„Viele Kinder auf der Wiese“, erklärt Johanna, trägt noch etwas Gelb auf und schon strahlt die Sonne auf ihrem Bild mit der echten am Himmel um die Wette. Auch wenn diese Kinder ihrer Fantasie entspringen, wer genau hinschaut entdeckt bei der erst siebenjährigen Künstlerin ein wichtiges Detail: Die Jungen und Mädchen halten sich alle an den Händen – wie schön.
Noch nicht ganz so weit ist ihre Schwester Leonie, die Neunjährige hat sich für ein Einhorn im grellen Pink entschieden und überlegt, was sie noch dazu malen kann. „Wir finden es hier klasse“, sagt Beatrix Dolch und schaut ganz entspannt ihren beiden Töchtern zu, wie diese ihre Kreativität walten lassen. Die Familie aus Rechberghausen hat sich wie Theresa aus Bartenbach extra früh aufgemacht, „da sind die Temperaturen angenehmer und es gibt noch schattige Plätze“, lautet die logische Erklärung. Ihre Inspiration holte sich die 15-Jährige aus dem Internet, suchte nach „Menschen, die anders aussehen“. Noch sieht man es nicht, aber der Mann wird zwei Stunden später eine Augenbinde um den Kopf tragen.
„Sagt mal, wie lang seid ihr denn schon da?“, zeigt sich eine Frau angesichts der überdimensionalen Retro-Popcorntüte erstaunt – scheint diese doch so gut wie fertig zu sein. „Vor fünf Minuten angefangen“, scherzt Alexander Büttner, der zusammen mit Regina Hägele und elf Viertklässlern der hiesigen Grundschule vor Ort ist. „Die 4b hat dieses Motiv einstimmig beschlossen“, berichtet die Lehrerin und verrät, dass weitere Vorschläge wie Blumenwiese, Regenbogen, Unterwasserwelt oder Einhorn durchfielen. Und man muss schon zugeben, die gut gemalte Leckerei zieht die Leute magisch an.
„Hatte ich Lust drauf“, nennt Vanessa Baumann kurz und knapp den Grund, warum sie sich für die Meerhexe Ursula aus Arielle entschieden hat. Die junge Frau aus Neuhausen auf den Fildern ist großer Fan von Disney-Figuren. So um die Mittagszeit zählt Melanie Arendt, die Tochter von Olga Arendt, 43 Anmeldungen der unterschiedlichen Kategorien. Dazu zählen Gruppen, Klassen oder Familien. Auch wenn heuer wieder eine kleine, aber feine Handvoll Profis ihr Können zeigen, der Schwerpunkt liegt auf Hobbymalern jeder Altersklasse, mit oder ohne Erfahrung in Kunst und Malerei. Und gerade die Vielfalt von kindlichem Charme und Kunstverständnis, macht den Straßenmalwettbewerb so spannend.
Dank Absperrung ist ausreichend Platz vorhanden. Die Hauptstraße vom Oberen Tor bis zu zahlreichen kleinen Gässchen, wurde kurzerhand zur Mal- und Flaniermeile umgestaltet.
Ein sehr cleveres und talentiertes Kerlchen scheint der achtjährige Nico zu sein. Kurz nach 9 Uhr ist er mit seiner Mama Ursula Winter aus Ebersbach gekommen. Nicht nur, dass er sein Bild mit einem Bauernhof im Maisfeld mit der Cartoon-Figur Rayman, einem Hubschrauber und Heißlustballon mischt, auch hat er sich ganz bewusst den einzigen Teerfleck im Gelände ausgesucht. Und gerade dieser dunkle Hintergrund verleiht seiner sorgfältig gemalten Arbeit etwas ganz Besonderes.
Apropos außergewöhnlich, gleich zwei junge Damen suchten sich als Motiv Frieda Kahlo aus. Bezeichnet sich Annika Kirschner aus Bartenbach als sehr kunstinteressiert und fand den Film über die mexikanische Malerin ganz gut, sieht Carolin Nonnennacher aus Adelberg in ihr eine „Ikone der Weiblichkeit“. Jedes Portrait dieser bekannten Malerin mit deutschen Wurzeln ist auf seine Weise bezeichnend schön, darf man allerdings als absoluten Hingucker und aufwendigstes Gemälde freilich das Boot in 3-D-Optik bezeichnen. Brigitte Selby und ihre Tochter Eileen nebst deren Freundin Zoe schafften eine Illusion. „Man braucht da viel Geduld, weil allein die Vorbereitung für die richtige Perspektive sehr lange dauert“, verraten die drei Künstler aus Greenville in South Carolina und bedanken sich auf diesem Wege für den netten Nachbarn aus der Tintengasse, der Knieschoner, Decken, Essen und Trinken besorgt hat.
Gewinnernamen kommen abends, etwa 18 uhr
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