Aus bislang noch unbekannter Ursache kam es in der Nacht auf Dienstagmorgen zu einem Brand in der „Krummen Charlotte“ in der Haigerlocher Oberstadtstraße. In einer dramatischen Aktion musste ein 45-jähriger Hausbewohner aus dem Gebäude gerettet werden. Er musste in der Dunkelheit aus einem Gaubenfenster klettern und über das steile Satteldach in den Drehleiterkorb der Feuerwehr Haigerloch klettern. „Er war komplett in eine Rauchwolke gehüllt, wir konnten ihn kaum sehen“, schildert Gesamtwehrkommandant Robert Wenz die Rettungsaktion. In Zentimeterarbeit habe man den Drehleiterkorb durch die Nacht manövrieren müssen, um dem Mann den Einstieg zu ermöglichen. „Gottseidank, er hat die Nerven behalten“, so Wenz über den Geretteten.
Der 45-jährige Wohnungsinhaber hatte um kurz nach 1.30 Uhr Rauchgeruch im Gebäude bemerkt. Als er nachschaute, schlug ihm auf der Treppe bereits so dichter Rauch aus dem Erdgeschoss entgegen, dass es ihm nicht mehr möglich war, das Gebäude über das Treppenhaus zu verlassen. Er begab sich daraufhin zurück in seine Wohnung und setzte von dort einen Notruf ab.
In dem aus dem 17. Jahrhundert stammenden und unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhaus befindet sich außer Wohnungen das erst im Jahr 2016 wiedereröffnete Café-Restaurant „Krumme Charlott“, das weit über Haigerloch hinaus bekannt ist.
Laut Gesamtwehrkommandant Robert Wenz befand sich der Brandherd in der Küche des Café-Restaurants. Jedenfalls seien die Schäden in der Küche und im Wohnraum darüber am größten. Den Küchenbrand habe man schnell löschen können. Allerdings sei es zuvor, beim Öffnen der Eingangstüre, zu einer Rauchgasdurchzündung gekommen, so dass den Einsatzkräften Flammen entgegen schlugen. Die Hitze in dem uralten Fachwerkhaus sei inzwischen so groß gewesen, dass die Atemschutzträger nicht mehr zu dem im Obergeschoss eingeschlossenen Hausbewohner vordringen konnte.
Nach seiner Rettung über die Drehleiter wurde der 45-Jährige mit einer leichten Rauchgasintoxikation vom Rettungsdienst, welcher ebenfalls mit mehreren Einsatzkräften vor Ort war, in ein umliegendes Krankenhaus eingeliefert. Weitere Personen befanden sich nicht im Gebäude.
Im Rahmen der Löscharbeiten zog sich auch eine 48-jährige Feuerwehrfrau leichte Verletzungen durch einen Sturz zu, die ebenfalls behandelt werden mussten.
„Das war ein schnelles Eingreifen“, stellt Gesamtwehrkommandant Wenz fest. Die Feuerwehr Haigerloch sei sehr schnell vor Ort gewesen. Mit Unterstützung der Feuerwehr Owingen und dem Gerätewagen Atemschutz der Feuerwehr Hechingen habe man „den Löscherfolg sofort gesehen“. Danach habe man das Haus „zügig belüftet“, indem eine Abluftöffnung in Richtung Tal geschaffen worden sei. Dadurch habe man Dachgeschoss und Dachspitz schnell rauchfrei bekommen. Mit Hilfe der Wärmebildkamera sei danach noch im Gebäude gezielt abgelöscht worden. Am frühen Morgen machten sich die Einsatzkräfte auf ihren Nachhauseweg.
Später am Dienstagmorgen stand die „Krumme Charlott“ tatsächlich da, als wäre nichts geschehen. Von der Oberstadtstraße aus zeugten nur noch die weit geöffneten Fenster, Rauchgeruch und Fetzen angekokelten Dämmmaterials von dem nächtlichen Feuer. Aber im Laufe des Dienstagnachmittags fanden die letzten Funken offenbar neue Nahrung. Denn kurz vor 12.30 Uhr gab es erneut Feueralarm. Bis etwa 17 Uhr dauerten die umfangreichen Nachlöscharbeiten an.
Das Gebäude ist derzeit nicht mehr bewohnbar, die „Krumme Charlott“ außer Betrieb. . Nach ersten vorsichtigen Schätzungen beläuft sich der Schaden an dem altehrwürdigen Fachwerkgebäude auf mehrere hunderttausend Euro. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern an.
Die Feuerwehren waren in der Brandnacht mit insgesamt elf Fahrzeugen und 41 Einsatzkräften vor Ort (28 aus Haigerloch, acht aus Owingen und fünf aus Stetten). Die Einsatzleitung hatte Haigerlochs Gesamtwehrkommandant Robert Wenz. Er hat Bürgermeister Heinrich Götz am frühen Dienstagmorgen über den erfolgreich gelöschten Brand und die Personenrettung informiert. Ebenfalls am einsatzort war die Helfer-vor-Ort-Gruppe der DRk-Bereitschaft Haigerloch und, zum Schutz der Atemschutzträger, der Ehrenamts-Rettungswagen der DRK-Bereitschaft Geislingen.