Ihre Musik ist Tango und den zelebrierten die Musiker des Jourist Quartett beim Abschlusskonzert der Haigerlocher Schlossfestspiele im Fürstensaal von Bad Imnau leidenschaftlich mit Feuer und Brillanz, sprühender Lebensfreude, melodischer Eleganz, rhythmischer Straffheit und jeder Menge Virtuosität.
Dabei traf der glutvolle argentinische Tango Nuevo der Tango-Ikone Astor Piazolla auf sein sehnsuchtsvolles, mehr versonnenes russisches Pendant aus der Feder des ukrainischen Komponisten und Bajanvirtuosen Efim Jourist.
Acht jahreszeitliche Stimmungsbilder von der Nord- und Südhalbkugel und von beiden Ländern bestimmten den ersten Teil des Konzerts. In den vorüberziehenden Jahreszeiten schufen die Musiker durch die Klangfarbe ihrer Instrumente das vollständige Spektrum der Emotionen von schwerer Wehmut bis zu einem leichten, beschwingenden Glücksgefühl. Die exquisiten, anspruchsvollen Arrangements waren vielfarbig und forderten alle vier Musiker gleichermaßen zu virtuosem Spiel heraus.
Mit Stringenz und Spannung bauten die vier Virtuosen Edouard Tachalow, an der Violine ein Hexenmeister, Jakob Neubauer für den anspruchsvollen Bajan-Part, Christian Schulz (Gitarre) und Johannes Huth (Kontrabass) ihre Interpretation von Primavera porteño (Frühling) bis Invierno porteño (Winter) auf, um dann als reizvollen Kontrast ganz in die russische, eher schwelgerisch-melancholische Tango-Welt von Efim Jourist einzutauchen. Russland und Tango? Ja, auch Osteuropa wurde einst früh vom Fieber angesteckt und hat seine ganz eigenen Tango-Varianten entwickelt. Die Melancholie des Tangos und die sprichwörtliche Schwermut der russischen Seele harmonieren wunderbar. Unter den Titeln „La Russie“ und „Bilder aus dem alten Russland“ hat Efim Jourist konzertante Tango-Stücke komponiert, die das ausgezeichnet aufeinander abgestimmte Quartett in bester kammermusikalischer Art mit viel Gefühl und Ausdruck, Präzision und mit innigem Verständnis für den Gehalt der Musik als faszinierenden Klangteppich ausbreitete. Alles funktionierte perfekt, die harten Brüche im Charakter, Tempiwechsel, plötzliche Pausen, die Präzision im Rhythmus. Lebendiger, zeitgemäßer, mitreißender kann man Tango kaum spielen. Das Jourist Quartett bedankte sich mit einer Zugabe für den tosenden Applaus der zahlreichen, begeisterten Konzertgänger.