Neues Kapitel im Tauziehen um niedergelassene Ärzte zwischen Oberstadt und Zentrum am Fürstengarten: Nachdem es vor Monaten ein sehr verdrießliches Gezerre um den Hautarzt vom Kirchplatz sowie um den Hausarzt und Onkologen vom Stockoch gegeben hatte (mit dem von vielen Hechinger Patienten harsch kritisierten Ergebnis, dass es einen Umzug ins alte Krankenhaus nicht geben wird), geht diesmal zwischen Balinger Landratsamt und Hechinger Rathaus alles schiedlich-friedlich über die Bühne. Im Klartext: Der bevorstehende Umzug des Allgemeinmediziners Dr. Claus Kuon vom Obertorplatz ins Zentrum am Fürstengarten ist zwischen Landkreis und Stadt sauber kommuniziert worden und gerät daher nicht unter Abwerbe-Verdacht.
Kuon zieht Ende September um
Auch in der Kreistagssitzung am Montagabend, als der vierte Bauabschnitt für das Zentrum am Fürstengarten einhellig beschlossen wurde, gab es keine Kontroverse um dieses Detail, das die Kreisverwaltung von sich aus bekanntgab. Auf Nachfrage der HZ bestätigte Kuon, dass er „voraussichtlich schon Ende September“ seine Praxis am Obertorplatz schließen und im alten Krankenhaus neu eröffnen werde. Der Grund ist bekannt: Das Geschäftshaus Obertorplatz 15, die ehemalige Parfümerie Zink, in dessen Obergeschoss Dr. Kuon noch praktiziert, ist als Bestandteil des großen EJL-Projektes auf dem HZ-Areal dem Abriss geweiht.
„Ich bin jetzt 65“, sagt Claus Kuon. „Wenn ich weitermachen will, brauche ich jetzt eine neue Praxis.“ Zum Zentrum am Fürstengarten habe es für ihn „keine Alternative“ gegeben, auch wenn er sich der Tatsache bewusst ist, „dass viele sagen: Schade, wieder einer weniger in der Oberstadt“. Bei der aktuellen Rochade ist die Bilanz aber immerhin eine ausgeglichene. Kuon bezieht an der Weilheimer Straße nämlich die Praxisräume, die der Orthopäde Dr. Wilfried Gfrörer freigemacht hat, nachdem er unlängst seinen eigenen Neubau an der Frauengartenstraße bezogen hat. Auch dieser Umstand dürfte dazu beigetragen haben, dass aus dem Hechinger Rathaus diesmal kein Wehklagen zu vernehmen ist.
Claus Kuon selbst sieht das Wohl und Wehe der Hechinger Oberstadt ohnehin nicht von der Frage abhängig, wo sich Ärzte niederlassen. Die Stadtentwicklung, meint er, sei eben jahrzehntelang „verschlafen“ worden. Er hält jedenfalls gar nichts davon, dass Hechinger Stadt- und Kreisräte seinem Kollegen vom Kirchplatz in Sachen Umzug an den Fürstengarten Steine in den Weg legten. Richtig groß sei der Schaden erst, wenn solch ein Facharzt die Stadt verlasse. Die Zukunft, so ist Kuon überzeugt, gehöre Ärztezentren wie dem am Fürstengarten – Einheiten, in denen junge Ärzte, die mehrheitlich gar nicht mehr die Selbstständigkeit suchten, die Möglichkeit fänden, sich anstellen zu lassen.
Die Sanierung der 120 Quadratmeter großen, von Dr. Gfrörer aufgegeben Praxisräume im Erdgeschoss des Zentrums am Fürstengarten ist ebenso Bestandteil des insgesamt 4,5 Millionen Euro teuren vierten Bauabschnittes, wie der Abriss des Westflügels (der aus technischen Gründen deutlich teurer wird als erwartet), die Erneuerung der Heizungsanlage und das Herstellen der Außenanlagen.
Weg frei für die Apotheke
Außerdem wird der Weg frei gemacht für den Neubau der „Sonnen“-Apotheke. Der Streit darüber hat sich inzwischen auch erledigt, nachdem alle Beteiligten akzeptiert haben, dass es keine Aufstockung des Anbaus für weitere Arztpraxen geben wird.
Hechinger Schulen bekommen 13-Millionen-Neubau
Beschlossene Sache ist – wie bereits kurz gemeldet – seit Montagabend auch die Fusion der Beruflichen Schulen. Voraussichtlich zum Schuljahr 2019/2020 werden in Hechingen die hauswirtschaftliche Alice-Salomon-Schule und die Kaufmännische Schule unter ein organisatorisches Dach kommen. Unter ein räumliches nicht ganz, schließlich liegen ein paar hundert Meter Schloßberg zwischen den beiden Standorten. Zur Lösung der Raumprobleme fix geplant ist jedoch ein 13-Millionen-Euro-Neubau auf dem Alice-Salomon-Schulgelände. hy