen Gefüge. Sie ist Woyzecks Utopie vom Glück, das aber von vornherein zum Scheitern verdammt ist. Auch der Kampf von Marie ist erzählenswert“, so die Regisseurin.

Einen „eigentlichen“ Woyzeck gibt es nicht

Da es sich bei Woyzeck um ein Dramenfragment handelt, ist jeder Regisseur gezwungen, selbst die Puzzleteile zusammenzufügen und eine eigene Fassung zu erschaffen. Zu sehen gibt es laut Ehrhardt in der Lindenhoffassung „Büchner pur“, also keine Überarbeitung, denn ihrer Empfindung nach hat Büchner bereits zum Spielen geschrieben. Büchners treffende Sprache mache die große Leidensgeschichte lebendig, verfüge über Witz und sei gleichzeitig voller Poesie. Ihr Ziel sei es gewesen, die Sprache mit dem Bühnenspiel auszufüllen, sodass sie, insbesondere auch für die erwarteten Schulklassen, erlebbar wird.

In der Art eines Videoclips

Dabei trifft das Stück die Sehgewohnheiten junger Menschen. Sehr viele, sehr kurze Szenen reihen sich aneinander und so gleicht das Stück in seiner Struktur einem Videoclip.
Die Regisseurin hat die Musikerin und Komponistin Julia Klomfass mit in ihr Produktionsteam geholt, die für die einzelnen Szenen die Musik komponiert und arrangiert hat – mal ist es ein Akkordeon, mal Geige, mal sind es elektronische Samples, die erklingen. Musik wird so in der Aufführung zu einem vierten Mitspieler.

Premiere ist am Donnerstag, 23. Februar

Kartenverkauf Premiere feiert der Woyzeck im Lindenhof am Donnerstag, 23. Februar, Beginn 20 Uhr. Die öffentliche Probe findet am Dienstag, 21. Februar, 20 Uhr statt. Weitere Spieltermine sind am Freitag, 24. Februar, Donnerstag, 2. März und Freitag, 3. März, jeweils 20 Uhr. Karten gibt es über die Webseite www.theater-lindenhof.de, das Kartenbüro Tel. 07126/929394, per Mail karten@theater-lindenhof.de  oder an den Vorverkaufsstellen der Region.