„Nun will der Lenz uns grüßen, von Mittag weht es lau“: Im sonnendurchfluteten Stettener Klostergarten ließ ein starkes Dutzend Stettener, Hechinger, Bollemer am Mittwochnachmittag Frühlingslieder erklingen. Die monatliche Runde von „Stetten singt“ war, weil Treffen in geschlossenen Räumen wegen der Corona-Ansteckungsgefahr nicht angezeigt sind, erstmals an die frische Luft gegangen.
Mehr als zwei Meter Abstand – mit dem Zollstock abgemessen
Da saßen sie nun in weitem Rund ums Krokusbeet auf den Gartenstühlen, die Alfred Schmid mitgebracht und schön risikofrei in mehr als zwei Meter Abstand voneinander – abgemessen mit dem Zollstock – platziert hatte. Gekommen waren zwar keine 40 oder 50 wie an den üblichen „Stetten singt“-Abenden, aber doch genug, um ein Chörle zusammenzubekommen. Manfred König gab mit dem Akkordeon den Takt vor, und so tönte es dann: „Alle Vögel sind schon da...“, „Jetzt fängt das schöne Frühjahr an...“ und „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“.
„Die Psychohygiene darf nicht zu kurz kommen“
„Wenn die Italiener von Balkon zu Balkon singen, dann können wir das auch in unserem Klostergarten“, stellte Manfred König den Bezug zu den Bürgeraktionen in den norditalienischen Städten her, die von der Corona-Epidemie am schlimmsten getroffen sind. Und Hannes Reis erläuterte: „Wir alle hören immer wieder, wie wichtig Hygiene ist: Abstand halten. Aber die Psychohygiene darf auch nicht zu kurz kommen. Deshalb treffen wir uns hier.“ Gerade viele Alleinstehende bräuchten zwischendurch mal Begegnung. Reis selbst steuerte zum Programm einige Frühlingsgedichte von Friedrich Hölderlin bei. Schließlich befinde man sich ja im Hölderlin-Jahr, „und der Aufgang zur Kanzel unserer Klosterkirche sieht aus wie ein kleiner Hölderlinturm.“
Initialzündung für „Bürger helfen Bürgern“
Ein weiteres Anliegen, das Reis, König, Schmid und der ebenfalls hinzugestoßene Ortsvorsteher Otto Pflumm mit dem Frischluftsingen verbanden: einen Anstoß dafür geben, dass die Aktion „Bürger helfen Bürgern“ in der Zeit der Corona-Krise eine Initialzündung erfährt.
„Verantwortungsbewusstsein, Rücksichtnahme und die Besonnenheit aller Mitbürger sind notwendig, um diese Krisensituation zu meistern“, erklärte Pflumm. „Gerade jetzt sind Menschen auf die Mithilfe ihrer Mitmenschen angewiesen.“ Der Ortsvorsteher berichtet von vielen Gesprächen, die er in den vergangenen Tagen mit Mitmenschen geführt hat. Deshalb sei er davon überzeugt, dass sich Helferinnen und Helfer finden, die Mitgliedern der Risikogruppen und auch Betroffenen bei Einkäufen oder anderen Erledigungen helfen können. Deshalb fordert er jeden dazu auf, auf seine Mitmenschen, vor allem auf seine Nachbarn zuzugehen, mit ihnen zu reden, insbesondere zu telefonieren und ihre Erfahrungen mit der derzeitigen Situation auszutauschen.
Wer braucht Hilfe? Wer kann helfen?
Und wer selbst Hilfe braucht, sollte sich nicht scheuen, diese in Anspruch zu nehmen. Menschen, die Hilfe brauchen, können sich zu den Sprechzeiten bei der Verwaltungsangestellten Melanie Beck im Rathaus melden. Sollte die Ortschaftswaltung nicht besetzt sein, so sind der Ortsvorsteher und in dringenden Fällen seine beiden Stellvertreter, Stefan Hipp und Dr. Rolf Frankenberger erreichbar. Helferinnen und Helfer dürfen sich unter der E-Mail-Adresse [email protected] melden.