Schon einmal, im Jahre 1988, war der markante Kuppelbau vom Abbruch bedroht. Dann aber gründete sich der Arbeitskreis Friedhofkapelle, der über Jahre hinweg Spenden sammelte und Veranstaltungen organisierte. 1989 bis 1995 fand eine grundlegende Renovierung statt. 2001 erfolgte die Schenkung an die Stadt Albstadt.
Seit mehr als einem Jahr ist die 1898/99 erbaute Kapelle nun schon mit Hilfe von Bauzäunen abgesperrt. Ein Zettel an der Tür weist auf bauliche Aktivitäten hin: „Kapelle vorübergehend geschlossen – Sanierungsmaßnahme“. Jedoch: Von Sanierung keine Spur – seit Mitte 2016 tut sich nichts. Ein Umstand, der mehr und mehr Albstädter ärgert und eine Gruppe engagierter Bürger auf den Plan gerufen hat.
Den Zerfall aufhalten
Lieselotte Probst – eine Ur-Ebingerin, die zwischenzeitlich zwar in einem Nachbarort lebt, aber mit ihrer Heimat eng verbunden ist – und ihre Mitstreiter haben in den vergangenen Wochen Unterschriften gesammelt. Die Resonanz zeigt, dass die Initiative mit ihrer Forderung, die Kapelle endlich zu sanieren, nicht allein ist: „Es sind knapp 1500 Unterschriften zusammengekommen“, sagt Lieselotte Probst. Die Unterzeichner sind sich einig: Es muss etwas geschehen. Man könne nicht weiter zusehen, wie das Bauwerk zerfällt.
Die seitens der Stadtverwaltung in Aussicht gestellte Sanierung liegt offenbar auf Eis. In einem Schreiben nannte OB Klaus Konzelmann den Kostenaufwand von rund 600 000 Euro als Grund. Eine Zahl, die aber offenbar auf einer reinen Schätzung beruht und somit aus Sicht der Bürgerinitiative nicht verlässlich ist. „Das müsste man doch erst mal genauer prüfen und Angebote einholen.“ Eine „erste Hilfe“ sei außerdem weitaus preiswerter zu bewerkstelligen. Nach einem Gespräch mit einem befreundeten Albstädter Architekten weiß Lieselotte Probst, dass schon viel gewonnen wäre, wenn wenigstens die Dachrinnen gereinigt würden. „Das kann man doch ohne großen Aufwand machen.“ Die Kosten hierfür und für eine Probedrainage seien nicht erheblich und sollten eigentlich, so Probst, im Paket Gebäudeunterhaltung inbegriffen sein. Was der Kapelle zu schaffen macht, ist die Feuchtigkeit. Hier Gegenmaßnahmen zu treffen, ist unverzichtbar, wenn man keine weiteren Schäden in Kauf nehmen will. Probst: „Die Kapelle zu erhalten, ist eine Frage des Wollens und nicht des Könnens.“
„Die Kapelle ist in den Augen vieler Friedhofsbesucher eine Art Ruhepol, ein Ort der Besinnung und des Innehaltens, und sie hat obendrein eine historische Dimension“, erklärt Fritz Leibfritz, warum es auch für ihn außer Frage steht, dass das Gebäude nicht abgerissen werden darf. Der Bau gehöre zum Stadtbild wie die Martinskirche und der Bürgerturm.
Nicht zuletzt sei die Kapelle Ausdruck des Wohlstands und des Gestaltungswillens, der Ende des 19. Jahrhunderts das aufstrebende Ebingen charakterisierte. Schon allein daraus leite sich die Verpflichtung ab, die Kapelle für künftige Generationen zu erhalten. „Wenn man nichts tut und sie einfach weiter so stehen lässt, werden die Schäden immer größer.“