Die Konsequenzen der Drogenbekämpfung sind gefährlicher als die Drogen selbst – zitierte Rüdiger Weckmann bei einem Pressegespräch am Donnerstag Prof. Dr. Lorenz Böllinger. Der Bremer Wissenschaftler ist Sprecher des Schildower Kreises, der den Staat auffordert, die bisherige Drogenpolitik kritisch zu überprüfen. Weckmann stellte gemeinsam mit seiner Kollegin Carola Rau und Timo Widmaier einen Antrag vor. Die Linken fordern, dass Reutlingen eine Ausnahmegenehmigung beantragt, um als Modellprojekt einen „Cannabis Social Club“ (CSC) einrichten zu dürfen.
„Wir wollen keine vollständige Freigabe, sondern eine kontrollierte Abgabe“
Eine bestimmte Gruppe von Leuten soll, sagte Weckmann, Cannabis legal konsumieren dürfen. Die Drogenberatungsstelle soll, so die Intention der Linken, vorschlagen, wer in diese Gruppe aufgenommen wird.
„Wir wollen keine vollständige Freigabe, sondern eine kontrollierte Abgabe“, stellt der Linken-Stadtrat Weckmann, der früher kurze Zeit als Suchtberater gearbeitet hat, klar.
Gefährliches Cannabis nicht dem Schwarzmarkt überlassen
Durch regulierte Abgabe und durch die Kontrolle der gesamten Produktions- und Vertriebskette des legalen Cannabis, sowie Wirkstoffangaben bei der Abgabe an Konsumenten, könnte ein regulierter und legaler Rahmen die gesundheitlichen Risiken für die Konsumenten minimieren und einen ausreichend sicheren Umgang mit dem Betäubungsmittel gewährleisten. „Cannabis ist zu gefährlich, um es dem Schwarzmarkt zu überlassen.“
Ein weiteres Argument aus Sicht der Linken besteht darin, dass ein regulierter und legaler Rahmen es erlauben würde, einen großen Teil der finanziellen Mittel für Drogenprävention nicht mehr für Repression, sondern stattdessen für unterstützende und präventive Maßnahmen wie Aufklärung, niedrigschwellige Hilfsangebote und Suchtbehandlung auszugeben. Dadurch ließe sich auch das Risiko einer Abhängigkeit deutlich verringern.
Antrag muss noch Zustimmung finden
Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen Cannabis als Medizin konsumieren müssen, könnten dank der legalen und regulierten Abgabe im CSC das Cannabis kostengünstig erzeugen und erwerben.
Sollte dieser Antrag eine Mehrheit im Reutlinger Gemeinderat finden, kann die Stadt einen Antrag auf das Modellprojekt stellen. Die Entscheidung, ob das Projekt zugelassen wird, trifft dann das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn.
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Jeder Vierte hat schon Cannabis konsumiert
Konsum Nach einer Einschätzung der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht haben in der Bundesrepublik Deutschland 27,2 Prozent aller Erwachsenen bereits einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert. Jeder achte Jugendliche und Erwachsene (13,3 Prozent) konsumierte laut dieser Quelle in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis. rab