In der über zweistündigen Show hat BAP gezeigt, wie sehr die Band die Liveauftritte vermisst hat. Das schwäbische Balingen hat mit den Kölsche Jungs gesungen, geklatscht und getanzt.
Er ist politisch, er ist poetisch, er findet leise, berührende Töne und rockt die Menge: Wolfgang Niedecken, Frontmann der Kölner Kultband BAP. Auch nach zweijähriger Coronapause oder vielleicht gerade deswegen sind Niedecken und sein Band präsenter denn je, ihre Spielfreude spürbar und die Show mitreißend.
Niedecken schwärmt von der schönen Location
Nach drei Liedern wird er lockerer, begrüßt Balingen und verrät, dass er schöne Erinnerungen an die beiden Festivals hat: „Ich stand hinter Bob Dylan am Salatbuffet.“ Die Festivals seien der Hammer gewesen und der Marktplatz eine tolle Location.
Er arrangiert mit seinen Profimusikern eine Reise in die 40-jährige BAP-Geschichte, bei der „Kristallnacht“ ebenso wenig fehlt wie „Müsli-Man“. BAP hat noch immer eine Botschaft, ist politisch, fordert die Zuhörer und Zuhörerinnen zum Nachdenken, zum Hinterfragen und auch zum Rebellieren auf.
Die vielen BAP-Fans kennen die Texte in- und auswendig und singen mit, sei es bei „Alexandra“, bei „Wellenreiter“ oder dem wunderschönen Liebeslied „Jraaduss“, bei dem sich die Paare aneinanderschmiegen. Niedecken erzählt, wie er den Trennungsschmerz von seinen Kindern, das Abnabeln von seiner jüngsten Tochter im Song Josephine verarbeitet hat und, dass er die Angst und die Wut über Donald Trumps Amtszeit in das Lied „Ruhe vor dem Sturm“ gepackt hat. Das Lied, das er als Kristallnacht 2.0 bezeichnet, wühlt auf.
Nach zwei Stunden verabschiedet sich BAP, lässt sich aber nach den Zugabe-Rufen nicht lange bitten und haut nochmals in die Tasten. Die Sonne ist längst hinter dem Balinger Kirchturm verschwunden, als tausende Stimmen sich zur BAP-Hymne „Verdamp lang’ her“ vereinen.