Je nach Grundstückslage dürfte man eine extraprima Aussicht haben. Die bevorzugte Lage ist’s freilich nicht allein. Das Areal auf dem Hochplateau oberhalb des Bahnhofes wird die Häuslebauer und die Baugesellschaften wegen weiterer Vorzüge Schlange stehen lassen: Der zukünftige Stadtteil, der im ersten Bauabschnitt mehr als 1200 Menschen eine neue Adresse geben wird, besticht genauso durch seine hohe Umweltverträglichkeit: Der Ausstoß an Kohlendioxid dürfte verschwindend gering sein. Möglich machen es die dezentrale Wärmeversorgung durch Photovoltaik-Strom mit Erdspeicher sowie Geothermie. Helga Monauni spricht von einem „hochwertigen“ Wohngebiet, auf das auch das Land schaut.
Geplant wird seit einer halben Ewigkeit
Dass gut’ Ding Weile braucht, dafür kann „Killberg IV“ ebenfalls herhalten. Schon seit einer kleinen Ewigkeit arbeitet die Zollernstadt an diesem ersten großen Kernstadt-Wohngebiet seit dem Stockoch. Noch im alten Jahrtausend, 1998, war ein städtebaulicher Wettbewerb lanciert worden. Dann geschah lange Zeit nichts mehr. Vor vier Jahren nahm das Vorhaben wieder Fahrt auf. Der Druck auf den Wohnungsmarkt wirkte nun auch auf kleinere Städte in der vermeintlichen Provinz.
Es sollte etwas Besonderes werden
Hechingen blieb beim eingeschlagenen Kurs: Es soll etwas Großes werden und etwas Besonderes auf den 5,4 Hektar, die bislang Wiesen und Streuobstwiesen sind. Dazu passte die Bürgermitwirkung, die es zum Killberg ebenfalls gegeben hat. Die „entscheidende städtebauliche Entwicklung“, die vom Killberg ausgeht und die von der Stadtbaumeisterin im Bauausschuss des Gemeinderates deutlich betont wurde, wird ersichtlich aus den stattlichen Erweiterungsmöglichkeiten: Richtung Norden wird sich in späterer Zeit das Gebiet „Killberg V“ anreihen. Dahinter ist Platz für Gewerbe geplant. Auch über die Tübinger Straße in Richtung B 27 will man noch gehen. Die Haupterschließung kommt von eben dort und der L 410. Auch aus diesem Grund wird im kommenden Jahr ein Kreisverkehr gebaut an der Anschlussstelle Hechingen-Nord. Der ist also nicht allein für den Nasswasen!
Der große Killberg-Kracher kam 2019 – unverkäuflich!
Die Weile wiederum war nicht selbstgemacht – oder vielleicht doch ein bissle. Der große Killberg-Kracher folgte vor gut einem Jahr. Ende Juni 2019 fasste der Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss. Zuvor hatte die Planung nochmals geändert werden müssen wegen eines regionalen Grünzuges. Aber dann war alles klar, das Baugebiet sollte seinen Weg gehen, und das möglichst flott. Beim Grunderwerb allerdings gab es für nicht weniger als drei größere Flächen ein „No go“, wie Helga Monauni es nennt: Der Grundstücksbesitzer war nicht bereit zu verkaufen. Und ist es bis heute nicht.
Einfach um die „Finger“ herumgeplant
Ein Jahr später hat das Tübinger Büro Hähnig & Gemmeke dem Bauausschuss sein neues städtebauliches Konzept präsentiert. Das stößt bei der Stadt auf Begeisterung und hat auch im Gremium durchweg gute Noten erhalten. Das Kunststück, die unverkäuflichen Flächen zu integrieren, scheint denn auch gelungen. Wie „Finger“ würden sie ins Wohngebiet hineinragen, stellte Helga Monauni fest. Wohlgemerkt grüne Finger, also auch optisch wertvolle Streuobstwiesen. Bei der Mischung aus Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern und verdichtetem Mehrgeschossbau ist es zudem gelungen, die Zahl der Wohneinheiten kräftig zu erhöhen: Aus 400 sind nun knapp 600 geworden! Sie sind angereichert mit drei großen Plätzen und kleineren Quartiersplätzen und werden erschlossen durch eine große Ring- und kleine Stichstraßen. Integriert sind eine Kindertagesstätte und ein Mehrgenerationenhaus.
„Total begeistert“ sei man im Rathaus schon von den ersten Skizzen gewesen, erinnerte die Erste Beigeordnete. Dorothee Müllges sprach von einem „Modellwohngebiet“, auf das man „echt stolz sein“ dürfe. „Killberg IV“ werde nicht ohne Grund vom Regierungspräsidium unterstützt.
Viele Kaufverträge sind schon unterzeichnet
Im Gemeinderat wollte man trotz aller Begeisterung auf Nummer sicher gehen. Alexander Vees (FWV) fragte, ob es keine weiteren Probleme gebe beim Grunderwerb. Dem scheint nicht so: Viele Kaufverträge sind schon unterzeichnet. Dieses Mal scheint alles gutzugehen. Ob auf den unverkäuflichen Grundstücken, bislang Grünland, plötzlich auch Mais angebaut werden könne, fragte Vees. Das könne man nicht verhindern, aber jegliche Bebauung, war die Antwort. Verkauft werden als Bauland können die Finger ebenfalls nicht. Sie bleiben Grünflächen. Danach erkundigte sich Regina Heneka (CDU). Stefan Hipp (CDU) fragte nach einem Grundschul-Standort. Das könne man immer aufnehmen, erhielt er zur Antwort. Die Bunte Liste, so sagte Samuel Vasiliadis, hätte das Seniorenwohnen gern direkt bei der Kita.
Bei der Abstimmung gab es ein einmütiges Ja zum Konzept.
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Die Wärme wird im Becken gespeichert
Versorgung Die Energie für „Killberg IV“ kommt von der Noch-Erddeponie. Dort wird auf 7500 Quadratmetern eine Solarthermie-Anlage gebaut. Bevorratet wird in einem 18 500 Kubikmeter fassenden Erdbeckenspeicher. Was da produziert und heißgehalten wird, reicht auch noch für „Killberg V“. Der Bauherr sind die Stadtwerke Hechingen.Der Rest der Deponie wird zum Erholungs- und Freizeitbereich mit einer „Attraction Wave“.