Dank der Hechinger Energiesammelkarten-Aktion konnte sich der Obst- und Gartenbauverein Boll einen „Kon-Tiki“-Kohlemeiler anschaffen. Mit diesem ist es den Mitgliedern nun möglich, Baumschnitt an Ort und Stelle in Kohle zu verwandeln. Doch wozu soll das gut sein?
Diese und weitere Fragen beantwortete Ralf Börger, der Vorsitzende der Bollemer Obst- und Gartenbauern, am Samstag in einer Infoveranstaltung rund um das neue Gerät.
Kurz könnte man sagen, dass vor allem die poröse Oberfläche der Kohle die entscheidende Rolle spielt. Ein sieben Gramm großes Stück Kohle hat nämlich die Oberfläche eines Drittels eines Fußballfeldes. Und diese Oberfläche bietet Platz zum Speichern von wichtigen Bakterien, Pilzen und Wasser.
Diese wertvolle Kohle wird nun in einem kegelförmigen Loch oder in dem neuen Kohlemeiler gewonnen. Die Verbrennung läuft dabei so sauber ab, dass nur wenig Rauch aufsteigt, was auch einen geringen Schad- und Giftstoffausstoß bedeutet. Dabei kann sowohl trockenes als auch frisches, feuchtes Material benutzt werden.
Dass diese Kohle nützlich ist, fanden schon die Inkas heraus. Diese legten nämlich im sonst nicht so fruchtbaren Regenwald, Humusschichten an, die sogenannte „Terra Preta“, eine Mischung aus Kohle, Abfällen und Fäkalien. Und diese Erde ist jetzt noch, nach Jahrhunderten, vorhanden und bepflanzbar. Wenn man jedoch nur Kohle in die Erde einbringt, ist diese im ersten Jahr schlechter, weil die Kohle zunächst die Nährstoffe absorbiert.

Wie aus Kohle Wundererde wird

Wie macht man nun aus der Kohle diese Wundererde? Dafür gibt es drei Methoden. Davor steht aber das Häckseln der groben Kohle, um feine Strukturen und damit eine größere Oberfläche zu bekommen. Die erste Methode, so Börger, ist das Impfen mit effektiven Mikroorganismen (EM). Sie schaffen ein positives Milieu für den Pflanzenwachstum. Die EM gibt es im Fachhandel und müssen zunächst fermentiert werden, damit sie dann, mit Hilfe von Wasser, in die Kohle eingebracht werden können.
Eine zweite Möglichkeit ist das Einbringen der Kohle in den Kompost. Diese nimmt dann die Nährstoffe auf. Ebenso kann man aber auch Rasenschnitt in einem Sack, ähnlich dem Verfahren zur Gewinnung von Silage, mit Kohle fermentieren. Dazu muss man den Sack mit Grasabfall und Kohle stopfen, luftdicht verschließen und in der Sonne fermentieren lassen.
Die dritte Möglichkeit ist das Impfen mit Harnstoff, also Urin, der größten Phosphatquelle, die uns noch zur Verfügung steht. Neben Komposttoiletten gäbe es hier noch die Möglichkeit der Einbringung der Kohle in Ställen – als Nahrungsergänzungsmittel für die Tiere und als Einstreu. Das hätte auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Tiere, so wie direkt geimpfte Kohle.
Und diese Kohle, das konnte man am Samstag lernen, führt dann zu besserem Pflanzenwachstum, besserer Wasser- und Nährstoffaufnahme.
Eine rundum gute Sache also. Beim Obst- und Gartenbauverein Boll könnte dieser Biodünger als Reservoir für junge Bäume beim Pflanzen mit ins Pflanzloch eingebracht werden. Die Anwendungen sind aber genauso vielseitig wie die des Kohlemeilers selbst. Der wurde nämlich kurzerhand, nachdem mit einem Bollemer Schnaps auf ihn angestoßen war, zum Grill umfunktioniert. Und so war’s an einem schönen Herbsttag nicht nur ein informatives, sondern auch ein gemütliches Beisammensein auf der Obst­wiese.