Mit Ivo Lavetti in Stetten, der Firma Kälte-Henne und Gustav Schmoll in Owingen hat der Nabu Haigerloch jetzt drei Vorbilder in Sachen Mehlschwalben ausgezeichnet.
Am prostuhl.com-Firmengebäude von Ivo Lavetti in Stetten sind alljährlich rund 100 Schwalbenpaare in Naturnestern zugange. „Damit ist das vermutlich die größte Kolonie im Zollern­albkreis“, stellt Nabu-Vorsitzender Herbert Fuchs fest. Eine ähnlich große Zahl von Nestern befindet sich am ehemaligen Betriebsgebäude Edele in der Owinger Römerstaße, das seit Jahren der Firma Kälte-Henne gehört. Die dritte Auszeichnung ging an Gustav Schmoll aus Owingen, der sich im Neubaugebiet als „Schwalben-Botschafter“ betätigt hat, so dass dort nun ebenfalls Dutzende Schwalben unterwegs sind.
„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, warnt ein bekanntes Sprichwort. Noch trüber dürfte die Vorstellung ausfallen, wenn sich keine Schwalbe mehr am heimischen Sommerhimmel zeigen würde. Ohne schwarz malen zu wollen, steuern die Sommerboten allerdings in einigen Gegenden Baden-Württembergs auf einem dramatischen Kurs: Mehl- und auch Rauchschwalbe, die einst so typischen Begleiter des Menschen, wurden mit ihren Beständen für Baden-Württemberg in der aktuellen Roten Liste als gefährdet eingestuft. Eine Ursache für den Rückgang der Schwalbenpopulation sind der Verlust und die Zerstörung von Nestern und Nistmöglichkeiten. Diesem Trend will der Nabu nicht tatenlos zusehen. Vielerorts laufen schon länger einzelne Hilfsmaßnahmen für diese Arten.
In diesem Jahr kam eine weitere Aktion hinzu: Die Auszeichnung von Menschen und Häusern, bei und an denen die Glücksbringer willkommen sind. Jeder, der ein schwalbenfreundliches Haus, eine Ferienunterkunft, ein Hotel oder sonstiges Gebäude hat, kann die Auszeichnung erhalten. Eine Mitteilung an die Nabu-Gruppe vor Ort genügt.
Der Nabu weist darauf hin, dass man keine Angst vor Verschmutzungen an der Hausfassade haben muss. Ein einfaches Brettchen, das unterhalb des Nestes angeschraubt wird, genüge, um den Schwalbendreck aufzufangen.
Zu bedenken gibt der Nabu auch, dass Umfragen in Tourismusregionen gezeigt haben, dass Urlauber das Vorkommen der wendigen Flugkünstler begrüßen und so genannte Vergrämungsmaßnahmen wie Drähte, Seile oder Flatterbänder dagegen als abstoßend empfinden. Die Auszeichnung „schwalbenfreundlich“ hat auch einen Werbeeffekt: Die ausgezeichneten Hotels, Cafés oder Ferienunterkünfte werden auf Wunsch vom Nabu Görwihl auf der Internetseite veröffentlicht.
Das größte Problem der Schwalben beim Bau ihrer kunstvollen Nester ist, dass sie dafür Lehm benötigen. Jahrzehntelang fanden sie zur Genüge lehmiges Bodenmaterial in feuchten Pfützen auf Feldwegen oder auf ungepflasterten Plätzen. Heute ist der Großteil dieser Flächen versiegelt. Hinzu kommt, dass es den Schwalben durch die Aufgabe vieler landwirtschaftlicher Betriebe an ausreichender Insektennahrung mangelt.
Der Nabu hat einen Leitfaden zum Schwalbenschutz erstellt. Nach zwei Jahren intensiver Arbeit im Projekt „Schwalben willkommen“ bezeichnet Diplombiologin Jutta Over die 74-seitige Broschüre als Ergebnis unzähliger Diskussionen, Beobachtungen und Erfahrungen in ganz Niedersachsen. Doch auch auf andere Bundesländer kann das gut ­übertragen werden.
Die Broschüre zum Schwalbenschutz kann kostenlos über den Nabu Niedersachsen bezogen werden.