Immer, wenn man denkt, am Hechinger Ratstisch wird jetzt ewig und drei Tage diskutiert, kommt es anders: Die Vergabe der Straßennamen fürs größte Baugebiet des Landkreises, „Killberg IV“ auf dem Hochplateau an der Tübinger Straße, war im Bauausschuss eine ziemlich flotte und mehrheitlich klare Sache: Man besinnt sich auf das, was bislang war. Und das heißt: Streuobst und die dazugehörenden Bäume.
Insgesamt neun Straßen, darunter die sogenannte Magistrale, also die Haupterschließung, wollten bezeichnet werden am Mittwochabend. Wie berichtet, hatten Stadt und Fraktionen schon eine Vorauswahl getroffen, welche die SPD noch mit einem eigenen Vorschlag mit Kinderbuchautoren, Märchenfiguren und Kinderhelden ergänzte.

Eine klare Mehrheit

Man tauschte sich anschließend an den nasskalten Lokaltermin auf dem zugigen Killberg im nicht eben überheizten Ratssaal zwar noch halbwegs rege aus, aber am Ende können die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner des Wohngebiets darauf bauen, dass ihre Adressen von einer schönen Mehrheit beschlossen worden sind. Das letzte Wort hat zwar der Gemeinderat, aber der dürfte das Votum seines Ausschusses kaum über den Haufen werfen.
Unter sieben Vorschlägen haben die Streuobstbäume den eindeutigen Vorzug bekommen. Droben auf dem Killberg werden die neun Straßen also genannt nach Apfel und Birne, nach Zwetschge, Mirabelle, Kirsche, Aprikose und Quitte. Und auch das gibt es tatsächlich in ausgewählten Streuobstgebieten: die Walnuss. Eine Ausnahme macht einzig die Haupterschließungsstraße. Weil die mit Ahornbäumen gesäumt sein wird, wohnt man dort an der Ahornallee. Ein Baum, der sehr untypisch für Obstfelder ist.

Wege, keine Straßen

Die Bezeichnung Straßennamen stimmt seit Mittwochabend nur zum Teil. Denn auf die Anregung von Stadträtin Ingrid Riester (CDU) hin gibt es keine Straßen, sondern Wege. Aus der Walnussstraße ist durch das flächendeckende Ja im Ausschuss also der Walnussweg geworden. Die Allee bleibt aber.
Das bis auf wenige Umpflanzungen gekillte Streuobstgebiet fand eine klare Mehrheit des Gremiums absolut passend als Bezeichnung für die Straßen. Keine Frage, sie sei für diese Variante 4, ließ Almut Petersen (Bunte Liste) wissen. Die Berge der Umgebung seien eher „ungeschickt“. Regina Heneka (CDU) riet dringend von den Tüftlern und Erfindern ab: Mit Namen komme man nur in die Bredouille. Auch diese Stadträtin war für die Natur, gab aber mehr Bäumen und Sträuchern den Vorzug.

Die Bürger beteiligen

Susanne Blessing (SPD) erklärte ihren Kinder-Vorschlag mit dem Märchen- und Schaukelpfad und dass diese Namen neu seien und es keine Konflikte gebe. Der Vorschlag ihres Fraktionskollegen Manfred Bensch, die Bürger an der Namensgebung zu beteiligen, wurde irgendwie, aber erfolgreich stehengelassen.
Variante 3, die Berge der Umgebung vom Zeller Horn bis zum Himberg, fand Alexander Vees (FWV) so abwegig überhaupt nicht: „Das Schönste da oben ist doch der Blick“. Sein Fraktionskollege Stefan Löffler formulierte ebenfalls ein Berge-Plädoyer.
Am Ende wollten Weiler-Berg-Straße und Tirolerkopfstraße aber nur drei Stadträte haben. Acht Stimmen waren es dagegen für Apfel, Birne und Zwetschge. Dabei hatte es kurz danach ausgesehen, dass es doch noch kompliziert werden könnte. Hannes Reis (Bunte Liste) wollte die von Regina Heneka favorisierten Bäume und Sträucher mit den Streuobstbäumen kombinieren. Das aber schob Almut Petersen beiseite mit dem Hinweis, dass es auf dem Killberg eindeutig um Obstbäume gehe. Oder besser: gegangen ist.

Drei große Plätze mit eigenen Namen

Getrennt Drei Plätze wird es im „Killberg IV“ geben. Die sollen nicht in die Straßennamen integriert sein, sondern zu ihrem Solo-Recht kommen. Der Bauausschuss hat den Vorschlag von Stadt und Fraktionen gutgeheißen. Es gibt zukünftig den Brunnenplatz, wo eben dieser hinkommt sowie den Linden- und den Obstbaumplatz, die dort jeweils gepflanzt werden.