Der Toten wurde gedacht, ebenso der Verletzten. An die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, wurde genauso erinnert wie an die, die ihr Herz und ihre Tür für sie geöffnet haben. Es waren viele und kurze Wortbeiträge, welche die Gedenkfeier in der Stiftskirche prägten. Man konnte seine Gedanken auf Zettel schreiben, sie verlesen und am Altar ablegen, wo Kerzen entzündet wurden.
Zwei Ukrainerinnen machten eine Ausnahme. Sie hatten viel zu sagen, und es war bedauerlich, dass man kein Wort verstand – bis auf „Deutschland“. Einem Ukrainer, der ans Mikrofon getreten war, versagte die Stimme unter Tränen. Man hätte ebenfalls weinen können.

Mit Gesang und Orgelklängen

Zu feiern gab es schließlich nichts an diesem ersten Jahrestag des Ukrainekriegs. Die Geflüchteten trauerten – um Angehörige und Freunde, um ihre Heimat. Dass so viele Menschen gekommen waren, auch sehr viele Einheimische, machte die Stunde in der Stiftskirche zusammen mit Gesang und Orgelmusik aber doch zu etwas Feierlichem.
Ein Jahr ist vergangenen seit den ersten russischen Raketen auf ukrainische Städte. Ein furchtbares Jahr. Und es ist kein Ende abzusehen, obwohl die Russen auch nach zwölf Monaten ihre Kriegsziele nicht ansatzweise erreicht haben. Doch das bedeutet genauso: Es sterben weiterhin Menschen, Soldaten wie Zivilisten.

Nur nicht viele Worte

Die Ukrainerinnen und Ukrainer, die geflüchtet sind, leben jetzt in Sicherheit. Aber loslassen werden sie nicht können. Gemeinsam trauern, das war einer der wichtigsten Gründe für die Gedenkfeier just am ersten Jahrestag des russischen Überfalls. Sehr viele in der Stadt und der Umgebung lebende Geflüchtete nahmen daran teil. Im Vorfeld hatten sie den Wunsch geäußert, nicht viele Worte zu machen und alles schlicht zu halten. „Weil es ein sehr schwerer Tag für sie ist“, sagt Almut Petersen, die Sprecherin des Hechinger Arbeitskreises Asyl.
Der organisiert seit vielen Monaten Deutschkurse für die Geflüchteten und sorgt sich auch um deren Integration in die Hechinger Welt. Die Idee für die Gedenkfeier ist entstanden beim jüngsten „Ukraine-Brunch“. Das sind die geselligen Zusammenkünfte sonntagmorgens im katholischen Gemeindehaus. Da war dieser unselige Jahrestag selbstredend schon ein Thema gewesen, und es wurde überlegt, ob und was man dazu machen könnte. Gemeinsam, so erinnert sich Almut Petersen, wurden die Inhalte der Gedenkfeier diskutiert – mit dem Schwerpunkt auf den wenigen Worten und dem eher Schlichten. Stiftskantor Mario Peters wurde gefragt, ob er für die Musik sorgen will, und der Organist war sofort mit dabei.

Schweigeprozession zum Abschluss

Almut Petersen unterstreicht, dass die Gedenkfeier auch für die Aktiven des Arbeitskreises ein Bedürfnis gewesen ist. Die Rolle des AK Asyl sah sie freilich und vor allem darin, den Geflüchteten die Möglichkeit zu geben, um zusammenzukommen und gemeinsam zu trauern.
Beendet wurde die Gedenkfeier mit einer Schweigeprozession zum Rathaus.

Es werden wieder Pakete gepackt

Mithelfen An diesem Samstag, 25. Februar, wollen die Ukrainerinnen und Ukrainer nochmal Hilfspakete packen und freuen sich über (haltbare!) Lebensmittelspenden oder Geldspenden an den AK Asyl Hechingen, IBAN: DE75 6535 1260 0079 2368 36, Stichwort Hilfspakete Ukraine. Lebensmittel und Hygieneartikel können am Samstag von 10 bis 11.30 Uhr im katholischen Gemeindehaus, Kirchplatz 6, abgegeben werden. Man darf auch gern beim Packen helfen.