Tränen vergießen ob einer Fasnet im Light-Format? Wie klein werden die Probleme der geneigten Narrenschar mit Blick auf den Einmarsch der russischen Truppen und Panzer in die Ukraine… in dem Wissen um Raketenangriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew!!!
Zumal: Die jüngsten Lockerungen der Corona-Verordnung machten es doch immerhin möglich, am Auseliga den Bürgermeister abzusetzen und das närrische Zepter in die Hand zu nehmen. Aus dem Homeoffice heraus möchte die Ober-Alte Carola Kunz bis Aschermittwoch die Zollernstadt verwalten.
Ein stilles Örtchen für den Schaukelpfad
Was es ihrer Meinung nach dringend anzupacken gilt? Jede Menge! Zum Beispiel brauche es ein „stilles Örtchen“ für den Schaukelpfad, immerhin ein „Magnet in der Pandemie“. Und vielleicht auch ein Imbisswägele oder zumindest einen Automaten, um wenigstens den größten Hunger und Durst der großen und kleinen Schaukler stillen zu können. Apropos: Dem leiblichen Wohl gerecht werden könne Hechingen leider auf der ganzen Linie nicht. Eher komme man sich vor wie im Wilden Westen: „Alles ist ausgestorben und leer, kaum irgendwo kannst festen.“
Richten könnte das vielleicht eine Bürgerwerkstatt, wie es sie schon für die „toll gelungene“ Gestaltung des Obertorplatzes gab („da kannst an schönen Tagen halb Hechingen sehen“). Die gastronomische Belebung der Zollernstadt sei ein Muss, auch mit dem Hintergedanken: „Wo sollen wir Narren denn sonst künftig feiern und lachen, wenn alle einfach die Türen dicht machen?“
Für (konsumierenden) Nachwuchs sei schließlich gesorgt – und es damit doch auch nicht mehr weit in Richtung Große Kreisstadt. Warum sich da in letzter Konsequenz trotzdem nichts tut? „Na, ja. Vielleicht ist es ja auch so, wie es ist, ganz gut“, findet die Ober-Alte.
Kaputte Straßen werden ausgesessen
Gar nicht gut dagegen: der Zustand der Hechinger Straßen. Beispiel: die Buckelpiste Boznerstraße –„da kannst bald durch die Löcher das Erdinnere sehen“. Pandemiebedingter Haushaltsstopp hin oder her – die kaputten Straßen würden in der Zollernstadt „schon lange ausgesessen“.
Was der Schultes dazu sagt? „Der Straßenzustand, der ist wohl egal – ein Narr geht besser doch zu Fuß, was auf dem Trottoire er dann machen muss.“ Überhaupt hat Philipp Hahn Wichtigeres zu wuppen – nämlich „Maale, Weible oder gar noch non-binary“ (genderqueeren) Narren gerecht zu werden. Weshalb er sich bei seiner Absetzung des Gender-Gaps (dem : in Schriftform) bediente. Trost spenden konnte er den Alten, Butzen, Lumpen, Hexen… auch nicht: „Ihr müsst halt auf die Fasnet 2023 setzen!“
Herbergen für Pilger:innen
Derweil könnten sie ja nach Herzenslust schaukeln oder umsonst im Parkhaus (unter der Fürstenwiese) parken. Außerdem hatte das Stadtoberhaupt noch eine touristische Idee für die Hechinger Staig parat: „Wir halten dort Herbergen für Pilger:innen bereit – weil denen die Steigung gar nichts ausmache. „Die laufen bis Compostella – da ist die Luft in Hechingen noch lang nicht raus.“
Bürger:innen beteiligen
Gerne nahm der Bürgermeister den Vorschlag einer erweiterten „Bürger:innenbeteiligung“ auf – und lud sogleich zu einem „Wirtschafts-Bürger:innenforum“ ein. Im Ratssaal „könnten wir bis morgens um Sechse zechen, die Stadtkass’ müsst’ die Zeche blechen.“
Doch halt: Pandemiebedingt müsse ein Online-Meeting her: „Dann sitzt ein jeder in der eignen guten Stub, vor sich ein Viertele oder des Bieres Krug…“
Doch genug der Worte. Den Rathausschlüssel rückte das Stadtoberhaupt anstandslos heraus – wenn die Narren coronabedingt auch nur „mit Termin“ regieren können „in diesem hohen Haus“.