Der Erhalt der Anfang des 13. Jahrhunderts erbauten Vituskapelle auf dem Gruoler Friedhof ist der Bevölkerung ein großes Anliegen. Dies wurde jetzt wieder am bundesweiten Tag des offenen Denkmals deutlich. Die stündlich angebotenen Führungen wurden rege genutzt. Architekt Timo Raible, die Restauratorinnen Luise Schreiber-Knaus und Kathrin Rahfoth, Steinmetzmeister Paulus Roth, Riccardo Itta, ein Spezialist für Steinkonservierung aus Überlingen, sowie Zimmermeister Daniel Dieringer von der Firma Dieringer Holzbau, Rangendingen, beantworteten die Fragen der Besucher.

Fenster werden geschützt

Auf besonderes Interesse stießen die wertvollen Glasfenster der Kapelle. Expertin Kathrin Rahfoth erläuterte, dass die Glasmalereien von 1881 zu den glanzvollsten Elementen der hochgotischen Kirche gehören. Die Vituskapelle ist eine der ältesten Kirchen im ehemaligen Hohenzollern. Bei der Restaurierung gehe es nicht nur darum, diese möglichst im Originalzustand zu erhalten, sondern sie auch künftig vor Feuchtigkeitsschäden zu schützen. Deshalb werde die Schutzverglasung nach außen versetzt und die historische Verglasung nach innen verrückt.
Steinkonservator Riccardo Itta ergänzte, dass Fehlstellungen an den Steinen beseitigt werden müssen, bevor die restaurierten Fenster voraussichtlich im November wieder an ihrem angestammten Platz im Kirchenschiff eingesetzt werden können.
Luise Schreiber-Knaus ging in ihren Führungen auf die nachweislich im Jahr 1452 eingebaute hölzerne Tonnendecke ein sowie auf die vermutlich spätgotische Schablonenbemalung der Decke ein, die auf mehreren Deckenbrettern heute noch zu erkennen ist. Auch auf figürlichen Wandmalereien machte Schreiber-Knaus aufmerksam. So sind zum Beispiel an einer Wand die Darstellung einer Kreuzabnahme Christi und zwei Frauenköpfe deutlich zu erkennen. Dieser Passionszyklus soll so gut es geht restauriert werden.

Ein Turm im Turm

Mutige und schwindelfreie Besucher konnten auch das Gerüst besteigen oder sich per Lastenaufzug in die Höhe hieven lassen. Dort zeigte Zimmermeister und Restaurator Daniel Dieringer auf, welch umfangreiche Arbeiten notwendig sind, um den markanten, sechseckigen und sehr steilen Turmhelm, ebenfalls aus der Zeit um 1460, zu sanieren. Da das Fachwerk auf drei Seiten total morsch ist, wurde für die Dauer der Sanierung im Innern gewissermaßen ein zweiter Turm zur Stabilisierung errichtet. „Es werden nur die kaputten Balken ersetzt und wo Eiche war, kommt auch wieder Eiche rein; dasselbe gilt für das Tannenholz“, so Dieringer. Hinter dem spätmittelalterliche Glockenturm konnten alte und restaurierte Balken und auch Dachziegel aus der Nähe betrachtet werden.
Die Turmspitze soll wieder eine glänzende Dacheindeckung erhalten. Kaputte Ziegel werden durch neue, glasierte Ziegel ersetzt. Über die bereits durchgeführten Steinmetzarbeiten an Gesimsen und Fensterleibungen gab auch Steinmetzmeister Paulus Roth erschöpfend Auskunft.
Wer sich nach soviel Information etwas Ruhe gönnen wollte, konnte sich in einem Zelt vor dem Friedhof von den Mitglieder des Fördervereins Vituskapelle mit Kaffee und Kuchen und Roten vom Grill bewirten lassen.
Bilder der Gruoler Friedhofskapelle von früher und von heute waren in einem weiteren Zelt zu besichtigen.

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